Der geheime Bunker der Bundesbank

Ich habe mich auf eine Zeitreise begeben, in eine Zeit, in der es hier noch die D-Mark gab. Dafür ging es rund 30 Meter unter die Erde in einen Bunker, der vor fast sechzig Jahren in einem Wohngebiet in Cochem an der Mosel gebaut wurde. Vordergründig zum Schutz der Bevölkerung, eigentlich aber, um einen Ort zu schaffen, an dem die Bundesbank 15 Milliarden D-Mark in einer Ersatzwährung lagern konnte – für den Fall der Fälle. 

Bis 1988 wurde dort dieses Geld gelagert, die Anwohner gingen davon aus, dass dort einer der damals üblichen Luftschutzbunker in Betrieb gehalten wurde. Davon gewusst haben vor Ort zwei Menschen: ein Hausmeister und der Leiter des ansässigen Schulungszentrum für Banker, in Frankfurt sechs Menschen bei der Bundesbank. 

Fast 60 Jahre hielt dieses Geheimnis stand, das allein ist schon faszinierend genug. Zum Einsatz kam die Währung nie, einerseits weil ein echter Angriff auf das deutsche Währungssystem ausblieb, zum anderen, weil man sich in den 80er Jahren für neue, fälschungssichere Scheine entschied. Scheine, die den Wert von 15 Milliarden D-Mark haben sollten, wurden geschreddert, die Bundesbank gab den Bunker auf. Warum? Darauf konnte der Touri-Führer leider keine Antwort geben. 

Doch auch die weitere Geschichte dieses Bunkers erzählt deutsche Geschichte. 1993 ging er in den Besitz der Volksbank Cochem über. Im Jahr 2008, Lehman Brothers lässt grüßen, musste die Volksbank übernommen werden, der Bunker wurde verkauft, umgebaut und seit 2016 kann man ihn jetzt besichtigen. 

Seitdem denke über zwei Dinge nach: Wo in Europa wohl der Bunker steht, in dem die Ersatzscheine für den Euro wohl lagern oder wie sieht ein solches Notfallszenario wohl in digitalen Zeiten aus? Zweitens: Irgendwann kam die Frage auf, warum es eigentlich kaum noch Bunker gibt. Die Antwort war klar und gleichzeitig verstörend: weil sie in der heutigen Zeit nutzlos wären. Einen Hintergrund habe ich später noch dazugegoogelt.

Die Bunker-Webseite
Der Bunker auf Wikipedia

Meine Learnings aus den Finanzblogawards 2018

Seit 2016 bin ich in der Jury des Finanzblogawards und seit 2017 habe ich auch den Juryvorsitz inne. Jedes Jahr zu schauen, was sich in der Szene getan hat, meine Blogleseliste auffrischen mit neuen Gesichtern – der Award vermittelt immerhin einen kleinen Einblick in die Szene. Klein? Ja, klein, denn es gibt immer noch finanzinteressierte Blogger, die den Award nicht kennen oder auch gar nicht bei so etwas nominiert werden wollen. Beim Stöbern, Recherchieren und Bewerten sind mir in diesem Jahr ein paar Dinge aufgefallen.

Die Szene ist verdammt vielfältig.
Ja, ich bin jedes Mal wieder überrascht, wie viele Blogs es gibt, die sich nur um das Thema Geld, Finanzen, Börse und Co. drehen. Es freut mich zum einen, dass es viele der „alten Hasen“ immer noch gibt, aber umso mehr, dass in diesem Segment auch wieder viele neue Blogs entstehen.

Frauen entdecken das Finanzbloggen
Nachdem im vergangenen Jahr „Madame Moneypenny“ den ersten Preis abgesahnt hat und mit ihrer Community ja mittlerweile nicht nur Facebook rockt, sondern auch die Buchläden, Offline-Seminare undundund, scheinen so einige Frauen das Segment „Finanzblog“ für sich zu entdecken. Es gibt viele Copy-Cats, aber auch ein paar Perlen, die auf unaufgeregte Weise Finanzthemen für Zielgruppen aufbereiten, die sich sonst nicht allzusehr damit beschäftigen.

Finanzblogger entdecken Instagram und Youtube
Endlich. Denn auch mit Finanzthemen kann man in solchen Kanälen authentisch unterwegs sein und somit auch noch die Chance bekommen, andere Zielgruppen anzusprechen. Und das tolle: Das sorgt meiner Meinung nach auch dafür, dass die Blogs optisch ansprechender werden.

