Goldene Blogger: Fünf Dinge, die ich 2019 gelernt habe

Zum 13. Mal verleihen Daniel Fiene, Thomas Knüwer und ich am 9. März die Goldenen Blogger. In den vergangenen Tagen haben wir uns mehr als 2000 Vorschläge angeschaut, die die Community in 2019 begeisterten. Fünf Dinge, die ich dabei gelernt habe.

Erstens: Es spricht sich so langsam rum: Blogs sind mittlerweile viel mehr als digitale Tagebücher, das konnte man sehr gut an den diesjährigen Nominierungen sehen. Viele Bloggerinnen und Blogger nutzen Blogs, um ihre Leidenschaft für ein Thema auszudrücken und Gleichgesinnte zu finden. Nicht ohne Grund kann in diesem Jahr entschieden werden, wer das beste Blog in den Kategorien „Wirtschaft“, „Kultur“, „Food/Wein“, „Sport“ oder auch Thema/Nische sein wird.

Zweitens: Medienwandel ist was Feines! Aus Blogs und anderen digitalen Projekten entstehen immer mehr Geschäftsmodelle. Deshalb haben wir in diesem Jahr die Kategorie „Neue Medienmacher“ ins Rennen geschickt und mit ihr Persönlichkeiten wie Tijen Onaran, Stefanie Luxat und Maria Lorenz und Nilz Bokelberg. Sie alle eint die Leidenschaft, mit der sie Medien machen – auf allen Plattformen.

Drittens: 2019 war ein weiteres Jahr der Polarisierung. Gut, dass es dennoch Menschen da draußen gibt, die mit Leidenschaft gute Laune verbreiten und aus Gepöbel, schlechter Laune und Hass hervorstechen. Natürlich musste es diesmal wieder die Kategorie „Flausch“ geben, in der wir die Menschen feiern müssen, denen das täglich gelingt!

Viertens: 2019 war außerdem ein Jahr, in dem auch deutsche Politiker auf den sozialen Kanälen angekommen simd. Gleich drei Politiker haben die Community dabei besonders beeindruckt: Ruprecht Polenz, der im Alter von 73 Jahren 2019 aufdrehte, SPD-Hoffnung Lilly Blaudszun und Digitalstaatsministerin Dorothee Bär.

Fünftens: Wenn ich auf die komplette Liste der 48 Nominierten schaue, dann spiegelt diese für mich wieder einmal ein sehr vielfältiges Bild von dem, was in Blogs, in sozialen Netzwerken und digitalen Medien so entsteht. Da stehen Youtuber neben etablierten Entertainern wie Kai Pflaume, Tiktoker neben der Tagesschau. Ich habe die Möglichkeit, zum Fachmann für Helikopter, Käse oder Ibuprofen zu werden, erfahre, wie es ist, mit Tourette zu leben und nebenbei gibt’s noch Beziehungscoaching mit Charlotte und Martin. Besser geht’s doch eigentlich nicht, oder?

Hier die Liste aller aller Nominierten! Sehen wir uns am 9. März 2020?

Blackrock-Chef Larry Fink ruft Revolution aus

Zu Beginn des Jahres schaue ich noch einmal nach vorn. Eine spannende Lektüre ist jedes Jahr der Brief von Larry Fink an seine Kunden, meist Chefs der größten Konzerne der Welt. Larry Fink selbst ist Chef des größten Vermögensverwalters der Welt, Blackrock. Der Brief macht in diesem Jahr deutlich, welches Thema die Finanzwelt in 2020 beschäftigen wird: der Klimawandel. Fink beschreibt in wenigen Sätzen, wie sehr das gesamte Wirtschaftssystem auf den Kopf gestellt werden wird:

„Will cities, for example, be able to afford their infrastructure needs as climate risk reshapes the market for municipal bonds? What will happen to the 30-year mortgage – a key building block of finance – if lenders can’t estimate the impact of climate risk over such a long timeline, and if there is no viable market for flood or fire insurance in impacted areas? What happens to inflation, and in turn interest rates, if the cost of food climbs from drought and flooding? How can we model economic growth if emerging markets see their productivity decline due to extreme heat and other climate impacts?“

Fink verkündet eine Reihe von Maßnahmen, die in den kommenden Monaten einen Wandel der Wirtschaftswelt hervorbringen werden. Keine Investitionen, die mit Nachhaltigkeitsrisiken verbunden sind, eine größere Implementierung von Nachhaltigkeit im Investmentprozess, mehr Transparenz über Nachhaltigkeitsfaktoren in allen Produkten. Mehr noch: Auch das Abstimmungsverhalten in den unzähligen Aufsichtsräten, in denen Blackrock vertreten ist, soll sich nun noch viel stärker an diesen Faktoren ausrichten.

