Motto des Tages (1)

„Mach dich rar und du bist der Star“

FILM: Kill Bill

Der neue Tarantino – alle haben auf ihn gewartet. Und deshalb druckt die einschlägige Presse nicht nur Rezensionen sondern auch gleich jede Menge Interviews. Hohe Messlatte hinter der sich der Film aber keineswegs verstecken muss.

Die Geschichte ist sehr schnell erzählt. Sie (Uma Thurman) wird auf ihrer Hochzeit mit einer Kugel hingerafft, überlebt und begibt sich nach vier Jahren Krankenhauskoma auf einen Rachefeldzug.

Genial ist wirklich, wie Tarantino seine Welt inszeniert. Die Musik ist perfekt auf die Handlung abgestimmt. Die Vermischung von Schwarz-weiß-Szenen und Comic wirken nicht nervend, sondern geben dem Film eben diese gewisse Stimmung, die ich gar nicht weiter beschreiben kann.
Uma Thurman, die ich eigentlich nicht besonders mag, spielt ihre Rolle super, und wirkt auch nicht – wie sonst – wegen ihrer knabenhaften Figur deplatziert.
Grandios spielt Lucy Liu. Eine Schauspielerin, die man viel öfter sehen möchte.

Und obwohl ich normalerweise Filme hasse, in denen nur wild rumgeschlachtet wird, hat mir dieser Film gefallen. Auf seine ganz bestimmte Art.

FILM: Das Wunder von Bern

Nein. Unter normalen Umständen wäre ich niemals in diesen Film gegangen. Nur weil es für die Redaktion Freikarten gab, bin ich mitgegangen. Ein Mitgänger sozusagen. Und das hatte seine Gründe.

Es scheint als ob das einzig wichtige an diesem Film die Tatsache ist, dass wir gewinnen. Mehr nicht. Die restliche Handlung wirkt inszeniert, nur um die 90 Minuten zu füllen, die normalerweise ein Fußballspiel dauern. Das Schicksal einer typisch deutschen Familie: Der heimkehrende Vater, dem das Wiedereingliedern in die Gemeinschaft nicht einfach fällt. Der seinen Sohn nicht kannte, da dieser kurz nach seiner Abreise geboren wurde.

Doch dann beginnt der Film bereits zur Farce zu werden? Warum muss der älteste Sohn unbedingt flüchten? Nach Ostberlin, um dort ein FDJ-Hemd zu tragen. Warum muss der Jungredakteur bei der Süddeutschen Zeitung arbeiten? Und um dem ganzen noch eins drauf zu setzen, seine Frau zu all den wichtigen Fußballspielen mitnehmen? Dass es sie ist, die in den Gesang „Deutschland vor“ anstimmt. Und die wunderbare Geschichte, dass sie bei Sieg für Deutschland die Namen ihrer Kinder aussuchen kann. Dass Vater und Sohn – natürlich gerade noch rechtzeitig – ins Stadium kommen. Und der Kleine natürlich seinem „Boss“ den Ball zuschießt, der daraufhin das alles entscheidende Tor verwandelt.

Ein furchtbarer Film. Auch wenn Fragen bleiben: An welcher Stelle des Filmes musste der Kanzler weinen? Und wollen wir einen Kanzler, der bei einem solchen Film weint?

Sätze, die die Welt bedeuten (1)

Der Kudamm ist auch nicht mehr das, was er mal war.

FILM: The Mother

Als May (60) mit ihrem Mann Toots die erwachsenen Kinder in London besucht, geschieht Furchtbares: Verwirrt über deren seltsames Leben und die Großstadt erleidet Toots einen Herzinfarkt, an dessen Folgen er stirbt. May ist verzweifelt. Bald wird ihr klar, dass sie nicht mehr in ihr altes bürgerliches Leben zurück will und sie beginnt London mit anderen Augen zu sehen und das neue Leben zu genießen. Schnell interessiert sich May für Darren, einen Mann, 30 Jahre jünger als sie selbst und obendrein noch der Liebhaber ihrer Tochter.

Wirklich gut umgesetzt: Die Liebe im Alter mit all seinen Tücken, der Gegensatz des jüngeren zum älteren Liebhaber, bei dem man am liebsten wegschauen will. Erst in der Mitte des Films wird einem bewusst, dass bis zu diesem Zeitpunkt kaum (oder gar nicht?) mit Musik gearbeitet wurde.
Am Schluss bekommen sie sich nicht, obwohl May nah dran ist, ihre (wieder) gewonnene Freiheit für den Draufgänger zu opfern. Wunderbar wird die Starrheit der Kinder in ihren Lebensentwürfen dargestellt, ihre Unsicherheit im Umgang mit der Mutter, die genau wie sie ein Sexualleben hat. Nur würden sie sich wünschen, dass es im Verborgenen bleibt.

Fazit: Absolut sehenswert.

FILM: Herr Lehmann

Das Buch war wunderbar. Intelligenter Humor, der hauptsächlich von Dialogen lebt, und Situationen . Ohne übertriebene Witzigkeit, inszenierten Szenen, Zuspitzungen. Die hat dieser Film eigentlich nicht nötig.

Detlef Buck hätte in dem Film auch so überzeugt. Ohne dicken Bauch, Matte. Einfach nur er selbst.

Christian Ulmen war keine Fehlbesetzung. Er passte wunderbar auf die Rolle, auch wenn ich ihm nicht abnehmen kann, dass er nach 4 Bier und einigen Tequila derart aufgeräumt durch die Straßen Berlins läuft.

Sein Verhältnis zu den Eltern ging im Film eher unter, war ein einziges Lustig machen. Dabei hätte man es ohne große Übertreibungen so gut darstellen können.

Sicher, wer zunächst das Buch liest und dann den Film schaut, ist immer enttäuscht. Im Vergleich schneidet der Film erst recht schlecht ab. Deshalb: Gute Ideen, aber schlecht umgesetzt. Schade.

Fazit: Lieber lesen.