So war die DLD13

Die Vorlesung von Peter Thiel war eine der großen Momente auf der DLD. Der Paypal-Mitgründer und frühe Facebook-Investor hat sich mit seinen Investments einen Namen gemacht. Alle Anwesenden hingen an den Lippen des eher bescheiden rüberkommenden Mannes. Thiel sprach darüber, wie die hochentwickelten Staaten wieder auf die Überholspur gelangen können. Technologie und Wissenschaft seien dabei sicher Schlüsselfaktoren.

Ein weiterer großer Kopf der DLD war meiner Meinung nach Kirk, vom Raumschiff Enterprise. Peter Thiel hatte ihn in seinen Vortrag eingebaut, um zu zeigen, dass wir unserer Vision von Raum- und Luftfahrt doch etwas hinterherhinken. DJ Patil machte mit Kirk deutlich, wie wichtig die menschliche Komponente bei großen Überthema Big Data sei. Jede brauche einen Spock auf seiner Brücke, sagte er und meinte damit, dass es die Köpfe braucht, die die große Zahl an Daten eben interpretieren können.

Befremden meinerseits übrigens, warum Peter Thiel von Christian Angermayer angekündigt wurde.

Manche Dinge waren nicht ganz so spannend. Das Panel zur Debatte um das Leistungsschutzrecht und den großen Umwälzungen in der Medienbranche passte nicht mehr so recht zur DLD, auf der doch eigentlich über die Zukunft gesprochen wurde. Die Second-Screen-Debatte war vielleicht noch vor drei Jahren zeitgemäß und die Kreativität, die rund um TV-Serien im Internet entsteht, ist zwar immer wieder faszinierend, aber eben auch nicht ganz so neu.

Nachhaltig beschäftigen werde ich mich auch mit dem Auftreten von Biophysiker Hugh Herr.“Fringe“ ist wohl auf dem besten Weg, Realität zu werden. Und die kleine Debatte, die sich danach in meiner Twitter-Timeline entwickelt hat, zeigt, mit welchen großen Fragen wir uns in den nächsten Jahren noch beschäftigen werden. (Siehe auch den sehr guten Beitrag von Christiane Link in ihrem Blog)

Da sitzt man in einem Vortrag und hört teils angeschaudert teils fasziniert zu, was mittlerweile alles schon möglich ist und ertappt sich dabei, dass man gar nicht versteht, was da gerade gesagt wurde.

Welche moralischen Fragen auf uns zukommen werden, wurde mir auch im Gespräch mit Esther Dyson oder dem Journalisten Rick Smolan klar. Smolan hat das Buch „The Human Face of Big Data“ herausgebracht und hat mich dazu gebracht, mal über meinen Handykonsum nachzudenken. Und im Gespräch mit Esther Dyson kam die Frage auf, wer eigentlich die Kosten bezahlt, wenn wir alle durch Selbstvermessung und so genau wissen, was schlecht für uns ist und es dennoch tun. Was wird aus unseren sozialen Sicherungssystemen? Wie gehen wir mit dem Streben nach Perfektionismus um und sichern unsere Vielfalt? Damit werde ich mich wohl in den kommenden Wochen noch ein bisschen beschäftigen.

Ansonsten: Viele tolle Gespräche, leckeres Essen (Danke Tomorrow Focus!), neue Ideen, DLD eben. Meinen Fitbit One schmeiße ich aber trotzdem nicht weg, sondern probiere das mit der Selbstvermessung einfach mal weiter aus.

Und zum Schluss:

(Jetzt muss ich aufhören, Akku und so.)

3 Antworten zu “So war die DLD13”

  1. Jens Best sagt:

    zu deinen Gedanken nach den Gesprächen mit Smolan und Esther Dyson: Mehr Wissen, also sprich mehr individuell und gesellschaftlich verarbeitete Daten fordern uns heraus, die Wertebilder, die wir meist sinnentleert als Wortfetzen die letzten Jahrzehnte benutzt haben, neu mit Leben zu füllen.

    Konkret: Ein Verständnis des Liberalismus (nicht die Pseudo-Nummer der FP oder die mutierte Version des Neoliberalismus) wird auf die Probe gestellt, wenn wir eben wissen und nicht nur ahnen, dass gewisse Lebenseinstellungen mehr soziale Kosten produzieren als andere (wobei das auch immer relativ zu sehen ist).

    Wissen und die damit im besten Fall einhergehende Erkenntnis ist für den Einzelnen bereits eine große Herausforderung, weil es immer bedeutet, dass der Lebenssti hinterfragt und ggf. geändert/weiterentwickelt werden muss. Jetzt stelle man sich diesen schmerzhaften, oft mit innerer Verweigerung einhergehenden Prozess auf gesellschaftlichem Level vor. – Kollektive Kognitive Dissonanz kann zu einigen hässlichen Momenten in der Menschheitsgeschichte führen.

    Und genau darin liegt die eigentliche Herausforderung dieses achso bunten Bildes, dass auf diesen wirtschaftspartys wie DLD gezeichnet wird – Wir müssen unsere Werte klarer vor Augen haben, sie vor und selbst und anderen verteidigen. Wir müssen und genau überlegen, wie die Erkenntnisse aus einer umfangreicheren Datenlage umgesetzt werden in konkretes gesellschaftliches Miteinander.

    Das Ãœberregulieren führt schnell zu einer Diktatur des „Gerechten“, wir haben diese Herrschaft schon oft erlebt. Soziale, religiöse oder wirtschaftliche Konformitätsdiktaturen sind keine Räume kultureller Innovation. Es wird die Frage sein in welche Hände die Macht der Datenanalyse fällt – ein wenig graut es mir davor. Offene und mehr Daten können zu einem mehr an Emanzipation, Innovation und Aufklärung führen. Aber dafür muss der Mensch sich daran erinnern, dass die größte Arbeit nicht diejenige der besten Algorithmen, sondern an sich selbst ist.

  2. Franziska sagt:

    @Jens: Danke für deine Gedanken. Man kann nur hoffen, dass wir das meistern werden.

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