Wie kämpft man 2017 um eine Schule?
Das letzte September-Wochenende fühlte sich ein wenig wie eine Zeitreise an. Ich tauchte ab in meine Schulzeit – der 97er Abiturjahrgang des Niedersächsischen Internatsgymnasiums Bad Bederkesa (Ja, so heißt die Schule wirklich!) traf sich. 20 Jahre ist das alles her. Erkannt habe ich alle noch – und der Rundgang durch die Schule war eine Mischung aus Nostalgie, dem Entdecken von Neuem und Erinnerungen. Mein Klassenraum in der 7. Klasse, der damalige Musikraum ist nun das Lehrerzimmer, der Kunstraum war frisch renoviert aber alt betischt, da die altgediente Lehrkraft darauf bestanden hatte, die alten Tische noch benutzen zu wollen. (Sowas geht vermutlich auch nur an Schulen.)
Der Matheraum ist mittlerweile mit einem anderen Raum verschmolzen – den Klassengrößen sei Dank. Die alte Turnhalle, die damals als Ort für die besten Schulpartys her hielt, ist nun eine moderne Bibliothek. Auf dem alten Tennisplatz steht ein schicker Mehrzweckbau mit Pausenhalle und jeder Menge Fachräume.
Es gibt wohl nur wenige Orte, an denen Altes und Neues so aufeinander treffen wie in Schulen. Es gibt Wände, von denen die Farbe blättert, das gesamte Obergeschoss riecht nach altem Holz, Staub und frischer Farbe. Vor grünen Tafeln stehen weiße moderne Boards, mit denen man ins Internet gehen kann, im Informatikraum druckt ein 3D-Drucker.
Wir laufen auch durch das Archiv des Fördervereins. Beinahe griffbereit stehen da in der Ecke die alten Protestschilder aus dem Jahr 1994. Damals kämpften Lokalpolitiker, Eltern, Lehrer und Schüler gemeinsam für den Erhalt der Schule. Mit Streiks, Unterschriftenaktionen, Demonstrationen in der Landeshauptstadt Hannover, wochenlanger Begleitung in der lokalen und regionalen Presse. Das Internet spielte damals keine Rolle. Und trotzdem haben alle darüber geredet und sich engagiert.
Derzeit wird auch wieder um die Zukunft dieser Schule gerungen, weil in der nächst gelegenen Stadt Langen eine Oberstufe errichtet werden soll. Ich bin sehr gespannt, ob es im Jahr 2017 gelingt, eine ähnliche Aufmerksamkeit zu generieren und auf welche Mittel dabei gegriffen wird. Reicht die Begleitung durch die Nordsee-Zeitung, die immer weniger lesen? Hat die aktuelle Schulleitung Format und politisches Gespür, um Mehrheiten zu organisieren? Fährt wieder einer Buskarawane zur großen Demo nach Hannover? Könnte Social Media helfen? Bei Facebook hat die Schule 197 Fans. Ich bin gespannt, welche Mischung aus Bewährtem und Modernem zum Zuge kommen wird.