Das Mega-Thema 2018 lautet…
…irgendwas mit finanzielle Freiheit. Ich habe mir all diese Blogs angeschaut und – ich war genervt. So viele Copy-Cats, immer das gleiche Thema. Alter. Da half auch nicht die Variation „finanzielle Freiheit für Frauen“.

Die comdirect vernetzt sich besser
Die comdirect nutzt die Gelegenheit in diesem Jahr, um auch inhaltlich stärker Einfluss auf die Berichterstattung zu nehmen und startete zum Start der Publikumsabstimmungsphase eine so genannte Blogparade. Für diejenigen, die nicht wissen, was das ist: Sie geben ein Thema vor, über das die Blogger schreiben sollen. So sorgt die comdirect dafür, dass der Finanzblogaward noch ein bisschen bekannter wird und die Bank gleich mit. Schade nur, dass immer noch so wenig Liebe in das dazugehörige Blog gesteckt wird.

Ich bin schon sehr gespannt, was du zu den Gewinnern sagst, die wir in unserer Jurysitzung auserkoren haben.
Sonderpreis: „finanz-szene.de“ des Wirtschaftsjournalisten Heinz-Roger Dohms.
Platz 3: DIY-Investor.de von Axel Kalthoff
Platz 2: Fortunalista von Margarete Honisch
Platz 1: Talerbox von Bastian Glasser und Team

(Dieser Text war Teil meines Newsletters. Wenn du wissen willst, was sonst so drin steht, melde dich hier an.)

Sieben Erkenntnisse aus der ARD-ZDF-Onlinestudie – bei Punkt 7 musste ich weinen. Vor allem in meinem Büro.

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Alle Jahre wieder erscheint die ARD-ZDF-Onlinestudie und gibt uns Auskunft darüber, wie die Deutschen das Internet nutzen. Was ich am spannendsten finde?

Erstens: Mehr als 90 Prozent der Deutschen sind online. Das ist nochmal eine Million mehr als im vergangenen Jahr. 75 Prozent sind täglich im Internet und Erwachsene über 14 Jahren sind im Schnitt täglich 196 Minuten druff. Fazit: Immer mehr Deutsche sind immer länger online. Medien nutzen sie dabei sehend, dann lesend und danach hörend. Das wiederum ist jetzt nicht allzu überraschend, ordnet aber dann doch den derzeitigen Hype um Podcasts ganz gut ein.

Zweitens: Wie werden Videos genutzt? Die Studie gibt auch hier Aufschluss: Am beliebtesten sind Portale wie Youtube und Co. (31 Prozent nutzen diese), gefolgt von Videostreaming-Diensten wie Netflix und Co (23 Prozent). Was die Fernsehsender freuen wird: Am drittbeliebtesten ist die zeitversetzte Anschauen von Fernsehsendern (22 Prozent). Doch auch hier lohnt ein Blick auf die unterschiedlichen Altersgruppen. Denn die 14- bis 29-Jährigen schauen Videos zunächst bei Videoportalen wie Youtube (83 Prozent), am zweitbeliebtesten sind Videos in Streaming-Diensten (67 Prozent) und am drittbeliebtesten Videos bei Facebook (47 Prozent) – und das, obwohl die doch angeblich gar nicht mehr dort sind?! Auf Platz vier folgen dann Instagram-Videos (42 Prozent). Wenn die Öffentlich-Rechtlichen – und die sind nun mal die Auftraggeber der Studie – also in Zukunft junge Menschen erreichen wollen, sollten sie schleunigst an ihrer Plattformstrategie arbeiten. Erst auf Platz 5 folgt das zweitversetzte Gucken von Fernsehsendungen..

Drittens: Audio wird vor allem über Streamingdienste und über Youtube konsumiert. Besonders krass ist die Nutzung dieser Dienste bei den 14- bis 29-Jährigen. Die Nutzung von Audio-Podcasts ist in allen Altersgruppen ein Nischenphänomen, der höchste Anteil der Nutzer liegt bei den 30- bis 49-Jährigen. Spannend ebenfalls: Auch wenn das Live-Streamen von Radiosendungen das drittbeliebteste Nutzungsszenario ist – wenn ich einen Radio-Sender betreiben würde, würde ich mir Gedanken machen.

Viertens: Ein wenig seltsam ist die Untersuchung der Online-Communities, wurden hier offenbar nur Facebook, Instagram, Snapchat, Twitter und Xing (Warum dann nicht auch Linkedin?) abgefragt. Erkenntnis Nummer 1: Die Facebooknutzung der Deutschen (mindestens einmal wöchentlich) geht von 33 auf 31 Prozent leicht zurück, wobei mich auch hier der Anteil der 14- bis 29-Jährigen sehr überrascht: Erkenntnis Nummer 2: Mit 63 Prozent ist das Netzwerk beliebter als Instagram (50 Prozent). Und Erkenntnis Nummer 3: Snapchat ist keinesfalls tot. Schon gar nicht bei den Jungen.

