Die „Zielgruppe“ ist kein Buzzword

(Dieser Text ist ein kleiner Teil meines Newsletters, der derzeit recht regelmäßig erscheint. Hier kannst du dich anmelden)

Ich bereite gerade ein zweieinhalbtägiges Seminar zum Thema „Digitale Kommunikation“ vor und plane dabei – damit sich das Wissen am Ende des Seminars nochmal ordentlich setzt – mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern „Buzzword-Tabu“ zu spielen. Dazu habe ich über Twitter und Facebook aufgerufen, mir beliebte Buzzwords zu schicken – ein Segen. Innerhalb kürzester Zeit hagelte es wunderbare Begriffe wie Influencer, Snackable Content, Skalieren und Co. Als ich dann den Satz „Wer ist unsere Zielgruppe?“ las, wurde ich kurz stutzig. Ist die Frage nach der Zielgruppe, bereits buzzwordig? Ist sie nicht eigentlich essentiell, wenn es um jede Strategie- oder Produktentwicklung geht? Für wen machen wir das eigentlich und brauchen die das überhaupt? Wenn sich diese Frage der eine oder andere Produktmanager in den vergangenen Jahren öfter mal ernsthaft gefragt hätte – es hätte viele Smartphone- und iPad-Apps mit Medieninhalten nicht gegeben. Aber das nur am Rande.

Auf einer langen Autofahrt hörte ich am Mittwoch die Hotel-Matze-Folge mit Micky Beisenherz. Der erzählte von seinen zahlreichen Projekten: den Kolumnen für den Stern, seine Autorenarbeit beim Dschungelcamp, für Oliver Polak und diverse TV-Sendungen und Matze Hielscher fragt, wie er es eigentlich schafft, über Jahre hinweg Autor für so viele unterschiedliche Projekte zu sein und dennoch gefragt zu bleiben. Und Micky Beisenherz sagte so was wie: ‚Ich überlege genau, für wen ich das eigentlich schreibe‘. Beim Print-Stern sei die Zielgruppe weiblicher, bei online gemischt, Polaks Publikum möge es ein wenig heftiger und so weiter.

In diesem Zusammenhang zitiere ich auch regelmäßig Kurt Tucholsky: „Wer auf andere Leute wirken will, der muss erst einmal in ihrer Sprache mit ihnen reden.“ Nein, Zielgruppe ist kein Buzzword. Sorry, Leute.

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