Kreativ schreiben lernen

Manchmal habe ich Wochen, in denen ich sehr viel schreibe. Und damit meine ich nicht, dass ich Newsletter-Ausgaben vorproduziere. Der Zufall will es dann, dass vor allem das Schreiben von Texten im Vordergrund steht – für die unterschiedlichsten Kanäle. Gestern habe ich eine Methode kennengelernt, die dir nicht nur dabei hilft, schreibend einen klaren Kopf zu bekommen, abzuschalten. Sie macht durchaus wacher, lässt dich inspiriert von dir selbst zurück und könnte womöglich der Startschuss zu dem eigenen Roman sein.

(Kann sein, dass ich ein klitzekleines bisschen übertreibe, aber wer weiß, vielleicht halte ich ja wirklich in ein paar Jahren meinen eigenen Roman in den Händen und werde mich daran erinnern, damals Teilnehmerin dieses Workshops gewesen zu sein.)

Aber ich will auflösen: Was mich so inspiriert zurückgelassen hat, war ein Schreibworkshop der MFF München mit Doris Dörrie. Sie hat mich dazu gebracht , innerhalb dieser zwei Stunden 35 Minuten zu schreiben. So sind vier Texte entstanden. Vier Texte, die ich sonst nicht geschrieben hätte. Vier Texte, die von längst vergessenen Erinnerungen handeln – schönen Erinnerungen aus meiner Kindheit. Mit Hilfe einer „Zauberformel“ und ein paar Grundregeln:

? Schreib los – am besten mit der Hand.
? Schreibe, was du fühlst, hörst, schmeckst, siehst und riechst.
? Denk nicht nach, während du schreibst, du hast die Lizenz zum Blödsinn. 
? Kontrollier nicht, was du schreibst. Tipper sind erlaubt, wenn nicht sogar erwünscht wegen „Denk nicht nach“.

Ein ähnliches Prinzip wird ja auch bei den so genannten Morning Pages verfolgt. Hier geht es darum jeden Morgen drei Seiten zu füllen, um den Kopf für den Tag freizumachen. Bei der Reporterfabrik gibt es einen kostenlosen Schreibkurs von Doris Dörrie, falls du das auch mal ausprobieren willst. 

(Der Text war Teil meines Newsletters, den du hier abonnieren kannst.)

Manfred Krug oder die Kraft von Tagebüchern

Eigentlich passt es sehr gut, dass ich ausgerechnet in der Goldene-Blogger-Woche die Tagebücher von Manfred Krug aus den Jahren 1996/1997 gehört habe, die kürzlich erschienen sind. Denn mit digitalen Tagebüchern fing das ganze Bloggen ja irgendwie an. Auch wenn sie teilweise belanglos wirken – auch die von Manfred Krug, wenn er beispielsweise erzählt, sich ein paar Maronen geröstet oder sich über die eine oder andere Sendung im Fernsehen geärgert zu haben, zeichnen sie in der Gesamtheit eben doch das Bild eines Mannes. Mal verletzlich, sehr von sich überzeugt, eine interessante Form des Zusammenlebens mit seinen Familien und Lieben gefunden. Ein Schauspieler, der sich in Drehbücher einmischte, der hart verhandelte und damit sicherlich vielen ordentlich auf die Nerven ging. Der während dieser Zeit einen Schlaganfall erlitt und sich wieder berappelte.

Ich glaube, die Tagebücher haben auch deshalb bei mir so einen großen Eindruck hinterlassen, weil sie von seine Sohn gelesen worden sind. Und als sich am Ende seine Lektorin Krista Maria Schädlich zu Wort meldet, die erzählt, wann sie das erste Mal einen Text von Krug gehört hatte und warum man sich für die Veröffentlichung der eben dieser Tagebücher entschieden hat, dann hat das bei mir eine große Lust ausgelöst, sich doch einmal näher mit dem geschrieben Wort von Manfred Krug auseinander zu setzen.

Gleichzeitig haben sie bei mir eine neue Lust auf Tagebuch ausgelöst. Ich les jetzt trotzdem erstmal „Abgehauen“.

Das Hörbuch auf Spotify

Bildung, Politik und jede Menge Zauber: So waren die Goldenen Blogger 2022

Pandemie, Krieg in der Ukraine – kann man da überhaupt Preise verleihen? Immer wieder habe ich in den vergangenen Wochen darüber nachgedacht. Wir haben darüber in den unterschiedlichsten Runden diskutiert und uns am Ende dafür entschieden. Umstritten – ja. Und ich würde mich wieder dafür entscheiden.

Wenn ich mir die Liste der Gewinner*innen der Goldenen Blogger 2022 anschaue, dann sind das aus meiner Sicht alles Projekte, die Aufmerksamkeit verdient haben. Aus den unterschiedlichsten Gründen.

