Wie die Digitalisierung der Schulen vorankommt

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Vor ein paar Wochen ging diese Meldung aus dem Tagesspiegel ein wenig viral, Kollege Ralf Heimann hatte sie entdeckt: Brandenburgs Lehrer bekommen Mailadressen. Wann genau, stehe noch nicht fest. Klar, dass sich die Twitterer darauf stürzten, sind E-Mails für sie doch eher ein Relikt aus den 90ern und nicht unbedingt das nächste große Ding.

Wer glaubt, dass die Brandenburger da besonders rückständig seien, der irrt. Beispiel: Nordrhein-Westfalen. Bereits 2016 sollte hier flächendeckend eine Plattform namens Logineo eingeführt werden. Logineo sollte Kommunikation und Organisation des Schulalltags erleichtern, E-Mails für alle, Kalender, Zugang zu Lernmaterialien bieten. Doch daraus wurde erstmal nix. Im August 2017 warb das Ministerium noch damit, dass es nun wirklich losgehe. Ende Oktober 2017 wurde das Projekt gestoppt. Grund: ungelöste technische Probleme. Bis heute scheint es da keine Lösung zu geben, ein Gutachter prüfe derzeit das Projekt. Ähnlich sieht es auch in Baden-Württemberg aus, wo gerade die Bildungscloud „Ella“ mit technischen Problemen kämpft. Aber immerhin: In Niedersachsen gibt es zumindest gerade eine Testphase, an der 25 Schulen teilnehmen. Das Projekt nennt sich dort die niedersächsische Bildungscloud. Den Blick in die anderen Bundesländer erspare ich dir und mir.

Ganz schön traurig das alles. Und auch ein Argument, sich mal wieder die Frage zu stellen, warum Bildung eigentlich Ländersache ist.

6 Antworten zu “Wie die Digitalisierung der Schulen vorankommt”

  1. Philipp sagt:

    Liebe Franzi,
    Hier betrachtest du ja nur einen kleinen Ausschnitt im Bereich Digitalisierung in Schulen. Zur Zeit läuft in NRW das Förderprojekt Gute Schule 2020. Und auch wenn vllt bei sehr vielen Schulen noch nichts direkt davon angekommen ist, so gibt es doch Kommunen, die schon weiter sind, da die jeweiligen Entscheidungsträger einer Meinung sind. In Wuppertal sind demnächst alle Schulen am Glasfaser und werden mit WLAN ausgeleuchtet sein, andere Kommunen sind ähnlich weit. Oft mangelt es aber auch in Kommunen nicht am Willen, sondern konkret an fehlenden Handwerksfirmen/Ingenieuren bei der direkten Umsetzung.

    Seit Herbst 2017 gibt es einen neuen Medienkompetenzrahmen mit nun 6 (früher 5) Kompetenzbereichen mit je 4 Teilkompetenzen. Dieser Medienkompetenzrahmen wird wohl demnächst (wohl ca 2021) verpflichtend sein. Das heißt die einzelnen Teilkompetenzen müssen sich in den schuleigenen Lehrplänen in verschiedensten Fächern wiederfinden und im Medienkonzept verankert sein. Die jeweiligen Medienkonzepte fließen dann in den Medienentwicklungsplan der Kommunen ein, die wiederum (meist) Schulträger und somit für die Ausstattung ihrer Schulen verantwortlich ist. Parallel hierzu läuft die Arbeit der Lehrerfortbildung. Puuh, noch jemand da? Ist kompliziert, ja, jedoch glaube ich sind wir in NRW auf einem guten Weg.

  2. Philipp sagt:

    Sorry, i bims nochmal. Dass mir das alles auch zu langsam geht und ich mit Neid in die freie Wirtschaft schaue, sollte klar sein :-). Ich diskutiere da aber auch gerne mal bei nem ?

  3. Arne sagt:

    Es ist ein Strukturproblem. In SH haben wir, im Gegensatz zu vielen anderen BLändern, recht kleine Kommunen und kleine (Grund)schulen. Das soll so bleiben (kurze Beine, kurze Wege), was einige Vorteile mit aich bringt, aber auch Nachteile. So ist eine Grundschule mit 6 Lehrerinnen in einer Gemeinde mit 2000 Einwohnern für die IT-Ausstattung komplett alleine zuständig und verantwortlich. Also sollen diese 6 neben ihrem Unterrichts-KnowHow nebenbei alles zu Geräten, Vernetzung, Programmen und Didaktik wissen. Und für die Gemeinde ist eine Anschaffung von 10000€ für IT-Ausstattung, wofür mN wahrlixh nicht viel bekommt, schnell ein unüberwindbares Hindernis. Von Fördergeldern (Bildungspakt, IT-Initiative) liest man viel, ankommen tut davon in der Gemeinde aber null. Falls es diese Programme tatsächlich geben sollte, müüste jemand aus der zuständigen Amtsverwaltubg die erst mal kennen, aber da arbeiten auch nur eine Handvoll Leute, die fachlich riesige Gebiete abdecken müssen. Bildung ist zwar Ländersache, aber Schulträger sind die Kommunen, das wird dabei auch oft vergessen

  4. Franziska sagt:

    @Philipp: you are right, die Überschrift deutet an, dass ich das Thema größer beschreibe, dabei hab ich mor nur den Email- und Vernetzungsaspekt rausgepickt. Danke dir aber, dass du den Rest mal ergänzt hast

  5. Wolfgang sagt:

    „Den Blick in die anderen Bundesländer erspare ich dir und mir.
    Ganz schön traurig das alles. Und auch ein Argument, sich mal wieder die Frage zu stellen, warum Bildung eigentlich Ländersache ist.“

    Vielleicht schadet der Blick in andere Bundesländer doch nicht. In Sachsen-Anhalt (kennt kaum jemand, ich weiß ;)) gibt es E-Mail-Adressen für jede Lehrkraft seit 2002, eine digitale Medienversorgung für alle Schulen seit 2010, eine voll verschlüsselte Cloud-Lösung seit 2017. Aber da es ja nicht möglich und sinnvoll ist, seine Kinder in ein Bundesland zur Schule zu schicken, wo mal ein Teilbereich (hier ‚Digitalisierung‘) normal funktioniert, gebe ich dir Recht: Bildung sollte keine Ländersache sein!