Franzis Früchtchen (10)
Und plötzlich sind all die Bäuche weg. Mit dieser, also meiner Schwangerschaft verhielt es sich nämlich so. Am Anfang, also als man noch nichts sah und sich so langsam damit auseinandersetzen musste, dass nun irgendwie alles anders werden könnte, da sah ich sie plötzlich ständig. Frauen mit Bäuchen, unterschiedlich großen Bäuchen. Mal so leicht gewölbt, dass ich nicht sicher war, ob da nun ein Baby heranwächst oder es sich doch nur um einen gut gepflegten Pizza-Bauch handelt. Mal so kugelrund, dass jeder Zweifel unangebracht war. Plötzlich, so könnte man meinen, war die ganze Welt schwanger.
Das ging dann auch noch ein bisschen so weiter. Still und heimlich verglich ich die Größen des Bauches mit dem meinigen und konnte mir doch kein richtiges Bild davon machen, wie viele Wochen besagte Damen mir Voraus waren. Doch zu den unzähligen Schwangeren gesellten sich zunehmend auch andere. Frauen, die Kinderwagen vor sich her schoben. Und ich Woche für Woche besser darin wurde, auf die Entfernung zu erkennen, um welche Kinderwagenmarke es sich denn handelte. (Jetzt wo die Wetten so langweilig geworden sind, könnte es sich lohnen, mit diesem Fachwissen bei „Wetten dass..?“ vorstellig zu werden.) Mamas und Papas, die mit kleinen Kindern an der Hand am Rhein entlang spazierten und mit ihnen Schiffe guckten. Oder die ihre Babys trösteten, wenn diese in lauten Cafés lautstark herumjammerten.
Und jetzt also das: Die Bäuche sind weg. Spaziere ich durch Düsseldorf, treffe ich niemanden mehr mit dickem Bauch. Keine Frau scheint derzeit mit mir schwanger zu sein. Cafés, Restaurants, das Schwimmbad, selbst die Promenade am Rhein erscheinen für meine Leidensgenossinnen eine Tabuzone zu sein. Stattdessen nur noch: Mütter mit Kindern, vereinzelte Väter, die einen Kinderwagen vor sich her schieben oder Großmütter, die offenbar die frisch gebackenen Eltern ein bisschen entlasten und mit den Enkeln eine Runde um den Block drehen.
Das Verrückte ist: Ich weiß ja, dass es sie gibt. Denn in Babyläden, beim Arzt oder bei der Akupunktur, da gibt es sie ja, die Schwangeren mit viel Zeit weil in Mutterschutz. Und so gerne würde ich wissen, womit sie sich die Zeit des Wartens vertreiben. Draußen rumlaufen tun sie offenbar alle eher nicht.
Ich tippe mal auf Schlafen…am Ende meiner Schwangerschaften waren Fernsehen (also nichts tun)und schlafen meine Lieblingsbeschäftigungen, wobei dies bei der zweiten Schwangerschaft eher mühselig war ;)
Sehr schön beschrieben! Bei mir selbst war es auch so. Immer wieder herumsehen und zu rätseln, wie alt die Kinder der anderen Müttern seien. Teils ist es wirklich nicht erkennbar, ob eine „Mutter“ schwanger oder nur gut genährt ist.
Doch nun geht es meinem Kind gut und ich habe diese ganze Beobachterei aufgehört.