Ira Peter hat im vergangenen Jahr mit dem Blog „Stadtschreiberin Odessa“ gezeigt, wie das Leben in der ukrainischen Stadt war und konnte sich bis zum 24. Februar 2022 nicht vorstellen, was passieren würde. Und wie gut, dass sie auch weiterhin berichtet – und hilft. Sie unterstützt die Runnebaum-Stiftung, die derzeit Medikamententransporte in die Ukraine organisiert und auf dem Rückweg Hilfsbedürftige mit nach Deutschland nimmt.

Wie gut ist eigentlich unser Bildungssystem? Eine Frage, die wir seit Ausbruch der Pandemie immer wieder diskutieren – also Eltern, Kinder und Lehrerschaft. Wie sehr würden sich die eben genannten Gruppen wünschen, dass das auch auf offiziellen Ebenen angegangen wird. Und wie gut passt es da, dass gleich zwei Projekte in diesem Jahr einen Preis erhalten haben, die genau dieses Thema aufgreifen, aktiv werden, helfen: der Netzlehrer Bob Blume und Caroline von St. Ange mit „Learn learning with Caroline“.

Welche Bedeutung Tiktok mittlerweile in Deutschland hat – für die Popkultur, im Employer Branding, aber vor allem für Kinder und Jugendliche. Auch das konnten wir bei den Goldenen Bloggern in diesem Jahr erleben: Herr Anwalt mit seinen mehr als 5 Millionen Follower*innen, die Gewinnerin der Kategorie „Berufsbotschafter*in“, Chiara Monteton sind hier nur zwei Beispiele.

Die Politik nimmt Social Media ernst: Ich habe mich sehr gefreut, dass Marie-Agnes Strack-Zimmermann persönlich vor Ort war, Lars Klingbeil und Kevin Kühnert sich zugeschaltet haben. Den Goldenen Blogger in der Kategorie „Politische Kommunikation“ abgeräumt hat dann aber doch die nicht anwesende Grünen-Politikerin Aminata Touré . Für den Twitter-Gewinner Karl Lauterbach nahm der stellvertretende Regierungssprecher Wolfgang Büchner den Preis in Empfang. Ja auch das sind die Goldenen Blogger.

Wer schreibt heutzutage eigentlich noch Blogs? Gibt es die Blogosphäre überhaupt noch? Wer diese Diskussionen anzettelt, hat keine Ahnung. Blogs leben. Auf allen Plattformen. Denn was ist das, was Blogs früher (Kleine Referenz an die Kategorie „Langstrecke“, in der Anke Gröner abräumte) ausgemacht hat: Dass man über Inhalte, Themen und die Persönlichkeit dahinter Verbindungen aufbaute, die zu Verbundenheit wurde. Und das haben all die Projekte gemeinsam, die in diesem Jahr, aber auch in den vergangenen 15 Jahren gewonnen haben: Sie schaffen Verbundenheit zu ihren Rezipienten, eine Verbundenheit, die um einiges stärker ist, als das, was viele klassische Medienmarken im Digitalen erreicht haben.

Ich danke an das große Vertrauen unserer diesjährigen Sponsoren: Deutsche Post DHL Groups, Xing, Meta, LMC Caravan, der R + V Versicherung und DB Cargo. Ich danke dem Museum für Kommunikation und deren Mitarbeiter*innen, die mir geholfen haben, mein Kleid während der Zaubershow (Danke Siegfried! Danke Joy!) schnell zu nähen. Ich danke dem Fotografen Chris Marxen von Headshots-Berlin.de für die wunderbaren Fotos. Ich danke Schalldruck, die uns mit Technik, Licht und Sound versorgt haben. Ich danke unserem großartigen Team, die jedes Jahr wieder Lust haben, die Sause mit uns zu stemmen.

Und ich danke allen, die Lust und Zeit investiert haben, mit uns gemeinsam ein paar Stunden dem Alltag entflohen zu sein und einen Scheinwerfer auf all die positiven Seiten des Internets geworfen zu haben.

Die Liste der Sieger:

Blogger*in des Jahres: Bob Blume – der Netzlehrer

Newcomer*in des Jahres: “Stadtschreiberin Odessa“ – Ira Peter

Bester Einzelbeitrag: Rezo – “Zerstörung: Finale – Korruption”

Bestes Nischen-/Themenblog: Comic-Denkblase

Newsletter des Jahres: Cool genug

Podcast des Jahres: Being Timo Schultz

Instagrammerin des Jahres: Learn learning with Caroline

Twitter-Account des Jahres: Karl Lauterbach

TikToker des Jahres: HerrAnwalt

Bester Social Media-Auftritt einer Celebrity: Marijke Amado auf Instagram

Flauscher*in des Jahres: Lisa Kestel auf Instagram

Berufsbotschafterin des Jahres: Chiara Monteton – Dachdeckerin Chiara

Politische Digitalkommunikation: Aminata Touré auf Instagram

Bürgerschaftliches Engagement: Hass Melden

Langstrecke: Anke Gröner