Auch wenn man hier natürlich noch einkalkulieren muss, dass Fink es durchaus auch um maximale Aufmerksamkeit geht – es ist schon erstaunlich, dass der Chef von Blackrock den Klimawandel mit all seinen Auswirkungen zum Thema macht und den Versuch unternimmt, sich nun an die Speerspitze des Wandels zu setzen. Die Klimakrise ist in der Wirtschaft angekommen. Und sie wird auch die Digitalisierung beeinflussen: Schon jetzt geht ein erheblicher Anteil des Stromverbrauchs für die Nutzung des Internets drauf und dieser stammt keinesfalls nur aus klimaneutralen Energien.

(Dieser Text erschien zuerst in meinem wöchentlichen Newsletter, den du hier abonnieren kannst.)

Was kommt 2020?

Ich hoffe, dass du gut ins neue Jahr gestartet bist. Was wird uns 2020 beschäftigen? Welche Themen, Trends, Plattformen, Fragen? Das habe ich in den vergangenen Jahren auch schon gemacht (z.B. im Januar 2019). Ein paar Dinge haben sich bewahrheitet, ein paar nicht. Bist du bereit? Los geht’s.

Purpose, Haltung, New Work | Über diese Themen werden wir auch in 2020 intensiv diskutieren. Doch es geht 2020 darum, diese Begriffe, die Buzzword-Charakter haben, noch viel stärker mit Inhalten und echten Cases zu füllen. 

Persönlichkeitsentwicklung | Kein neuer Trend, aber einer, der 2020 noch mehr im Mainstream wahrgenommen werden wird und der aus meiner Sicht sehr stark mit den Begriffen in Punkt 1 verknüpft ist. 

Diversität | 2020 werden Frauen in hochkarätige Positionen in Politik und Wirtschaft wechseln. Doch wir werden nicht nur über Führungspositionen sprechen oder Diversität im Hinblick auf das ausgewogene Geschlechterverhältnis begreifen, sondern auch in Bezug auf Alter, Herkunft, Lebensstile und Gesellschaftsschichten erleben. Wir können es uns auch schlichtweg nicht mehr anders leisten! Und ja: Diversität kann anstrengend sein, umso wichtiger ist es, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Diversität möglich macht. 

Die eigenen Kanäle | Anfang 2019 habe ich vom Comeback der eigenen Kanäle geschrieben und das ist ein Trend, der uns auch in diesem Jahr beschäftigen wird. Die eigene Webseite, Newsletter, eine treue Community – darauf kommt es in 2020 umso mehr an. Bei Unternehmen und Medien. 
 
Linkedin, Instagram, Tiktok | Das sind die Namen der Plattformen, die 2020 zu den Gewinnern zählen werden. Tiktok war bereits 2019 der große Aufsteiger und ich bin gespannt, welche Formate von Medien und Unternehmen wir dort in den kommenden Monaten erleben. Linkedin wächst weiter und es könnte gut sein, dass das Netzwerk Ende 2020 kein klassisches Business-Netzwerk mehr ist. Und ja: Instagram wird zu den Gewinnern 2020 zählen, aber im Laufe des Jahres aufgrund der zunehmenden Fokussierung auf werbliche Inhalte eine gewisse Ernüchterung spüren.

Journalismus | Neue Medienmacher werden in 2020 noch relevanter und noch stärker gesellschaftliche Debatten mitbestimmen, so genannte klassische Medien verlieren weiter an Bedeutung. Die Fragmentierung der vierten Gewalt verstetigt sich und ich sehe darin auch viele Vorteile. 

