Buch: Sascha Lobo – Strohfeuer

Vor einigen Jahren erschien bei „Industrial Technology and Witchcraft“ eine Reihe, in der ein gewisser Sascha Lobo aus seiner Vergangenheit berichtete. Ich glaube, das muss der Moment gewesen sein, in dem ich das erste Mal von Sascha las (oder von ihm hörte). Er beschrieb auf eindrucksvolle Weise, wie er in der Hochzeit der New Economy eine Agentur gründete, wie sie sich dem Größenwahn hingaben und daran zugrunde gingen. Seitdem ist viel Zeit vergangen, Sascha ist mittlerweile ein gern gesehener Talkshowgast, wenn es darum geht, irgendwas zum Thema Internet zu sagen und er macht seine Sache gut (bzw. eben den jeweiligen Umständen angemessen). Er kann sich gut ausdrücken, sich ebenso gut verkaufen und ist dabei eben auch oft recht unterhaltsam.

Nun hat er also einen Roman geschrieben, einen Roman über Stefan, einen umgänglichen Typen, der sich gut ausdrücken, sich gut verkaufen kann und offenbar ein Händchen dafür hat, eine Begleitung für die Nacht oder manchmal sogar mehr zu finden. Er gründet mit ein paar Kumpels in der Hochzeit der New Economy eine Agentur. Sie buhlen um Marketingetats, schreiben Konzepte, designen Geschäftsberichte oder organisieren für irgendwelche abgelegenen Firmen Computerspezialisten. Wir erleben, wie er Lena aufreißt, sie betrügt, aber irgendwie doch bei ihr bleibt, um am Ende von ihr verlassen zu werden. Am Ende ist nicht nur die Beziehung futsch, sondern auch die Firma und noch dazu scheint Stefan aus seiner Agenturzeit und seiner Hingabe für Thorsten nichts gelernt zu haben.

Ich glaube, dass es für meinen Eindruck vom Buch nicht gut war, die Geschichte von Sascha damals bei „Industrial Technology and Witchcraft“ gelesen zu haben. Denn: Ich habe die ganze Zeit damit verbracht, darüber nachzudenken, wie viel Sascha denn nun in Stefan steckt und warum Sascha als Autor diesen Stefan so zeichnet, wie er ihn zeichnet. So oberflächlich, weil er eben so oberflächlich sein soll oder eben weil nicht zu viel von Sascha in Stefan einfließen sollte. Vielleicht lag es daran: Als ich damals die Geschichte von Sascha las, war das (zumindest in meiner Erinnerung) unglaublich satt geschrieben, sehr emotional, weil eben auch persönlich. Als ich nun die Geschichte von Stefan las, war das oft kalt, oberflächlich, eben unpersönlich. Was schade ist. Trotzdem liefert das Buch einen ganz guten Eindruck von der damaligen Zeit. Es gab genügend Stefans und Thorstens in vermutlich noch größeren Ausprägungen des Größenwahns.

Disclosure: Ich habe mit Sascha schon mal gerne das eine oder andere Bier getrunken und durfte irgendwann sogar mal seine Haare anfassen. Diese semi-persönliche Beziehung habe ich beim Schreiben dieses Textes ausgeblendet.

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