Wie Kinder das Internet nutzen und was wir von ihnen lernen können

Kinder und Jugendliche zwischen neun und 17 Jahren sind pro Tag im Schnitt 2,4 Stunden online. Das ist das Ergebnis einer Erhebung des Leibniz-Instituts für Medienforschung, die zum Beispiel von Unicef unterstützt wurde. Die Studie beleuchtet ziemlich gut, wie junge Menschen das Netz nutzen (Smartphone), was sie dort machen (Videos anschauen, Musik hören und Schularbeiten) und welche Chancen und Risiken sie sehen, aber auch, welche Ängste Eltern haben, wenn sich ihre Kinder im Internet bewegen. Ein Blick in die Studie lohnt sich für Eltern, aber auch für diejenigen, die sich darüber Gedanken machen, junge Zielgruppen zu erreichen.

Mein Lieblingswort der Woche findet sich ebenfalls in dieser Studie: Sharenting. Gemeint ist damit die übermäßige Nutzung von Facebook und Co. durch Eltern, um Babyfotos oder Aktivitäten ihrer Kinder zu teilen. Neun Prozent der befragten Kinder und Jugendlichen sagen, dass sie das im vergangenen Jahr erlebt hätten. Und sechs Prozent geben an, dass sie ihre Eltern darum gebeten haben, die Inhalte wieder zu löschen. Nicht viel, aber immerhin sollen genau diese Eltern ihren Kindern den richtigen Umgang mit Medien und digitalen Quellen vermitteln.

Passend zum Thema: Der Beitrag des Autoren Nir Eyal, der sich dafür ausspricht, bei der (Medien-) Erziehung die Bedürfnisse von Kinder zu respektieren und ihnen beizubringen, wie sie verantwortungsvoll mit ihrer Zeit umgehen. Es sei wichtig, dass sie erkennen, dass Smartphones und Co. natürlich einen großen Unterhaltungsfaktor haben, aber gleichzeitig ständig Aufmerksamkeit fordern und uns von vielen anderen wichtigen Dingen ablenken.

Ich beobachte mit großem Interesse, dass meine Söhne das iPad nicht etwa nur zum Spielen nutzen, sondern mit Hilfe von Kika- und Youtube-App die Welt entdecken – Formate wie Checker Tobi, Can und Julian oder „Das erste Mal.. USA“ und Co inhalieren sie geradezu. Gleichzeitig beobachte ich mich, wie ich viel zu häufig zum Smartphone greife, aber gleichzeitig die Nutzung meiner Kinder begrenzen möchte.

Im Umgang mit dem Internet und seinen Möglichkeiten können beide Seiten voneinander lernen. 

(Dieser Text erschien zuerst in ähnlicher Form in meinem wöchentlichen Newsletter, den du hier abonnieren kannst.)

Sagt der Wessi zum Ossi: „Wir sind ein Volk!“ Lächelt der Ossi: „Wir auch.“

„Berliner Verlag: Kaufen sich zwei Ostberliner eine Zeitung“ titelt ZEIT ONLINE in einem Artikel über den Verkauf des Berliner Verlags an ein Unternehmerpaar. „Sie gelernte Bürokauffrau, er gelernter Werkzeugmacher“ geht es weiter, obwohl ein paar Zeilen später klar wird, dass beide studiert haben, in angesehenen und international agierenden Unternehmen gearbeitet und offenbar nicht allzu unerfolgreich gegründet bzw. Geschäfte in Unternehmen geführt haben.

Und ja, vielleicht liegt es an meinem eigenen Lebenslauf, dass mich dieses Spiel mit Stereotypen und Vorurteilen so kurz vor dem 30. Jahrestag des Mauerfalls dann doch ein wenig traurig stimmt. Nicht erst die letzten Landtagswahlen haben gezeigt, wie tief gespalten unser Land noch immer ist, dass wir einander nicht verstehen und vielleicht auch nicht verstehen wollen.

Die „Berliner Zeitung“ hat am Mittwoch ein Interview mit seinen neuen Eigentümern geführt, dass ich dir ans Herz lege. Über das Zitat „Wir machen das nicht aus einem Mäzenatentum, sondern aus einem bürgerlichen Engagement heraus und weil unser Ehrgeiz angestachelt ist“ habe ich eine Weile nachgedacht. Ich bewundere den Mut der beiden, in diesem wirklich schwierigen Berliner Medienmarkt mitmischen zu wollen und würde mir wirklich wünschen, dass ausgerechnet ein branchenfremdes Unternehmerpaar aus dem Osten Berlins diejenigen sind, die ein Geschäftsmodell für lokalen bzw. regionalen Journalismus im digitalen Zeitalter finden.

(Dieser Text war Teil meines Newsletters, den du hier abonnieren kannst.)

Liest du noch oder guckst du schon? Die spannendsten Erkenntnisse aus den ARD/ZDF-Massenkommunikation Trends

Welche Medien nutzen die Deutschen? Wann nutzen sie welche Medien? Und was heißt das eigentlich für die Anbieter von Medien? Das wird mittlerweile jährlich in einer repräsentativen Studie mit dem Namen „Massenkommunikation Trends“ mit Hilfe von telefonischen Befragungen untersucht und netterweise auch veröffentlicht. Zehn spannende Ergebnisse.

