Magst du Veränderungen?
Neulich in einem Workshop: Brainstorming für mögliche Themen in einem Unternehmensblog. Idee: Was durch Corona anders geworden ist – vor allem in der Zusammenarbeit im Unternehmen. Eine potenzielle Überschrift entsteht: Was das Home Office verändert hat (und weiter verändern wird). Reaktion eines Teilnehmers: Das klingt aber negativ. Mein Gedanke: spannend. Denn eigentlich sollte es in dem Text darum gehen, welche Chancen und neuen Ideen entstanden sind.
Während die einen erwarten, dass nun eine Vielzahl von Chancen und neuen Ideen aufgelistet wird, sehen die anderen Veränderung im schlimmsten Fall als Bedrohung der eigenen Gewohnheiten. Werde ich wieder einen Arbeitsweg haben und wann? Mit den Kolleg:innen aus den anderen Teams in der Kaffeeküche quatschen? Auf einen Netzwerkabend gehen? Wie kann ich mit meinen Arbeitsergebnissen sichtbar werden, ohne die physische Begegnung? Kopfkino pur.
Wie kommt es, dass die einen Veränderungen durch Corona oder natürlich Automatisierung und Digitalisierung als negativ wahrnehmen, andere aber nicht und diese sogar freudig vorantreiben? Sicherlich liegt das an Vorerfahrungen, aber eben auch an anderen Dingen. Vor ein paar Wochen habe ich mich mit dem Graves-Modell auseinander gesetzt, einigen vielleicht eher unter dem Begriff Spiral Dynamics bekannt. Der Begründer, Clare Graves war Psychologieprofessor und beschäftigte sich u.a. mit der Frage, warum Menschen wie reagieren (sehr verkürzte Darstellung, I know). Sein Modell geht davon aus, dass der Mensch Aktionssysteme bildet, die abhängig sind von der individuellen und kulturellen Hintergründen des Menschen. Wer sich näher damit beschäftigen will, dem empfehle ich einen Blick in die Originalliteratur oder einschlägige Managementbücher.
To make a long story short: Bei der Recherche zu dem Thema fand ich ein paar Leitsätze von Clare Graves, in denen ich mich in meiner Arbeit in Redaktionen und Unternehmen wiederfand und die ich gerne mit dir teilen möchte:
„Jeder hat das Recht, so zu sein, wie er ist. Lehre Menschen, die Qualität ihrer Arbeit zu erhöhen, indem du ihren Denkweisen gerecht wirst und nicht von dir selbst ausgehst.”
„Erleichtere Veränderung und gib Unterstützung für die, die Veränderung wählen. Bestrafe die übrigen nicht, für das, was sie sind (und bleiben wollen).”
Spannend – das werde ich also weiterhin denken, wenn jemand mit einer negativen Grundhaltung auf das Thema Veränderung reagiert und dann mit der Arbeit beginnen.
Dieser Text ist zuerst in einer abgewandelten Version in meinem Newsletter erschienen. Abonniere ihn hier.