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk | Allein das Wort „öffentlich-rechtlicher Rundfunk“ macht deutlich, dass hier dringender Reformbedarf besteht. Die Themen sind vielfältig und es ist schon fast ein bisschen niedlich, wie Quarks und Co. neuerdings auf Instagram bei jedem veröffentlichten Video erklären, dass dies mit Hilfe des Rundfunkbeitrags finanziert worden ist. Welchen Auftrag und welche Aufgaben hat der Ö-R in der digitalisierten Welt? Wie muss der Ö-R in Zukunft organisiert sein? Welche Mitarbeiter werden in Social-Media-Debatten geschützt und welche nicht? Dies wird 2020 breit debattiert werden. Und ich hätte nicht gedacht, dass die Sender diese Debatte selbst befeuern würden. WDR-Indendant Tom Buhrow hat mit seiner Löschaktion rund um das „Umweltsau“-Video ein wahres Eigentor gelandet.  

Und was meinst du?  

Ich wünsche dir ein großartiges 2020!

(Dieser Text erschien zuerst in meinem wöchentlichen Newsletter, den du hier abonnieren kannst.)

Im Dezember postete ich jeden Tag einen Witz. Das kannst du daraus lernen

Wer mir auf Twitter folgt, hat vielleicht mitbekommen, dass ich dort vom 1. bis 24. Dezember jeden Morgen den #Witzeadvent gefeiert habe. Hintergrund ist, dass sich die Kinder in diesem Jahr neben gekauften Adventskalendern dann doch noch einen selbstgemachten mit Säckchen gewünscht hatten. Es entstand in einer nächtlichen Hauruck-Aktion ein Witzekalender, jeden Tag ein Witz. Eine gute Sache übrigens, die eigenen Vorstellungen über Kinderhumor zu überprüfen, ich lag bereits das eine oder andere Mal richtig daneben. Bei Twitter zweitverwertete ich also die Witze mit folgenden Erkenntnissen, die nicht neu sind, aber doch ziemlich gut zeigen, wie das mit den Netzwerkeffekten, dem Communityaufbau so funktioniert – nicht nur bei Twitter, auch bei Instagram, da postete ich die Witze übrigens auch jeden Morgen als Story.

Witze gehen immer: Ob neu, alt, verkopft, entweder du findest ihn schlecht oder gut – Hauptsache Emotionen. Und die funktionieren in sozialen Netzwerken bekanntermaßen besonders gut.

Dranbleiben: Zwar erhielt der Witz am ersten Dezember die meiste Aufmerksamkeit, doch nach einer Weile hatten sich die morgendlichen Witze etabliert. Jeden Tag regnete es zahlreiche Interaktionen – Likes, Retweets und Antworten, oft sogar mit Adaptionen gar Weiterdrehs. Am vierten Tag kam die erste Nachfrage, wann der Witz denn endlich kommt. Am dritten Wochenende erhielt ich zweimal die Bitte, die Witze doch bitte bei Instagram in die Highlights zu legen, man habe sie an den vergangenen Tagen verpasst. 

Je älter der Witz, desto höher die Haltbarkeit des Tweets: Ich postete die Witze morgens zwischen 7 und 8 Uhr – und die meisten Interaktionen hatte der Tweet dann bis ungefähr 11 Uhr mittags. Je nach Witzgüte kam es abends noch einmal zu einer Interaktionswelle, einigen Tweets gelang es sogar noch am Folgetag, Likes einzusammeln. Das ist sicherlich algorithmisch bedingt, zeigt aber auch: Auch auf Twitter „funktionieren“ nicht-aktualitätsgetriebene Inhalte. 

Meine Qualität ist nicht unbedingt eine objektive Qualität: Ich habe mich fast geschämt, dass auch der Witz mit der schwer verständlichen Muschel (Nuschel) dabei war, denn dieser Witz ist wirklich verdammt alt. Aber es sind genau diese Witze, die dann dafür sorgen, dass andere besonders gerne mit ihnen interagieren und sich amüsieren.  

Communitypflege ist wichtig: Ja, das wichtigste ist natürlich jeden Tag einen neuen Witz abzuliefern. Auf Reaktionen reagiere ich, Nachfragen beantworte ich. Das kostet Zeit, ja, aber zahlt sich aus.  

Und nein: Twitter lässt sich zwar wunderbar zum Aufbau von Personenmarken nutzen, aber 24 Tage reichen dafür nun wirklich noch nicht aus. Ich habe auch noch keine Talkshoweinladung als Witzeexpertin erhalten, dafür müsste ich wohl mindestens ein Buch schreiben. Und Witzebücher aller Art gibt es nun wirklich schon zuhauf.

Der Text erschien in abgewandelter Form in meinem wöchentlichen Newsletter, für den du dich hier anmelden kannst.)