Kristina Schröder und ihr Rücktritt

Ich habe nicht viel von Kristina Schröders Politik gehalten. Bin der Meinung, dass sie viele Fehler gemacht hat. Bevor ich das jetzt alles aufzähle: Miriam Hollstein hat das für „Die Welt“ in „Der Abschied einer überforderten Ministerin“ ziemlich gut aufgeschrieben. Sie hat Chancen zum Punkten nicht erkannt, herumlaviert, angestoßene Themen versanden lassen. Und vielleicht kann man ihr auch vorwerfen, dass ihr es nicht gelungen ist, ihre persönliche Situation in irgendeiner Weise politisch auszuschlachten, so wie man es von ihrer Vorgängerin gewohnt gewesen ist. Schröder, so könnte man sagen, wählte bewusst den Anti-von-der-Leyen-Weg.

Noch am Wahlabend kündigte Schröder an, aus „familiären Gründen“ einem neuen Kabinett nicht mehr angehören zu wollen. Natürlich stellt sich die Frage, ob man sie nach der Bilanz der vergangenen Jahre überhaupt gefragt hätte und ob dieser so selbstgewählte Abschied nur in vorauseilendem Gehorsam geschehen ist.

Trotz alledem kann ich die Häme nicht verstehen, mit der Schröder in den vergangenen Stunden übergossen wurde. „Erste gute Nachricht des Tages“, „Klappt wohl doch nicht so gut mit Familie und Beruf“ usw. hieß es bei Twitter. Dieser Tweet von Jan Böhmermann war durchaus populär und fasst die Mehrheit der Stimmen ganz gut zusammen:

Und natürlich ließ sich „Pro Quote“ nicht lumpen, ein bisschen Häme über die Flexi-Quotenfrau-Schröder zu kippen:

Mag sein, dass viele davon ausgehen, mehr Zeit für die Familie und vor allem für Tochter Lotte haben zu wollen, nicht der wahre Grund für diesen Rückzug ist. Und umso mehr wünsche ich mir, dass die Häme wirklich daraus begründet ist. Denn ich möchte nicht in einer Gesellschaft leben, in der der Rückzug einer Frau aus einem Job, der sich nicht unbedingt mit geregelten Arbeitszeiten auszeichnet, so derart gedisst wird. Sicher: Kristina Schröder ist in der Lage, es sich auszusuchen. Pensionsansprüche gesichert und weiter im Bundestag sitzen (Immerhin hat sie trotz der Gerüchte um ihren möglichen Rückzug ihr Direktmandat gewonnen.). Trotzdem verdient diese Entscheidung auch ein kleines bisschen Respekt. Ich kenne so einige Mütter, die sich wünschten, eine solche Entscheidung treffen zu können.

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