Wie digital ist Deutschland wirklich?

Wie digital ist Deutschland? Wenn ich da in meinen eigenen Freundes- und Bekanntenkreis schaue, dann antworte ich darauf: sehr. Gerade in den vergangenen Wochen ist Deutschland in vielen Kreisen ein bisschen digitaler geworden, Social-Distancing, Homeoffice und Co. sei dank. Doch um einen umfassenderen Blick zu erhalten, gibt es glücklicherweise Umfragen, Studien und so weiter. Einen Blick gestattet zum Beispiel der Digital-Index der Initiative D21, für den seit 2013 jährlich 20.500 Menschen in Deutschland befragt werden. Laut dieser Befragung sind 86 Prozent der Bevölkerung ab 14 Jahren online. Doch es gibt dann doch einen nicht unerheblichen, wenn auch sinkenden Anteil der Bevölkerung, die diese Entwicklung nicht unbedingt mitgehen.

14 Prozent gehören zu den so genannten Offliner:innen. Warum diese Menschen das Internet nicht nutzen? Fehlendes Interesse, zu hohe Komplexität und mangelnder Nutzen sind nach wie vor die Hauptgründe, so die Studie. Und wenn man sich das Profil der „Offliner:innen“ einmal anschaut, dann sind sie im Schnitt 71 Jahre, weiblich und haben einen Haupt- oder Volksschulabschluss. Und das, weil diesen Menschen bisher der Nutzen immer noch nicht klar ist, weil ihnen die Funktionsweise nicht gezeigt wurde oder weil die Bedienung einfacher sein müsste. Alles Dinge, die vermeintlich einfach zu lösen sein müssten. Findest du nicht?

Und auch der Anteil der so genannten Digital Mithaltenden ist mit 38 Prozent ziemlich groß. Und Bewegungen in den unterschiedlichen Clustern sind zwar erkennbar, aber für die Schnelligkeit der derzeitigen Entwicklungen doch immer noch gering. Das liegt zum größten Teil an uns selbst. Gerade einmal 50 Prozent der Befragten ab 14 Jahren geben an, daran interessiert zu sein, ihr Wissen im Bereich Computer, Internet und digitale Themen auszubauen. Ein Trauerspiel, könnte man sagen. Zumal die meisten auch nicht bereit sind, dafür Geld zu investieren. Sie bringen es sich entweder selbst bei, fragen Freunde oder Bekannte, alles Dinge, die unter das informelle Lernen fallen. Formell wird fast nur gelernt, wenn es der Arbeitgeber finanziert. Die Bereitschaft, sich auf eigene Kosten weiterzubilden, ist gering. Wenn hier also mehr geschehen soll, sind Unternehmen und Institutionen gefragt. Auch wenn das Vertrauen in eben diese recht gering ist. Gerade einmal 36 Prozent meinen, dass Schulen notwendige Digitalisierungsfähigkeiten vermitteln.

Fazit: Trotz stetiger Weiterentwicklung ernüchternde Zahlen. Dabei sollten wir doch gerade jetzt endlich mal richtig Gas geben.

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