Ach ja. (2)

Ach Gottchen, Herr Alphonso hatte mal wieder Lust ein bisschen rumzuschimpfen und hat sich diesmal als Objekt seiner Tiraden die RSS-Feed-Leser herausgepickt. Tja, irgendwann kommt man in das Alter, in dem man nicht mehr jeden Trend mitmachen will und stattdessen ein bisschen rumschimpft.

Zeitschriften im Test – Frösi

Schon seit einigen Jahren gibt es in diversen Tageszeitungen Kinder- oder Jugendseiten. Meist gibt es dort ein, zwei nette Texte, ein kleines Rätsel und ein lustiges Foto.

Aber es gibt auch Zeitschriften, die sich direkt an Kinder richten, erfolgreichster Vertreter des Segments ist Geolino. Das Magazin erscheint bei Gruner + Jahr und hat eine regelrechte Erfolgsstory hingelegt. