Meine Woche mit dem Netz (14)
Viel über das iPad nachgedacht. Nicht nur wegen dieses Wired-Videos oder der anderen Demo-Videos, die da gerade alle ins Netz gestellt werden. Aber auch. Ein Text, der mich nachdenklich gemacht hat, war dieser hier, der bei CNN erschienen ist. Ein Vater berichtet darüber, wie seine 12-jährige Tochter die Vogue bestellt und wie die Eltern herausfinden, warum sie die Zeitschrift immer mit so vielen Post-Its versieht.
Over time, one by one, those stegosauri began to stack up, spines out, in her closet. One day I decided to take a peek at the dinosaur graveyard to see what my daughter was tagging so furiously. It turned out that she was trying to annotate each issue, sorting the material by outfits, accessories, footwear, and other categories for later reference. I noticed that the more issues she tagged, the more frustrated she became. This was a lot of work. So why was she doing it?
„Don’t you get it?“ my wife observed. „She’s trying to turn the magazine into a computer.“
Je länger ich über das iPad nachdenke, desto mehr denke ich, dass dieses Gerät durchaus ein paar Dinge verändern könnte. Ich merke das ja schon an meinem Medienkonsum mit dem iPhone. RSS-Feeds, Twitter, Facebook – klar, kein Problem mit diesem kleinen Gerät. Doch seit ich die Bild- und die Welt-App habe, lese ich regelmäßig die „Welt Kompakt“ und kann zumindest auch sehen, was die Bild in ihrer überregionalen Ausgabe so macht. Als Journalist nicht unwichtig und das tolle: Ich muss nicht erst in die Redaktion fahren oder zum Kiosk gehen, ich kann dies tun, wenn ich mich abends ins Bett lege (Ab 22 Uhr sind die Ausgaben verfügbar) oder morgens beim Frühstück einen Tee trinke.
Ich habe also seit einigen Monaten endlich die Möglichkeit, viel mehr als früher zu bestimmen, was und wann ich Dinge lese. Die „Welt Kompakt“ beispielsweise hätte ich sogar abonnieren wollen, aber früher ging das nicht. Zumal das Papier-Abo auch den großen Nachteil hat, dass ich mir vor dem Lesen erstmal was anziehen muss, um die Zeitung von unten zu holen und sie im schlimmsten Fall dann auch noch geklaut wurde.
Seit diesem Wochenende geht nun auch das Spiegel-Lesen so. In diesem Haushalt gibt es ein Spiegel-Abo und ich ärgere mich jede Woche wieder, dass ich frühestens am Montagabend erst zum Lesen komme. Ich habe mir am Freitag die neue Spiegel-App runtergeladen und die Titelgeschichte (puh, auf dem iPhone 43 Seiten lang) gestern Abend im Bett gelesen. Klar, es gab kaum Bilder und 43 Seiten sind auch ein bisschen mühselig – aber für den Beruf reicht dies völlig aus (und ich gehe davon aus, dass der Spiegel-Verlag in den kommenden Monaten noch ein bisschen nachrüsten wird).
Und wenn ich mir den Bildschirm nun jetzt noch ein bisschen größer vorstelle, habe ich sogar noch außerhalb des Berufs Lust auf das Lesen von längeren Texten (oder das Schauen von Videos und das Rumspielen mit Autoanzeigen…).
Die Frage ist natürlich, ob man mit dem iPad wirklich auch neue Leser anlockt, also auch welche außerhalb der Journalistenschaft. Gehen wir mal von jemanden aus, der schon jetzt mit dem Internet aufgewachsen ist, keine Tageszeitung mehr liest, höchstens noch ab und zu für eine Zugfahrt ein paar Magazine kauft und ansonsten seine Infos im Netz findet oder sie ihn. Würde der seinen Medienkonsum wirklich verändern und plötzlich für eine kostenpflichtige Ausgabe einer Tageszeitung auf dem iPad bezahlen? Oder für ein politisches Wochenmagazin wie den „Spiegel“? Wohl nur, wenn es verdammt cool gemacht ist.
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Wegen Karneval gab es diesmal keine „Sendung mit dem Internet„. Morgen dafür wieder. Zur gewohnten Sendezeit um 18 Uhr.
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Ich woanders: „Die Politik blamiert sich mit dem Internet“ bei RP Online. Mein Testbericht vom Nexus One bei RP Online und bei „Mind the App„, unser Mind-the-App-Video mit Stefan Keuchel, der das Nexus One erklärt. Und über die etwas langweilige Lego-App fürs iPhone.
Ich glaube nicht, dass Leute für eine Tageszeitung im klassischen Sinne auf dem iPad bezahlen werden. Ich glaube aber wohl, dass die Leute für gute Inhalte in gut aufbereiteter Form bezahlen werden. Den Spiegel würde ich auch direkt auf einem iPad lesen, wenn er mir dann zum Beispiel Videos und Bilderstrecken bieten würde – um das Magazin sinnvoll zu erweitern.
Du hast recht, es wird so kommen. Das iPhone hat auch meine kleine Kommunikationswelt ziemlich auf den Kopf gestellt. Ich stelle mir – nach der Wired-Demo übrigens – vor, dass das iPad ähnlich viel verändert wie einst die beschreibbare CD-Rom. Und das ist auch noch gar nicht soooo lange her…
Und was ich mir im Moment auch immer öfter vorstelle: Ich glaube ja nicht, dass wir noch viele Jahre darüber reden, ob Print besser als Online ist. Es geht, viel schneller als wir denken, um gute Inhalte. Das macht mich zumindest ein bisschen froh…
Klar, geht es um gute Inhalte. Ich denke auch nicht darüber nach, ob Print oder Online besser ist. Ich konsumiere beides – und zwar gerne. Wir müssen nur auch da sein, wo unsere Leser sind.
Ich habe schon immer lieber Wochen- als Tageszeitungen gelesen. Von daher sind mir Tageszeitungen egal, den Wert von Lokalausgaben sehe ich nahe Null.
Welt bzw. Bild beim Frühstück lesen, ich weiß nicht. Bin nicht so abgebrüht und würde entweder ständig kotzen oder die Tasse gegen die Wand werfen.
Bei dem Mädchen musste ich eher an Autismus denken. Mir ist auch nicht klar was so ein Mädchen mit der Vogue will.
Andererseits musste ich an einen Bericht über neue Videorekorder denken. Da darf man nicht vorspulen, der Sender kann Signale senden die das Aufzeichnen ganz oder in HD verbieten, anschauen geht nur an ungeraden Tagen und aufgehenden Mond … will sagen ich fürchte das sie auch eine virtuelle Vogue frustrieren wird.
Ich erwarte das schlimmste für diese Magazine:
– Text kopieren nicht möglich,
– Fotos speichern unmöglich,
– Screenshots deaktiviert,
– Archivierung wird eingeschränkt,
– Drucken verboten,
– usw.
Bin im Augenblick am Nachdenken ob ich mein Zeit Abo von Papier auf pdf umstelle, aber das ist eher eine finanz. Frage. Positiver Nebeneffekt es liegt nicht soviel Papier rum. Ich möchte allerdings lieber ein klassisches, stilvolles Die Zeit App und nichts verdammt cool gemachtes.