Mai #25, Gold
Der Morgen startet mit hektischem Frühstück (ich wähle die gesündere Variante mit Obst, Müsli und Joghurt). Die Amerikaner machen sich aus dieser Mahlzeit nicht sonderlich viel, das bemerke ich viel mehr als an der Ostküste. Da Frühstück meine Lieblingsmahlzeit ist, bin ich angemessen irritiert, lasse mir aber nichts anmerken.
Der Tag steht im Zeichen des Goldes. Erster Stopp ist das Fort von John Sutter. Ein ausgewanderter deutscher Geschäftsmann, der eine Art Marktplatz für den Warenaustausch schuf und dessen Angestellter das erste Gold in Kalifornien gefunden hat. Das Fort ist sehr schön hergerichtet, Kinder können die alte Zeit erleben, wenige Minuten nach uns trifft auf dem Gelände eine Horde Schulkinder ein, die den Tag dort verbringen wird.
Es ist lustig, wenn die Kalifornier hier immer davon sprechen, archäologische Ausgrabungen getätigt zu haben, wenn sie meinen, dass sie sich durch den Schutt der vergangenen 150 Jahre gewühlt haben. Andererseits ist es toll zu sehen, wie ernsthaft sie mit ihrer noch jungen Geschichte umgehen, wie sie alles konservieren wollen.
Es geht weiter zu dem Ort, wo 1848 das erste Gold von einem gewissen Marshall gefunden wurde. Ich darf nach Gold suchen, wenn auch nicht im American River sondern in den dafür vorgesehenen Holzbottichen (wegen des Erfolgserlebnisses, denke ich). Das ist aufwändig, lässt mich aber gut nachvollziehen, dass es die Leute damals süchtig gemacht hat. Goldfieber ist also ein durchaus treffender Begriff.
Der nächste Stopp: eine stillgelegte Mine. Der Guide ist großartig – 64, mit grauem Rauschebart, Bergarbeiterkluft – ein echtes Original, der aus dem Leben der Mine und seinem eigenen erzählt. Es ist mir egal, ob er wirklich einmal 70 Stunden unter Tage auf Hilfe gewartet hat, der Typ ist großartig.
Sowieso ist dieser Tag ein Tag der großen Kerle. Es geht weiter zu Mr. Kautz und seinem Weingut, Ironstone. Ein Typ, der ganz klein angefangen und sich hochgearbeitet hat. Erst Gemüse angebaut, mittlerweile besitzt er ein riesiges Gebiet, richtet Hochzeiten aus, veranstaltet Konzerte und betreibt ein Museum. Die Gigantomanie liebend stellt er dort den wohl größten Goldnugget Kaliforniens aus, der wohl irgendwann mal auf einen Wert von 3,5 Millionen Dollar geschätzt worden war. Das krasseste an seinem Anwesen ist allerdings die Riesen-Orgel, die er sich in einen der Säle gebaut hat, um Stummfilme mit der geeigneten Musik zu zeigen (und ganz nebenbei Wein zu verkaufen). (Der Zinfandel ist ganz lecker, der Chardonnay enttäuschend.)
Der Abend endet in Sonora und Jamestown, in dem ersten Ort steht das Übernachtungshotel (süß, teddybärig mit sehr vielen Kissen und einer Seife, die nach Orange riecht und die Hände seidenglatt macht), im zweiten das Dinner (sehr lecker). In der Gegend wurden viele Filme gedreht, „Zurück in die Zukunft“ und so, die Namen der Schauspieler, dir dort schon genächtigt haben, habe ich vergessen und müsste ich erst nachschlagen.
Im Bett schaue ich „Oprah“ und das Finale von „Dancing with the Stars“. Dann Tiefschlaf.
(written on my iPhone)