Nächstes Level erreicht.

Und das war es also, mein erstes Sportfest, an dem ich nicht selbst teilnahm, sondern der Sohn. Ich hoffte, dass er beim Weitsprung das weiße Brett treffen würde, dass er abspringen würde. Ich hoffte, dass er den Ball weit werfen würde, dass er beim 50-Meterlauf durchrennen würde. Was er alles ganz wunderbar machte. Selbst das langweilige In-der-Schlange-Rumgestehe fand er ok, was vielleicht eher daran lag, dass es sehr sehr heiß war und jede Bewegung eigentlich überflüssig. Aber Kinder sehen auch das ja nicht so, die tragen dennoch gerne Turnschuhe mit Socken, auch wenn man selbst ganz entzückt über die Fußfreiheit in Sandalen ist.

Als ich da an der Bahn stand, nachdem ich ein paar Meter als Pacemaker (Hust..) mitgelaufen bin, den Namen meines Kindes schreiend (ganz kurz sah ich einen irritierten Blick, übrigens), als ich da also irgendwann wieder stand, das iPhone gezückt, um noch einen Schnappschuss zu machen, wie er da mit einem guten Meter Vorsprung über die Ziellinie lief, da wurde mir klar, dass das erst der Anfang war.

Von nun an werde ich sicherlich unzählige Stunden auf Sportplätzen verbringen, anfeuernd, schwitzend, und sehr sehr stolz.   Welcome neues Leben, welcome Soccermum. Wieder so ein Ding, dass man vorher nicht bedacht hat.

(Mal sehen, ob es wirklich auf Soccer hinauslaufen wird.)

Flüchtlinge

25. Mai 1989. Ich weiß nicht mehr, wie wir es geschafft haben, ich weiß nur, dass wir es geschafft haben. Mit sechs Koffern bestiegen mein Vater, meine Mutter, mein Bruder und ich den Zug in den Westen.Zwei Jahre nach dem Ausreiseantrag durften wir das Land verlassen. Dafür hatten wir 48 Stunden. Eine geordnete Flucht meiner Eltern, die anders verlaufen wäre, hätte es uns Kinder nicht gegeben.
Umsteigen kurz hinter der Grenze, eine Anwohnerin schenkte uns Kindern eine – Achtung: Klischee – Banane. Irgendwann Ankunft im Gießener Auffanglager. Wir blieben eine Woche, wohnten in einer Turnhalle. Danach ging es für uns in ein 4000-Einwohner-Ort im Norden Deutschlands. Das erste halbe Jahr lebten wir in einer kleinen Zweizimmerwohnung am Ortsrand. Eingerichtet aus Spenden. Wir waren dankbar, denn es war ein Neustart. Logisch. Mein Vater fand nach drei Monaten als erster wieder einen Job, fing klein an, Hauptsache arbeiten, dazugehören, ankommen, irgendwann. Ein halbes Jahr später hatte auch meine Mutter wieder Arbeit. Wir zogen um in eine Wohnung, in der meine Mutter erst mehr als 15 Jahre später auszog, nachdem wir Kinder längst flügge geworden waren. 
Eine Sache, die mich diese Zeit gelehrt und wohl auch geprägt hat: Du bist natürlich erst einmal allein, nur auf dich gestellt und nur durch eigenes Engagement kannst du es schaffen. 
Die andere: Hätte es zu Beginn nicht die Unterstützung gegeben, wäre der Start deutlich schwieriger geworden. 

Ich bin so dankbar, dass wir 1989 unter humanitären Bedingungen in die Ungewissheit fuhren. Dass sich meine Eltern nicht in einer Nacht-und-Nebel-Aktion aufgemacht haben, wie so viele andere, die dafür mit ihrem Leben bezahlen mussten. 

Dankbar, dass ich damals nicht erleben musste, was meine Großmutter durchmachte, als sie sich mit ihrer Familie nach dem Krieg aus dem damaligen Sudetenland ins heutige Sachsen-Anhalt aufgemacht hat. Welche Strapazen sie dabei erlebt haben muss. Wie schwierig eine Flucht gewesen sein muss, wenn alles zerstört ist, ein Überlebenskampf, der heute kaum noch vorstellbar ist. 
Lasst es uns den Flüchtlinge von heute nicht schwerer machen, als sie es ohnehin schon haben. Sie haben ihre Existenz zurückgelassen, auf dem Weg hierher nicht nur Freunde verloren, sondern auch Kinder, und ohne zu wissen, ob sie es jemals schaffen würden. Lasst uns helfen, dass sie hier ein neues sicheres Leben führen können. 

Bei Betterplace kann man spenden. In eurer Stadt bestimmt auch. Helfen geht natürlich auch. 

(Insbesondere die Aktion der Stadt, das Helfen zu organisieren, finde ich sehr sehr großartig.)

