Buch: Der Pfau

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Ich hatte die Frau in der Buchhandlung nur gefragt, in welchem Regal ich wohl „Der Pfau“ von Isabel Bogdan finden würde. Sie führte mich nicht nur direkt dorthin, sondern wies mich auch auf ihre Kurzkritik hin. „Charmant erzählt und echt witzig“, hatte sie dort geschrieben und weil sie so freundlich war, erzählte ich ihr kurz, dass ich die Autorin schon seit Jahren im Internet lese. (Und auch mal auf einer Party von ihr war, aber das erzählte ich ihr nicht.) „Grüßen Sie sie von mir“, sagte die freundliche Mitarbeiterin und ich machte mich auf den Weg zur Kasse.

Es sind meistens nicht die schlechtesten Bücher, die in Buchhandlungen mit Kurzkritiken geadelt werden. Und es gibt nicht viele Bücher, die ich lese, weil ich die Autorin „kenne“. Weil ich eigentlich kaum Autoren wirklich kenne, es sei denn sie sind Musiker und ich war auf diversen Konzerten von ihnen und schreiben dann plötzlich ein Buch. Und eigentlich haben es solche Bücher natürlich viel schwerer, weil ich eine bestimmte Erwartung habe und diese Bücher irgendwie auch wirklich gerne haben will.

Was ich aber eigentlich sagen will: „Der Pfau“ ist toll, anders als erwartet, aber flott geschrieben, man kommt unglaublich schnell in das Setting rein und es ist aufregend, wie sich die gesamte Handlung um diesen verrückt gewordenen Pfau entspannt. Bei dem Satz „Alle freuten sich, dass sie mit dem Teambuilding so gut vorangekommen waren.“ musste ich sogar kichern. Und am Ende: legte ich das Buch zufrieden beiseite. Schon allein wegen des Schlusses hat sich die Lektüre gelohnt.

Nächstes Buch auf dem Stapel: Sarah Kuttners „180 Grad Meer“. (siehe oben)

Panikherz, Stuckimann, Udo und ich

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Heute wurde ich gefragt, ob ich „Panikherz“, das neue Buch von Benjamin von Stuckrad-Barre empfehlen würde. Und zwar weil die Person gerade auf der Suche nach etwas Inspirierendem sei. Ich muss ganz ausdrücklich sagen, für diese Kategorie eignet sich dieses Buch wirklich nicht. Zu viel Vollrausch, zu düster, zu depri. Denn ja: Mich hat „Panikherz“ berührt und wirklich mitgenommen.

Ich gehöre zu einer Generation, die eigentlich mit allen Protagonisten des Buches sehr viel anfangen kann. Benjamin von Stuckrad-Barre ist so ungefähr meine Generation, er ist Teil dieser Medienblase, und er hat, wie ich irgendwann lernte, sehr viel Musik gehört, die ich auch gehört habe. Ich habe so ungefähr fast alle seiner Bücher gelesen und irgendwie gehört er zu den wenigen deutschen Schreibern, die ich über all die Jahre hinweg gelesen habe, ja, nach denen ich sogar gegoogelt habe, weil ich mal wieder was Neues von dieser Person lesen wollte. Fangirl wäre der falsche Begriff, obwohl man schon sagen kann, dass ich seine Art zu reportieren, seine klare Sprache, seine Distanzlosigkeit, seine abschätzende Haltung gegenüber so ziemlich allem immer geschätzt und gemocht habe. Umso mehr war ich eigentlich überrascht, als ich irgendwann hörte, dass ausgerechnet dieser Mann einen Udo-Crush hat. (Sekundärliteratur: „Die Wiederauferstehung des Udo Lindenberg„).

Und ich gehöre auch zu dem Personenkreis, der schon früh mit dem Liedgut von Udo Lindenberg in Berührung gekommen bin. In meiner Erinnerung ist eine der prägendsten Lindenberg-Lieder „Wozu sind Kriege da?“. Gehört auf Kassette in Berlin-Marzahn auf dem Kassettenrecorder meiner Eltern. Mich hat damals extrem berührt, dass ein Kind singt, dass ein Kind diesen Text singt. Ich weiß nicht mehr, ob ich damals schon wusste, was Atomraketen sind.

