Mai #24, Sacramento
Um 5.32 Uhr wach gewesen.
Nach dem Frühstück dem Capitol durch den Park genähert. Eichhörnchen, Palmen, sehr viel Grün, und auf jedem Baum steht der Name, so dass man auch noch was lernen kann. Der Weg zum Regierungsgebäude ist perfekt inszeniert – zahlreiche Denkmäler – Vietnam, ehemalige Gouverneure, wenn ich das richtig gesehen habe – und zur Zierde hübsche Orangenbäume. Natürlich gibt es einen Sicherheitscheck und dann stehe ich schon vor dem Büro von Arnold Schwarzenegger. Ein dicker goldenfarbener Bär steht davor, gemeinsam mit einem Sheriff (mit goldenem Stern und Hut!) bewacht er das Büro. Rein darf man nicht und angeblich sind die Visitenkarten gerade aus – wegen der Wirtschaftskrise und der Neuwahl in Kalifornien werden angeblich keine neuen mehr gedruckt. Trotzdem habe ich wenige Minuten später eine in der Hand. Im Capitol gibt es übrigens freies W-Lan (so dass ich mich bei Foursquare und Gowalla einchecke, und sehe, dass Arnold Schwarzenegger NICHT Mayor ist).
Weiter geht es zum Crocker Museum, Kunst wird da ausgestellt. Das Museum hat montags geschlossen, trotzdem dürfen wir einen Blick hineinwerfen. Ein modernes Gebäude wird Oktober eröffnet, am 10.10. von 10 bis 10, das alte im viktorianischen Stil, schwere Teppiche, viel Holz, tolle Bilderrahmen. Ich lerne, dass man Bilder im Salon-Style aufhängen kann und finde diesen gut. Das moderne Gebäude ist sehr hell, man spielt mit dem Lichteinfall und milchigen Scheiben, die das alte Gebäude wie gemalt wirken lassen. Das mag ich sehr.
Entlang des Flusses gehen wir nach Old Sacramento, vorbei an einer sehr schicken Brücke hinauf auf ein Schiff, wo wir lunchen. Vor dem Schiff werde ich gefragt, ob ich ein Pärchen fotografieren kann, was ich natürlich sehr gerne mache. Warum das Schiff so besonders zu sein scheint, erklärt später die PR-Frau – Heiraten kann man da mit anschließender Übernachtung in der Captain-Suite. Ansonsten dient das Schiff auch als Hotel.
Old Sacramento erinnert mich an alte Cowboy-Filme. Flache Bauten, die natürlich extra so hergerichtet sind, große Schilder hängen an den Geschäften, der Bahnhof wirkt ebenfalls wie ein Museum. Wirklich schön, aber auch ein bisschen künstlich, weil doch alles perfekt restauriert ist. Eine begeisterte Historikerin zeigt, dass die Stadt einmal viel tiefer lag und deshalb mittlerweile über unterirdische Gänge verfügt, ehemalige Fenster sind mittlerweile zugemauert.
In meinem Reiseführer steht, dass das Railroad Museum eines der größten und tollsten von Nordamerika ist und das stimmt sicherlich auch. Alles ist opulent mit Liebe zum Detail hergerichtet und die Jungs in unserer Gruppe laufen die ganze Zeit mit leuchtenden Augen und gezückter Kamera durch die Zugreihen. Toll finde ich, dass ich durch einen Schlafwagen laufen kann und die typischen Zugbewegungen auch perfekt nachempfunden werden.
Bei jedem der Ausstellungsstücke sitzt ein älterer bis alter Herr, der Details zum besten geben kann, wenn man ihn fragt. Ich habe das Gefühl, dass sie alle ihre Züge sowas von gern haben. Die meisten von ihnen sind Freiwillige, die zwei bis drei Tage im Museum verbringen. Muss dringend mal rausfinden, ob sie sich auf diesem Weg auch ein bisschen ihre Rente aufbessern oder ob es sich dabei wirklich nur um einen Zeitvertreib mit großer Liebe zu den Ausstellungsstücken handelt. Am Eingang zeigt ein anderer älterer Herr, wie vor 80 Jahren der „Sacramento Bee“, die ansässige Tagezeitung gedruckt worden ist. Unsere Reiseführerin zur Lage vor Ort: Der Webseite gehe es hervorragend, der Zeitung nicht besonders. Bin gespannt, wie das in den anderen Orten hier so sein wird.
Abendessen im Hyatt-Hotel, das gleich gegenüber vom Capitol liegt. Angeblich die Unterkunft von Schwarzenegger – seit Ronald Reagan übernachte keiner der Gouvernors mehr im Regierungsgebäude – die PR-Dame will diese Gerüchte weder bestätigen noch dementieren. Der Chef des Hotels – selber Deutscher – fragt, wie es dem Euro und Frau Merkel gehe. Und das bevor er danach fragt, aus welchem Ort man denn komme. Das bereitet mir Sorge.