Corona und Newsrooms: Welche Auswirkungen die Pandemie auf die Arbeit in Redaktionen hatte

Auch für Newsrooms war das vergangene Jahr besonders: Denn die Pandemie wirbelte ja nicht nur Arbeitsabläufe durcheinander, sondern es gab über eine lange Zeit ein beherrschendes Thema. Zahlreiche neue Formate entstanden so: Newsletter, Podcasts – und die meisten hatten auch das Ziel, die eigene Zielgruppe möglichst perfekt zu informieren. Doch was hat das eigentlich gebracht? Wie hat sich die Corona-Pandemie auf die eigene Glaubwürdigkeit ausgewirkt? Hat die Pandemie gar das Medienverhalten beeinflusst? Eine wichtige Frage, die sich nicht nur Kommunikator*innen fragen, sondern hoffentlich auch Journalistinnen und Journalisten. Denn immer wieder zu hinterfragen, ob die bestehenden Kanäle immer noch die richtigen sind, ob es nicht doch sinnvoll sein könnte, andere Wege auszuprobieren, um (neue) Zielgruppen anzusprechen – das gehört in der heutigen Zeit eigentlich zum Tagesgeschäft.

Das Reuters Institute hat dazu eine internationale Studie veröffentlicht. Hier die wichtigsten Erkenntnisse für Deutschland.

1. 39 Prozent der Deutschen haben sich sich mit Hilfe so genannter Newsorganisationen aka Medien über die Auswirkungen der Pandemie informiert. Im April 2020 lag der Anteil noch bei 47 Prozent (Nur in Südkorea gab es hier übrigens keinen Rückgang). Die zweitwichtigste Quelle waren für die Menschen in Deutschland Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen und so genannte Expert*innen. Zwei weitere Details: Je älter, desto eher informiert man sich über Newsorganisationen und gebildeter sind sie. 

2. Bei der Frage, welchen Quellen man denn am ehesten vertraue, schneiden klassische Medien nicht so gut ab: Am glaubwürdigsten sind für die Deutschen Wissenschaftler*innen, Ärzt*innen und Expert*innen, gefolgt von nationalen und internationalen Institutionen und besagten journalistischen Quellen. Interessanterweise gilt diese Reihenfolge in allen untersuchten Ländern.

3. Politiker*innen haben ein Glaubwürdigkeitsproblem: Auf die Frage, bei welcher Institution man falsche Informationen in Bezug auf Covid19 gesehen habe, nennen 31 Prozent der Deutschen „Politiker*innen“ – und nur 21 Prozent Newsorganisationen. Es gibt übrigens nur ein Land, in dem das Misstrauen gegenüber journalistischen Informationen größer ist als gegenüber Politiker*innen: Japan.

4. Weil Impfungen einer der Schlüssel im Kampf gegen die Pandemie sind, hat das Reuters Institute auch untersucht, wie erfolgreich sich bestimmte Falschmeldungen (z.B. Impfen verändert die DNA oder Impfen verursacht Unfruchtbarkeit und der ganze Quatsch) über Impfungen durchgesetzt haben. Erkenntnis: Je höher der Anteil derer, die sich über klassische Medien informieren, desto geringer die Rate derer, die an Falschmeldungen übers Impfen glauben. Aber: Es besteht hier kein Zusammenhang zwischen Jungen oder geringer Bildung und dem Glaube an Fake News. In Deutschland tendieren eher Ältere dazu, solche Falschmeldungen als richtig einzustufen als jüngere.

5. Ungefähr die Hälfte der Deutschen sagen, dass Medien hilfreich waren, die Pandemie zu verstehen und richtig mit ihr umzugehen, auch wenn das im April 2020 noch mehr Menschen gesagt haben. Gleichzeitig ist der Anteil derer, die meinen, dass Journalist*innen, die Pandemie übertrieben dargestellt haben, gestiegen. Hier sieht man doch eine größer gewordene Unzufriedenheit.

Fazit: Grundsätzlich kann man sagen, dass Journalist*innen und Journalisten eine wichtige Rolle gespielt haben, die Bevölkerung über die Pandemie zu informieren. Gleichzeitig war das Vertrauen in Medien zu Beginn der Pandemie größer und sie haben mittlerweile ein Glaubwürdigkeitsproblem. Viele Menschen hören lieber auf Wissenschaftler*innen und Expert*innen. Nicht ohne Grund waren und sind gerade Podcasts wie das Corona Virus Update mit Sandra Ciesek und Christian Drosten so erfolgreich, tingelt Karl Lauterbach in seiner Rolle als Wissenschaftler von Talkshow zu Talkshow. Medien fungieren hier nur als Plattform.

Hier kannst du die komplette Studie lesen.

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