Sie laden die Gewehre und bringen sich gegenseitig um
sie stehn sich gegenüber und könnten Freunde sein
doch bevor sie sich kennenlernen, schießen sie sich tot

Dass mein erstes Konzert ein Udo-Lindenberg-Konzert war, ist nicht nur der Tatsache geschuldet, dass meine Mutter schon immer Fan war. Ich weiß noch, dass wir einige der wenigen Kinder waren, die da auf diesem Lindenberg-Konzert in der Bremerhavener Stadthalle mit durften, nachdem wir einige Monate vorher gemeinsam die innerdeutsche Grenze überschritten hatten. Gemeinsam. Es war also auch ein symbolischer Akt. Und auch der Besuch meines zweiten Lindenberg-Konzerts 2008 oder so war besonders, weil wir da zu dritt hingegangen sind, die übrigen drei, meine Mutter, mein Bruder und ich. Und wie mir bei „Horizont“ die Tränen liefen, ja, klingt total nach Klischee, aber Udo ist Klischee und Udo ist aber auch ein Teil meiner Familie und die war 2008 eben nicht mehr vollständig und da heule ich eben.

Und dann sind wir auch schon mitten im Buch „Panikherz“, mitten im rastlosen Leben von Stuckrad-Barre, der in seinem Dauerkokainrausch immer wieder bei Udo Lindenberg einen Ruhepol findet. Ausgerechnet irgendwie, obwohl es alles so logisch klingt.

Es ist erstaunlich, wie konsequent Stuckrad-Barre bei seinem Stil bleibt. Mit der gleichen Skrupellosigkeit wie er über eine Begegnung mit Angela Merkel, Guido Westerwelle oder anderen Größen des gesellschaftlichen Lebens schreibt, schreibt er auch über sich. Über sein Leben, seinen Rausch, seine Essstörung, seine vielen Schwächen. Es ist genau dieser Ton, der mich so mitgenommen hat, diese Distanzlosigkeit gegenüber sich selbst.

„Panikherz“ ist aber auch eine Reise durch das musikalische Werk von Udo Lindenberg, fast alle wichtigen Songs werden erwähnt, zitiert und am Ende auf zwei dicht beschriebenen Seiten erwähnt. Ich habe eine unvollständige Spotify-Playlist erstellt.

Was soll ich sagen: Lest den Stuckimann. Und nach diesem Buch bin ich mir sicher, dass jeder Deutsche eine kleine Udo-Lindenberg-Geschichte erlebt hat.

Zehn Jahre Twitter und ich

Ich bin seit knapp neun Jahren bei Twitter, das ist recht viel, wenn man bedenkt, dass Twitter in diesen Tagen gerade mal zehn Jahre alt wird. Und was war ich begeistert! Ich folgte Menschen, die ich aus dem Internet kannte und sie folgten mir. Wir erzählten uns von unserem Leben, empfahlen uns Texte, schauten gemeinsam Trash-TV und Tatort und überboten uns mit schlechten Witzen. Ich baute mir einen eigenen Nachrichtenstream und musste nicht mehr in die Agenturen gucken, wusste aber trotzdem über die großen Ereignisse Bescheid. So brachten wir damals Michael Jackson redaktionell unter die Erde, weil ich es bei Twitter gesehen hatte. 

Nachrichten wurden plötzlich ganz anders erzählt! Erinnert ihr euch noch an die Notlandung des Flugzeuges im Hudson River? Also natürlich an das Foto? Oder das legendäre Foto der Obamas nach dem Wahlsieg? Kampagnen gingen plötzlich so wie #aufschrei? 

All das ist Twitter und noch immer schätze ich den Dienst. Wegen seiner Begrenztheit auf 140 Zeichen. Wegen der immer noch anhaltenden Nützlichkeit in Bezug auf die Nachrichtenverfolgung, ok, das klingt jetzt sehr sperrig. 

Aber Twitter ist nicht mehr alleine da. Facebook kann vieles ein bisschen besser und ist verbreiteter, Whatsapp und der  Messenger ersetzen die direct messages. Fotos gehen auf Instagram besser und seitdem ich Snapchat nutze, schaue ich noch weniger in Twitter rein, sondern immer öfter in Nuzzel, weil es mir die wichtigen Geschichten aus meinem Netzwerk so übersichtlich anbietet, ohne dass ich viel scrollen muss. 

Danke Twitter für die Zeit, mal sehen, ob und wie es mit uns weitergeht.