13 Erkenntnisse von der re:publica 2025 (plus Bonus-Punkte!)

1. Digitale Mündigkeit beginnt bei uns selbst. Gleich in der Eröffnungssession appelliert re:publica-Gründer Andreas Gebhard an die Teilnehmenden: „Fragt euch nicht, was die digitale Gesellschaft für euch tun kann, fragt euch, was ihr für sie tun könnt.“
2. Jede Generation bringt ihre Superkraft ins Netz. Das Motto dieser re:publica lautete „Generation X, Y, Z“. Unabhängig davon, wie man zu diesen Zuschreibungen steht, mochte ich, dass Johnny Haeusler gleich zu Beginn eine Zuschreibung brachte, die aber zeigte, wie wichtig es ist, auf das Gemeinsame zu fokussieren: Generation X hackt Systeme, Y baut Communities, Z lässt Inhalte viral gehen. (Hier nachgucken)
3. Während die einen diskutieren, machen die anderen. Die Wissenschaftler*innen Marielle-Sophie Düh und Frederik Heinz beschrieben Chinas konsequenten Weg zu einer souveränen KI, der aus Planung, einer sehr umfangreichen Bereitstellung finanzieller Mittel, Kooperation und späterer Regulierung besteht. Ein Grund, warum Deepseek so schnell und recht positiv besprochen auf den Markt kam. (Hier angucken)
4. Faschismus wird mehrheitsfähig, wenn die demokratische Gegenwart als unerträglich und zerstörungswürdig wahrgenommen wird. In ihrem Talk beschreibt die österreichische Politikwissenschaftlerin Natascha Strobl zeigt, mit wie Faschismus funktioniert, mit welchen Mitteln agiert wird und dass vieles, was wir jetzt schon auf und im Umgang mit (sozialen) Medien erleben, eben solche Züge hat. Und ich war froh, dass sie zum Schluss auch auf Gegenstrategien eingeht. (Hier angucken)
5. Wie lange sind unsere Gedanken noch frei (und sind sie es überhaupt noch?) Mind-Reading-AI rückt näher. Der Journalist Janosch Delcker beschrieb, was heute mit Technologie bereits geht (eine Menge!) und fragte: Wie behalten wir die Kontrolle über das Innerste? Vor dem Hintergrund, dass wir ja schon jetzt mit Narrativen Einfluss auf das genommen wird, was wir denken, fand ich die Auseinandersetzung mit Delckers Vortrag sehr ernüchternd, aber wichtig. (Hier angucken)
6. Nichts eint so sehr wie ein gemeinsamer Feind. Keine neue Erkenntnis, aber ein guter Spruch, um auch die Betrachtung von Thomas Knüwer und Wolfgang Lünenbürger-Reidenbach hin. Die beiden beschrieben, wie digitale Vernetzung neue Kirchen und Gottesdienste erzeugen. Von Fußball-Ritualen (Was für eine krasse Choreografie das beim Abschied von Thomas Müller war), bis hin zu Popkonzerten von Taylor Swift.
7. Aufmerksamkeit schlägt Inhalt.
Dirk von Gehlen erinnert: Wer gehört werden will, muss Aufmerksamkeit generieren – eventuell selbst auf Kosten der Tiefe. Sein Talk war zudem eine erfrischende Erinnerung daran, dass wir es selbst in der Hand haben, wem oder was wir Aufmerksamkeit schenken. (Hier angucken)
8. How to: die perfekte Präsentation. Der Performance-Künstler und Berater Marcus John Brown erklärt in einer extrem lohnenswerten und unterhaltsamen halben Stunde, wie man perfekt präsentiert. Keine Egoshow, sondern Fokus auf echte Wirkung. Letztere hilft, löst, bleibt. (Hier angucken)
9. Plattformen sind gestaltbar – wenn wir wollen. Der Wissenschaftler Philipp Lorenz-Spreen beschreibt, wie Benachrichtigungen und Newsfeeds unsere Aufmerksamkeit fordern und unseren Alltag und politischen Systeme verändern. Plattformen sind dabei politische Machtinstrumente geworden. Um daraus auszubrechen, müssen wir zurück zum Kern ihrer Macht: unserer Aufmerksamkeit. Für mich neu war sein Hinweis auf das Prosocial Design Network. Hier werden Designfeatures für digitale Plattformen sammelt, wie digitale Räume gesund, die die menschliche Würde respektierend und gesellschaftsverbessernd gebaut werden können – wissenschaftlich untersucht! (Hier angucken)
10. „We are in danger. But we are not yet in the red zone. We have a chance to turn this around. It’s important to stand up for science.“ Johan Rockström vom PIK Potsdam über den Status quo der Klimakrise. (Hier angucken)
11. Generationsbegriffe sind Quatsch – und doch wirksam.
Der Wissenschaftler Christoph Daldrop warnt: Wer an Generationszuschreibungen glaubt, wird ihnen entsprechen.
12. Wir brauchen Räume für Differenz – nicht nur Einigkeit.
Politikwissenschaftlerin Julia Reuschenbach mahnt: Ohne Diskurs und Kompromisskultur zerbröselt gesellschaftlicher Zusammenhalt.
13. Spaß muss sein. Ich schätze es sehr, dass die re:publica jedes Jahr neben all den ernsten Themen auch den Umgang mit Internethumor (Memes, Shrimp Jesus etc.) Raum gibt. Oder eine Gameshow über unsere Social-Media-Geflogenheiten ermöglicht: Gavin Karlmeier, Dennis Horn und Nicole Diekmann haben quasi Familienduell gespielt (und ich war im Team Horn). (Hier angucken)

Und hier die Bonuspunkte:
14. Man kann 30.000 Besuchenden an drei Tagen veganes Essen zumuten.
15. Karaoke macht so viel Spaß. Vor allem auf der re:publica mit dem CherrYO!kie-Team. Habe alles an diesem Montagabend geliebt.
16. Es kann dir gelingen, Menschen an keinem der drei Tage zu begegnen.
17. Das alkoholfreie Brlo-Bier vom Fass schmeckt ausgesprochen gut. Wie Radler nur ohne Süße.
18. Der Innenhof ist der beste Ort.
19. Die meisten Menschen auf der re:publica waren die zwischen 1980 und 1996 Geborenen.
20. Site-Events kannst du auch selbst organisieren.
21. Ich bin angeblich ein Rolemodel für Selbstständige.
22. Der Sandmann war da und ich habe kein Foto gemacht.
23. Auf dem Hinterhof ist es auch ganz nett.
24. Schon zwei Ideen für Talkeinreichungen für die nächste re:publica.
25. Häng noch einen Tag dran, dann schaffst du es auch, dir ein bisschen die Stadt anzuschauen.
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