Die Highlights beim Grimme Online Award

Ich war auf den Grimme Online Awards und habe mich ziemlich gefreut, dass ein paar meiner Favoriten aus der Shortlist von immer 28 nominierten Projekten Preise abgeräumt haben. Spannend: Obwohl viele Projekte von etablierten Medienunternehmen nominiert waren, gewannen viele neuere Medienprojekte und Einzelkämpfer. Hier meine Favoriten und nein, der Cocktail aus der Tüte (siehe Foto) war zwar interessant, aber beim nächsten Mal wär mir ein Glas wieder lieber.

Krieg und Freitag: Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte Krieg und Freitag schon einen Goldenen Blogger erhalten, aber da ich da nicht alleine entscheide, gab es jetzt eben den Grimme Online Award. Großartige Comics, die einfach gezeichnet wirken, aber es oft wirklich in sich haben.

Tincon: Die beiden re-publica-Gründer Johnny und Tanja Häusler haben vor ein paar Jahren die Tincon ins Leben gerufen, eine Digitalkonferenz für alle unter 21 Jahren. Zunächst in Berlin tourt die Konferenz mittlerweile durch ganz Deutschland ist eine tolle – und preiswürdige – Plattform geworden.

Wem gehört Hamburg? Auch herausragende Recherchen wurden belohnt, diese stammt von Correctiv und dem Hamburger Abendblatt und macht die Besitzverhältnisse auf dem Hamburger Wohnungsmarkt transparent. Spitzenmäßig, dass man schon daran arbeitet, die Arbeit auch auf andere Städte auszuweiten.

Techniktagebuch: Das wunderbare Blog hat 2016 bereits den Goldenen Blogger bekommen, da kann ein weiterer Preis auf keinen Fall schaden.

Mensch Mutta: Preisverleihung sind ja auch oft inspirierend und so lernte ich dieses Podcast-Projekt kennen, in dem einedas Journalistin ihre Mutter interviewt und mit ihr über ihr Leben in der DDR spricht. Menschelnder Geschichtsunterricht als Podcast sozusagen, werde ich mir auf meiner nächsten Reise auf jeden Fall mal anhören (und vergleichen).

Zu guter Letzt: In seiner Keynote gab sich NRW-Staatssekretär Nathanael Liminski ganz politikeresk und äußerte sich – wenig überraschend – wenig begeistert über das, was bei Youtube und Co. so geboten werde. Insgeheim freute es mich deshalb, dass nicht nur das Videoformat „Ultralativ“ als einziges Projekt in der Kategorie „Wissen und Bildung“ mit einem Grimme-Preis beehrt wurde, sondern auch das funk-Format „Einigkeit und Rap und Freiheit“.

(Der Text war Teil meines Newsletters, den du hier abonnieren kannst.)

Wie News im Digitalen in 2019 funktionieren

Es ist gerade die Zeit des Jahres, in der die großen Reports geupdatet werden (siehe auch in den Empfehlungen). So kam gerade der neue „Digital News Report“ des Reuters Institutes heraus. Der Report ist eine weltweite Studie zum Zustand der digitalen Medien. Besonders spannend, weil er Trends in den verschiedenen Ländern aufgreift, miteinander vergleicht. Wer irgendwas mit Medien macht, sollte ihn lesen. Was ich daraus mitnehme, los geht’s.

1. Digitale Abomodelle sind gerade das, was viele Medien weltweit ausprobieren. Doch es gibt verschiedene Anzeichen, dass das ein immer noch schwieriges Geschäftsmodell ist. Zu geringe Zahlungsbereitschaft bei den Kunden, Nachrichten sind nicht Entertainment, die Verfügbarkeit von kostenlosen Nachrichten, aber eben auch die Tatsache, dass nicht hinter allen Medien eine starke Marke steht, für die man bereit wäre zu zahlen. Nationale Marken profitieren am ehesten, regionale haben es deutlich schwerer, ihre Leserinnen und Leser zum Zahlen zu bewegen.

2. Was bei Abomodellen funktioniert: Entertainment. Das zeigt der Erfolg von Spotify, Netflix und Co.. Wie kann die Kombination aus News und Entertainment funktionieren? Wir sehen, dass die Kombination aus Lernen und Entertainment funktionieren kann.

