Das war’s dann, alte Garde!

Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner hat dem Branchendienst „Meedia“ ein Interview gegeben, das in vielerlei Hinsicht beachtet werden sollte. Aus langweiligen Gründen: Weil es ihm gelingt, ziemlich unwidersprochen für das europäische Leistungsrecht zu werben und die ewig anstrengenden Thesen zu wiederholen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit seinem Textangebot zur schwierigen Lage der Verlage, digitale Geschäftsmodelle zu entwickeln, beigetragen habe. Oder das ewige Argument, dass man Texte von Verlagen über Google, Facebook oder einen Aggregator kostenlos lesen könne? Meist, weil die Verlage ihre Inhalte dort einstellen, aber ich sehe mal über dieses Bullshitbingo hinweg.

Aber Döpfner wär nicht Döpfner, wenn er in dem Interview nicht auch einige sehr bemerkenswerte Dinge sagen würde. Zum Beispiel übt er harsche Kritik an der Zunft der Politikjournalisten, er lässt kein gutes Wort über das politische Berlin mit seinen Worthülsen und dem Hang, Politik für sich selbst zu betreiben. Mein Lieblingssatz aus dem Interview hat es ja sogar in die Überschrift geschafft und lautet: „Die alte Garde ist am Ende – und zwar überall.“

Doch was kommt danach? Auch dazu äußert sich Döpfner: „Die Leute haben darauf keine Lust mehr und suchen nach einem anderen Typus. Wenn es gut geht, sind es Leute, die ohne extremistisches, nationalistisches oder populistisches Gedankengut auskommen. Wenn es schlecht geht, wackelt die Demokratie.“ Wie sehr es andernorts bereits wackelt, liest man täglich. Dass Deutschland verschont bleibt? Ich mag es kaum glauben.

Offenlegung 1: Mein Mann arbeitet bei „Meedia“, hatte meines Wissens aber nichts mit der Entstehung des Interviews zu tun.

Offenlegung 2: Einer meiner Auftraggeber ist derzeit der WDR aka Teil des öffentlichen Rundfunks. Dieser Umstand hat meine Meinungsbildung zu diesem Artikel nicht beeinflusst.

Offenlegung 3: Dieser Text stammt aus meinem Newsletter, den ihr hier abonnieren könnt

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