Fünftens: Zum ersten Mal wurde gefragt, wie viele Menschen schon einmal einen Sprachassistenten genutzt haben: Rund ein Drittel der Bevölkerung bejahte dies. Das meistgenutzte System ist hierbei Siri von Apple, vor Google Now und Alexa von Amazon. Ich bin schon jetzt auf die neue Erhebung in 2019 gespannt.

Sechstens: Der Fernseher ist nicht tot! Grund: Viele verwenden ihn, um Streamingdienste wie Amazon-Prime, Netflix oder andere dort abzurufen. Auf dem Smartphone dominiert die Audionutzung (Spotify, Podcasts, Radio), aber auch Facebook wird vor allem mobil genutzt.

Siebtens: Das Smartphone ist der Treiber für die Internetnutzung. Zum einen wegen der weiter steigenden Individualkommunikation mit Hilfe von Messengerdiensten a la Whatsapp. Wer das Internet auch unterwegs nutzt, kommt auf deutlich höhere Gesamtnutzungswerte, schreiben die Studienbetreiber. Um so wichtiger, dass wir endlich Themen wie Netzabdeckung, 5G und Co. vorantreiben.

Du willst die Studie selber lesen? Hier entlang.

Ein Jahr Selbstständigkeit: Was ich gelernt habe

Dieser Text war Teil meines Newsletters, den ich wöchentlich verschicke und zu dem du dich hier anmelden kannst.

Seit einem Jahr bin ich meine eigene Chefin, Buchhalterin, Officemanagerin, Trainerin, Motivatorin. Vermutlich bringt so eine Selbstständigkeit noch viele weitere Jobbezeichnungen mit sich. Und weil ich so etwas gerne bei anderen lese, möchte ich heute mit dir teilen, was ich in diesem ersten Jahr des Freiberuflerdaseins gelernt habe.

1. Disziplin ist (fast) alles
Mir ist es noch nie sonderlich schwer gefallen, diszipliniert Dinge anzugehen, abzuarbeiten oder mich an Deadlines zu halten. Zwar gebe ich wie fast alle Journalistinnen und Journalisten am liebsten just-in-time ab, aber das ist dann auch in time und nicht zu spät. Natürlich würde ich mir von mir an der einen oder anderen Stelle noch ein bisschen mehr Weitblick wünschen, zum Beispiel an terminfreien Tagen wirklich mal ein bisschen an dem Workshop in drei Monaten herumzukonzeptionieren oder die Webseite endlich auf Vordermann zu bringen, aber hey: Wär es nicht tragisch, bereits im ersten Jahr total perfekt zu sein? Eben.

2. Das Zweifeln hört nie auf
Hast du einen Monat, in dem du jeden Abend bis halb eins Projekte abarbeitest, zweifelst du, ob das alles so richtig ist. Hast du einen Monat, in dem du mal ein bisschen Zeit zum Durchatmen hast, zweifelst du, ob das alles so richtig ist. Hast du ein Seminar, bei dem alles spitze läuft, zweifelst du, ob alles so richtig ist. Hast du ein Seminar mit herausfordernden Teilnehmern, zweifelst du, ob alles so richtig ist. Ich weiß, dass ich zu der Spezies Mensch gehöre, die sich ständig hinterfragt und das wird in der Selbstständigkeit per se nicht einfacher, weil sich viele Dinge auch recht kurzfristig ergeben. Gleichzeitig bist du letztendlich vor allem für dich selbst verantwortlich, jede Handlung musst du also vor allem vor dir selbst rechtfertigen. Im Angestelltenverhältnis ist da noch ein Chef, der Dinge hinterfragt, jetzt übernimmst du selbst diese Aufgabe. Gleichzeitig hängt ja auch viel davon ab: immerhin deine Zukunft.

3. Du bist viel unterwegs
Aus irgendeinem Grund bin ich davon ausgegangen, dass ich weniger unterwegs sein werde. War natürlich Quatsch. Meistbesuchte Städte: Köln und Hamburg, aber eben auch Stuttgart, Siegen, Dortmund, Aachen, Duisburg, Essen, Heide. Man kommt gut rum. Was ich für mich gelernt habe: Bei mehrtägigen „Ausflügen“ lieber ein Zimmer vor Ort nehmen – auch wenn die Entfernung ein Pendeln zulassen würde. Ich bin dann deutlich entspannter.