Erstens: Sieben Stunden nutzen die Menschen in Deutschland Medieninhalte. In der Altersgruppe bis 30 sind es lediglich sechs Stunden. 3 Stunden davon gehen jeweils für Video und Audio drauf, für Texte rund 1 Stunde. Spannend an der Textnutzung und vor dem Hintergrund, dass es immer heißt, die Jungen würden nicht lesen: Die Textnutzung liegt im Vergleich zur Gesamtbevölkerung bei den 14- bis 29-Jährigen leicht höher.

Zweitens: Bei der Videonutzung dominiert in der Gesamtbevölkerung noch die klassische Nutzung, sprich: Fernsehsendungen schauen, wenn sie ausgestrahlt werden. Betrachtet man die Nutzung der 14- bis 29 Jährigen, liegen lineare Nutzung und Streamingangebote gleichauf.

Drittens: Audio-Medieninhalte werden in allen Altersgruppen noch auf dem klassischen Radio-Weg konsumiert, wobei das Hören von Musik im Internet bei den 14- bis 29-Jährigen verbreitet ist, aber noch nicht ganz an das klassische Radiohören heranragt. Spannend: Die Nutzung von Podcast spielt in allen Altersgruppen eine eher untergeordnete Rolle.

Viertens: Redaktionell erstellte Textinhalte werden pro Tag im Schnitt von jedem Zweiten konsumiert – und verändert sich kaum, wenn man nur die 14- bis 29-Jährigen betrachtet. 24 Prozent nutzen dafür Artikel und Berichte in Tageszeitungen und Zeitschriften, 20 Prozent in digitaler Form. Betrachtet man die 14- bis 29-Jährigen ist der Trend hin zum digitalen ziemlich klar: Sie Nur 5 Prozent nutzen Tageszeitungen und Zeitschriften, dafür 32 Prozent Artikel und Berichte in digitaler Form.

Fünftens: Und Bücher? 12 Prozent nutzen diese täglich. E-Books allerdings nur zwei Prozent. Mit Haptik geht also doch noch was.

Sechstens: Betrachtet man die Mediennutzung im Tagesverlauf, dann liegt die Hauptnutzungszeit in den Abendstunden, wo Video dominierend sind.

Siebtens: Audio hat seinen Peak am Morgen – zwischen 7.45 Uhr und 9.30 Uhr werden Reichweiten von rund 40 Prozent erzielt – und flacht bis 18 Uhr immer weiter ab.

Achtens: Texte werden relativ konstant über den Tag genutzt, wenn auch auf deutlich geringerem Niveau mit minimalen Peaks morgens und am Abend.

Neuntens: Welche Text-Inhalte lesen die Deutschen um 22 Uhr am liebsten? Richtig: das gute alte Buch. Ausgedruckt auf Papier.

Zehntens: Soll ich mich da immer anpassen und diese Trends noch befeuern? Diese Frage wurde mir letztens in einem Seminar gestellt. Meine Antwort: Es ist einfacher, sich an den Kunden anzupassen, als darauf zu hoffen, dass der Kunde sich anpasst. Denn er wird Gründe haben, warum er sich so verhält.

Hier der Link zur kompletten Studie.

Die Zahlungsbereitschaft für digitalen Journalismus ist mies. Die Gründe sind klar.

Warum ist es nur so schwierig, das Abomodell in die digitale Welt zu übertragen? Dieser Frage stellen sich viele Medien- und Verlagsmanager täglich und die Antworten darauf variieren vermutlich auch – je nach Tagesperformance und Gesprächspartnern. Gut, dass es mittlerweile ein paar Studien gibt, in denen untersucht wird, warum die Zahlungsbereitschaft für journalistische Inhalte eigentlich so gering ist. Aber für Netflix, Spotify und Co. wird ohne zu Zucken monatlich Geld überwiesen.

Die neueste Studie stammt von „Next Media Hamburg“ und Statista und zeigt: Die Mehrheit will nix für Journalismus bezahlen. 49 Prozent der Befragten sagen das. 19 Prozent würden maximal fünf Euro und 22 Prozent maximal 15 Euro ausgeben.

Ein weiterer spannender Aspekt: 40 Prozent würden lieber einen Artikel lesen, der von einer künstlichen Intelligenz erstellt wurde und kostenlos zur Verfügung steht als einen Text der kostenpflichtig und von einem ausgebildeten Journalisten geschrieben wurde. Oder anders herum: Es gibt immerhin eine Zahlungsbereitschaft, wenn klar gemacht wird, wer einen Text verfasst hat und dass er in einer Qualität geschrieben wurde, die nur ein Mensch abliefern kann.

Wenn das digitale Abomodell das Geschäftsmodell der Zukunft für Journalismus sein soll, dann muss sich jedes Medienunternehmen immer wieder folgende Fragen stellen: Liefern wir relevante Inhalte für unsere Kunden? Was ist eigentlich das Produkt, dass ich verkaufe? Stimmt die Verpackung und kommunizieren wir diese richtig? Und zu guter Letzt: Ist der Preis wirklich angemessen?

Es gibt nur sehr wenige Häuser, die die meisten dieser Frage mit „Ja“ beantworten können.