Ein Jahr zu viert

Ein Jahr ist es jetzt schon her, dass du zu uns gekommen bist. Ein Jahr, was so viel verändert hat. Das einfachste: das Zu-Viert-Sein. Klingt banal, aber es gibt immer noch Momente, in denen man merkt, dass insbesondere der große Sohn noch immer nicht so ganz akzeptiert hat, dass er sich das Nummer-Eins-Sein jetzt teilen muss. Du hast damit kein Problem, denn du kennst es ja nicht anders. Und du liebst deinen großen Bruder. Lachst dich schlapp, wenn er Faxen macht. Gehst mit ihm schon wie ein Großer in den Schwertkampf. Machst die Türme kaputt, die er für dich baut. Klaust ihm seine Bausteine, auch wenn er das gar nicht mag. Und spielst mit seinen Playmobilrittern, als ob es deine sind. Es wird wohl auch nicht mehr lange dauern, dann kletterst du selbst zu ihm aufs Hochbett, an der Leiter stehst du ja schon. Seitdem du bei deinem Bruder im Zimmer schläfst, schläfst du auch länger. Strahlst ihn am Morgen an, auch wenn er noch ganz morgenmuffelig ist. Doch diese Muffeligkeit verfliegt dann meistens sehr schnell.

  
Du bist ungeduldig, wenn du dein Essen nicht sofort bekommst. Wenn du deine Milch nicht sofort bekommst. Wenn du irgendwas nicht sofort bekommst. Du liebst dein Mittagessen. Dabei ist es dir egal, welches Gemüse es gibt, du magst bisher alles. Selbst Spinat verdrückst du in großen Mengen. Wie dein Bruder liebst du Fisch. Im Urlaub hast du mir regelmäßig den Kibbeling vor der Nase weggefuttert.

Du findest Tauben toll. Und Enten. Und Möwen. Du liebst das Meer, auch wenn es dir ein bisschen kalt ist und Sand. Auch im Mund. Am liebsten jedoch räumst du die Küchenschränke aus. Die Schüsseln und Töpfe und Plastikdosen.

Du bist wundervoll. Und jetzt also ein Jahr alt.

Terrassentalk zur Digitalisierung und Journalismus

Am Donnerstag fand das zweite Terrassengespräch auf der Dachterrasse des VHB-Gebäudes statt. Ok, eigentlich war es das erste, denn der eigentlich erste Termin musste ins Foyer verlegt werden – das Wetter. Diesmal war es wunderbar sonnig und deshalb ganz schön heiß. Wir, das waren Matthias Müller von Blumencron, Sascha Lobo, Anita Zielina, Moderator Georg Altrogge und meine Wenigkeit.

Was so berichtet wurde:
Meedia
Handelsblatt
Wiwo.de
  

Die 90-Tage-Challenge und ich

  

Babyspeck, schlechte Haltung, fehlende Muskulatur – ihr kennt das. Die Rückenprobleme wie nach der ersten Schwangerschaft waren quasi schon programmiert. Mindestens drei Gründe, die mich dazu bewegten, kurz nach Ostern etwas zu tun, was ich bisher noch nie getan hatte: eine so genannte Challenge gegen mich selbst anzutreten. Mark Lauren hat sich den Quatsch ausgedacht, kannte ich vorher nicht, aber dass er mal Soldaten trainiert hat, überzeugte mich irgendwie, fragt besser nicht. Auf den jungen Mann aufmerksam   geworden bin ich durch Marion Horn, Bams-Chefin, die irgendwann twitterte, sich dieses Trainingsprogramm ebenfalls anzutun. Das könnte ich also auch schaffen, dachte ich und legte los.

Für alle, die keine Ahnung und keine Lust zum Googeln haben: Das Programm besteht aus drei Elementen: Sport, Ernährung und ein bisschen Gehirnwäsche, denn schließlich gehört auch die richtige Einstellung dazu. In den ersten vier Wochen gibt’s dreimal die Woche ein Workout mit dem eigenen Körpergewicht, danach viermal. Essen: eiweißreich, wenig Kohlenhydrate, viel Wasser. Einstellung: it’s about making time, not having time. Oder so.
Und ja: Ich habe es tatsächlich geschafft. Durchgezogen, auch wenn aus den eigentlichen 90 Tagen ungefähr 120 geworden sind, wegen Krankheit und ein paar nicht zu verschiebenen Terminen, da hab ich dann meist einen Tag länger pausiert.
Und das Ergebnis: Ich schaffe diverse Liegestütze am Stück, fühle meine seitlichen Bauchmuskeln, habe ein paar Zentimeter Umfang und ein paar Kilo verloren, man sagt mir eine bessere Haltung nach. Ich überlege, wie es weiter gehen soll, denn ich merke, dass es weitergehen muss. Weil es meinem Körper gut tut, weil es mir gut tut. 
Es erstaunt mich, dass es ausgerechnet so ein fester Trainingsplan ist, der mich über einen so langen Zeitraum gebunden hat. Immer wieder die gleichen Übungen, obwohl ich Joggen wegen der Monotonie immer gehasst habe. Liegestütze! Tischziehen! Kniebeugen mit Sprung zwischendurch, Hüftheben!
Im Zuge dessen lade ich derzeit jede Menge Apps runter: Freeletics, Sworkit, Madbarz – jetzt muss ich nur noch testen, wie gut die alle so sind und ob ich am Ende doch Mark treubleiben werde. Da gibt es nämlich auch zufällig ne App..

Fit ohne Geräte: Die 90-Tage-Challenge