11 spannende Erkenntnisse aus dem Digital News Report 2022

Einmal im Jahr erscheint der Digital News Report, eine groß angelegte Studie des Reuters Institute: eine Nabelschau, wie sich Journalismus, Vertrauen in Journalismus und Medienkonsum verändert. 164 Seiten ist diese Studie dick. Du kannst sie selber lesen. Ich habe es gestern getan und dir die aus meiner Sicht spannendsten Punkte zusammengefasst.

1. Vertrauen in Nachrichten ist auf dem Sinkflug. Am schlechtesten sieht es bei den untersuchten Ländern in den USA aus. In Deutschland ist es noch relativ hoch, auch wenn hier ein leichter Rückgang zu verzeichnen war. Öffentlich-rechtliche Medienmarken genießen das größte, die BILD das geringste Vertrauen.

2. Traditionelle Medien wie Fernsehen oder Papier werden noch weniger konsumiert. Diejenigen, die sich abwenden, wenden sich nicht im gleichen Maße Online-Medien oder Social Media zu. Das Interesse an Nachrichten geht grundsätzlich zurück. Über alle untersuchten Länder hinweg sinkt das Interesse von 63 Prozent in 2017 auf 51 Prozent in 2022. Auch in Deutschland mit seinem eher traditionelleren Medienverhalten lassen die traditionellen Kanäle Federn. Seit 2013 ist der Nachrichtenkonsum auf Papier von 63 Prozent auf 26 Prozent gesunken. Der TV-Konsum ging von 82 auf 65 Prozent zurück.

3. Die Zahl derer, die Nachrichtenkonsum aktiv vermeiden, steigt in vielen Ländern. 43 Prozent der Befragten sagen, dass es um zu viel Politik und Pandemie gehe, 36 Prozent, dass Nachrichten einen schlechten Effekt auf ihre Stimmung haben. 29 Prozent sagen, dass sie die Menge an News erschöpft. Glück gehabt: In Deutschland ist der Anteil der News-Vermeidenden (noch) vergleichsweise niedrig.

4. Der Ukraine-Krieg führt in Deutschland dazu, dass sich viele von Nachrichten abwenden. Gleichzeitig wurden Nachrichten vor allem am Fernseher verfolgt.


5. Die Zahlungsbereitschaft für Online-Nachrichten ist in Deutschland gestiegen – und liegt jetzt bei immerhin 14 Prozent. Das ist ein Sprung von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Damit ist man immer noch weit von Werten wie in Norwegen (41 Prozent) oder Schweden (33 Prozent) entfernt. Global betrachtet scheint in Sachen Zahlungsbereitschaft eine Sättigung einzutreten. Vor allem Jüngere zu überzeugen, scheint immer noch extrem schwierig. Der durchschnittliche Digitalabonnierende ist fast 50.

6. In Sachen Digitalabos profitieren eher große Marken. Die Zahl derer, die auch in Deutschland für einzelne Journalist*innen zahlen, ist gering.

7. Um Nachrichten zu konsumieren, nutzen die meisten ihr Smartphone und gehen dafür auf Social-Media-Plattformen, erst danach folgen Websites und Apps. Die Mehrheit will Nachrichten immer noch lesen, in Deutschland sind das 58 Prozent der Befragten. Insgesamt tendiert die jüngere Alterskohorte eher dazu, Nachrichten zu schauen. Die Textnutzung von Nachrichten ist in Mexiko mit 45 Prozent am geringsten. Die Gründe für die Textnutzung: Schnelligkeit, schlechtes Videoerlebnis, Kontrolle. Die Gründe für Videonutzung: einfach, ansprechend, bequem.

8. Facebook ist noch relevant, aber die junge Generation setzt auf visuelle Netzwerke. Global betrachtet sind Instagram, TikTok und Telegram die einzigen Netzwerke, deren Nutzung im vergangenen Jahr gestiegen ist. Für den Konsum von Nachrichten liegt Facebook immer noch vor Youtube, Whatsapp und Instagram.

9. Podcast werden in Deutschland beliebter. 29 Prozent der Befragten in Deutschland haben im vergangenen Monat einen Podcast gehört – am ehesten über Spotify und Youtube. Da steckt ein Wachstum von vier Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr drin.

10. 19 Prozent der Befragten für Deutschland sagen, dass sie in der vergangenen Woche News via E-Mail konsumiert haben – meistens von größeren Marken und News Outlets und weniger von Einzelpersonen. Interessant auch die Gründe für die Nutzung: 65 Prozent loben die Praktikabilität, 30 Prozent schätzen diverse Perspektiven, 28 Prozent den persönlichen Stil, 24 Prozent schätzen die Exklusivität der Inhalte.

11. Einzelne Journalist*innen spielen in der öffentlichen Wahrnehmung von Nachrichten eine eher untergeordnete Rolle. Wenn einzelne Namen genannt werden, sind die meist männlich und TV-Gesichter. Immerhin ist Marietta Slomka am populärsten. Auf Platz 2 und 3 folgen Claus Kleber und Peter Klöppel.

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