4. Und immer wieder das Thema Sicherheit
Nach sehr vielen Jahren in der Festanstellung ist es von Anfang an ein seltsames Gefühl, nicht so genau zu wissen, was du in einem halben Jahr machst. Ja oft sogar im nächsten Monat. Dieses Grübeln hat sich im Laufe des Jahres natürlich einigermaßen gelegt, weil ich mittlerweile auch feste Aufträge akquiriert habe, aber seltsam ist es doch oft immer noch. Gleichzeitig gehe ich davon aus, dass dieses Gefühl nie weggehen wird – wär ja auch wirtschaftlich betrachtet ungünstig. Und klar: Eine Anstellung wäre dafür auch keine Lösung, schließlich gibt es kaum eine Branche, in der es heute noch sichere Jobs gibt.

5. Du bist für dich verantwortlich
Natürlich gilt dieser Satz in jeder Lebenslage. Im beruflichen Kontext wälzen aber viele Menschen in Anstellung einen großen Teil der Verantwortung auf ihren Chef ab. „Der tut ja nix“, höre ich viele dann immer vorwurfsvoll sagen. „Du aber auch nicht“, antworte ich dann gerne.
Selbstständigkeit heißt in jeder Lage verantwortlich zu sein. Schlechte Tage haben? Schwierig. Neue Ideen finden? Ja, dann lass ich mir was einfallen. Das ist einerseits schön, andererseits aber auch nicht so einfach. Denn oft werden Ideen ja besser, wenn du sie vorher mal pitchst. Wenn du das Seminarkonzept mit jemanden durchsprechen kannst. Oder du mit jemanden gemeinsam überlegen kannst, welches Angebot für jenen Kunden am besten wäre und wie in kürzester Zeit der größte Nutzen entsteht. Am liebsten hätte ich da manchmal einen Gegenpart.

6. Halte die Augen offen
Vor welchen Herausforderungen steht ein Unternehmen gerade? Liegt die Lösung auf der Hand oder muss sie erst erarbeitet werden? Wird da gerade der richtige Mitarbeiter gesucht? Ich finde es extrem spannend, in Unternehmen hereinzugehen – meist mit einer bestimmten Fragestellung – und festzustellen, dass die Probleme eigentlich ganz woanders liegen. Weil das Gegenüber den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht. Eine vage Idee hat. Buzzwords aufgeschnappt wurden und man das jetzt auch so will. Oft war ich in solchen Fällen dann Content-Managerin, Journalistin, Organisationsberaterin und Coach in einem. Weil ich aufmerksam zuhöre, Fragen stelle und mich einbringe. Und aus einem Projekt plötzlich ganz andere entstehen können, ich Angebote entwickle und feststelle, dass es da draußen noch so viel zu tun gibt. Das ist toll, das gibt Kraft und motiviert.

7. Du arbeitest selbst und ständig
Ja, natürlich. Aber ich habe immer gerne gearbeitet und viel. Daran hat sich nichts geändert, nein, es ist vielleicht sogar ganz gut, weil sich gar nicht so viel geändert hat. Und weil ich für mich die Verantwortung trage, nehme ich mir Auszeiten. Bisher hat das ganz gut geklappt.

Mein persönliches Fazit
Was für ein Jahr! So vielseitig und abwechslungsreich. Ich habe in unterschiedlichste Branchen und Bereiche hineingeschnuppert, habe Dinge aufgebaut, Projekte abgeschlossen, war externer Impulsgeber und wenn gewünscht auch mal die Nervensäge. Ich habe neue Dinge gelernt, anderen Menschen Dinge beigebracht und mich weitergebildet. Ich habe Aufgaben abgegeben und bis tief in die Nacht gearbeitet, weil ich auch mal „Ja“ gesagt habe, obwohl eigentlich nix mehr ging, das Projekt aber so spannend war. Ich habe gelernt, auch mal „Nein“ zu sagen. Welchen Rat ich anderen gebe, die über den Schritt in die Selbstständigkeit nachdenken? Du musst es wirklich wollen (und vielleicht auch noch diese sieben Tipps meiner ehemaligen Kollegin Claudia Michalski beherzigen). Ich habe (bisher) noch keinen Grund gefunden, es nicht mehr zu wollen. Deshalb habe ich mir Ziele gesetzt – Dinge, die ich erreichen, lernen, ausprobieren will. Und darauf freue ich mich.