Mein Last-Minute-Besuch in Deuscthland
Zum Rumgeklüngel neigend, leicht zu manipulieren und einem Hang, der Masse zu folgen – so ungefähr würde ich das Bild von Jan Böhmermann über den Deutschen an sich bezeichnen. Das zumindest ist hängengeblieben, nachdem ich wie ein paar andere den gestrigen Sonntag genutzt habe, noch schnell einen Abstecher ins NRW Forum zu machen, um mir die dort endende Ausstellung „Deuscthland“ anzusehen. Handys abgeben, sich selbst ganz selbstverständlich mit einem grünen Punkt als Deutscher markieren, Schlange stehen, um per Telefonansage Feedback zu geben oder per Tweet rauszuhauen, ob man für „Ost“ oder „West“, „Palästina“ oder Israel“, „Kind“ oder Karriere“ oder eben „Schuldig“ oder Unschuldig“ ist. Dazwischen gibt es nichts und wer den Twitter-Account @deuscthland verfolgt hat, hat gesehen, dass sich ziemlich viele entscheiden konnten.
Was ich mochte: Die Ausstellung schafft es, den Finger in die Wunde zu legen. Zeigt, wie es um die Medienkompetenz deutscher Gerichte steht, zeigt wunderbar, welcher Kommentarspam jeden Tag das Internet flutet, welche Seilschaften zwischen Politik und Medien bestehen, lässt Kinder auf einem Militärfahrzeug herumklettern und wer „Unternehmen Reichspark“ bisher noch nicht gesehen hat, sollte das wirklich nachholen.
Schade finde ich allerdings, dass Böhmermann und Co. die vielen guten Punkte, die sie machen, selbst entkräften: Wenn wir uns Angela Merkels Wanderkleidung im Wandel der Zeit anschauen sollen, ja, sogar fühlen können. In diesem Moment begeben sich die Ausstellungsmacher auf dasselbe Niveau, das sie sonst an den Pranger stellen. Aber vielleicht ist das eben auch Deuscthland.
Was ich gelernt habe: Satire funktioniert auch in Form einer Ausstellung.
Danke, Bildundtonfabrik, danke NRW Forum.