3. 70 verschiedene E-Mail-Newsletter betreibt die Washington Post, 42 Prozent der digitalen Abonnenten in den USA nutzen mindestens einen Newsletter pro Woche, in Großbritannien 35 Prozent. Und den Satz hier zitiere ich mal direkt: „Email remains extremely effective with older, highly engaged news users, even if overall usage has not grown over the last five years. By contrast, mobile notifications tend to be used by younger groups and have shown considerable growth in weekly use – up from 3% to 20% in the UK and 6% to 19% in the United States since 2014.“ Das individualisierte Ansprechen von Zielgruppen wird erfolgsentscheidend sein.

4. News werden mobil konsumiert. Und darauf sollten sich alle endlich einstellen.

5. Trust goes down. Auf die Frage, ob man den meisten Nachrichten trauen kann, haben 2015 noch 60 Prozent der befragten Deutschen mit Ja geantwortet. 2019 sind es nur noch 47 Prozent.

6. Wer junge Menschen erreichen will, muss eine Instagram-Strategie haben. Wer junge Menschen erreichen will, muss Produkte kreieren, die ihre Bedürfnisse befriedigen. Video und Audio spielen dabei eine große Rolle.

7. Die Aussichten des Reuters Institutes sind nicht sonderlich rosig: „Many news publishers are stuck in a vicious cycle of declining revenue and regular cost cutting – as illustrated within our country page section this year. We also find some governments – increasingly alarmed by market failure, especially in local news and investigative journalism – considering using public money and other measures to support pubic interest journalism. Elsewhere, we find authoritarian-minded politicians looking at the weakness of commercial media as an opportunity to capture or unduly influence the media. These trends continue to play out at different paces in different places with no single path to success. Media users all over the world continue to flock to digital websites and platforms, and engage with many kinds of journalism online and offline. But we are still some way from finding sustainable digital business models for most publishers.“

Das lass ich einfach mal so stehen.

Wer personalisiert, gewinnt

Eine PwC-Studie (hier lesen) belegt, was wir alle seit einiger Zeit beobachten bzw. du bist vermutlich sogar Teil dieses großen Umbruchs: Die Entertainment-  und Medienbranche steht vor großen Veränderungen. Der Grund: Nutzer wollen selbst entscheiden, wann, was und wie sie Medien oder Entertainment-Angebote konsumieren wollen. Sie wollen persönliche, maßgeschneiderte Medienangebote und ich beobachte das ja auch bei mir selbst: Ich entscheide mit großer Begeisterung, welchen Podcast ich höre, ob es Entertainment oder lieber Infotainment sein soll. Ob ich die Doku jetzt oder doch lieber später schaue. Ob ich mir meinen Medienkonsum mit Hilfe spezialisierter Newsletter und Feeds selbst zusammen baue oder auf ein General-Interest-Produkt wie die Tageszeitung setze, von der ich dann doch bestimmte Teile direkt entsorge, weil ich nun mal keine Lust auf den Sportteil habe. Die Insta-Storys meiner Instagram-Freunde ersetzen das Herumzappen durch verschiedene Fernsehsender. Geht alles, ist auf mich zugeschnitten und Inspiration ist so auch noch möglich.

Ich lege dir die Lektüre dieser Studie sehr ans Herz, fasse dir aber dennoch die fünf Empfehlungen der Studienmacher zusammen, die für einige bereits wie Plattitüden klingen, wenn sie nicht so wichtig wären:

1. Kenne deine Kunden: Daten, Daten, Daten, um wirklich zu verstehen, was deine Kunden wollen.
2. Entwickele dein Geschäft weiter: Stillstand bringt nichts, genauso wenig bringt es etwas, nostalgisch auf frühere Zeiten zurückzublicken. 
3. Baue Kompetenzen auf: Wer in der komplexer werdenden Welt bestehen will, muss dafür sorgen, dass die dafür notwendigen Kompetenzen im Unternehmen verfügbar sind. Neue Leute müssen her, neue Technologien und natürlich ein umfangreiches Weiterbildungsprogramm, um die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitzunehmen und von ihrem Know-how zu profitieren.
4. Fokussiere auf das Nutzererlebnis: Wenn ich das Produkt nicht bedienen kann, nutze ich es nicht. Wenn es keinen Spaß macht, ebenso.
5. Kontext ist King: Alles hängt mit allem zusammen. Dranbleiben heißt die Devise.

Also ran an die Arbeit.