Plötzlich Shitstorm am Beispiel von Sat.1

Eine kritische Äußerung, eine auf den ersten Blick unscheinbare Frage, eine echte Beleidigung – und jedes Mal die große Frage: Wie soll ich, wie sollen wir darauf bloß reagieren? Kommunikation in Social Media erfordert häufig Schnelligkeit, eine präzise Wortwahl, aber oft auch einfach einen gesunden Menschenverstand. Wie man es eher nicht macht, konnte man diese Woche mal wieder erleben. Am Beispiel von Sat.1.

Matthias Distel aka Ikke Hüftgold ist Unternehmer und Schlagerstar (weiß ich auch erst seit letzter Woche). Distel sollte Protagonist in der Sat.1-Show „Plötzlich arm, plötzlich reich“ (Kannte ich vorher auch nicht!) werden. Stattdessen veröffentlichte er am Montag ein Video auf Instagram, in dem er erklärte, warum er aus den laufenden Dreharbeiten ausgestiegen ist (20 Minuten echt harte Kost, mir kamen zwischenzeitlich die Tränen). Gleichzeitig erhob er schwere Vorwürfe gegenüber dem Sender und der Produktionsfirma. Das Kindeswohl von schwer traumatisierten Kindern sei mit Füßen getreten worden. Das Video verbreitete sich in Windeseile, Online-Artikel in den Medien erschienen. Für Sat.1 also ein ordentlicher Shitstorm.

Wie hättest du reagiert?

Gar nicht reagieren und hoffen, dass sich die Gemüter von alleine beruhigen? Aussitzen? Öffentlich entschuldigen? Mal ganz grundsätzlich über diese Form von Bloßstellungsformate nachdenken und das öffentlich ankündigen? Oder zur Gegenattacke ausholen und behaupten, dass der Schlagerstar „die Familie ungefragt in die Öffentlichkeit gebracht“ habe?

Nach der Lektüre aller Statements würde ich behaupten, dass Sat.1 den Weg gewählt hat, der am wenigsten schnell aus dem Shitstorm herausführt. Der Debatte ein Ende setzt und nicht dafür sorgt, dass nun auch der Spiegel und andere Massenmedien über den Fall berichten, sich ja bereits erste Gruppen formieren, die Werbende aufrufen, den Sender zukünftig zu meiden.

(Dieser Text erschien zuerst in meinem wöchentlichen Newsletter, den du hier abonnieren kannst.)

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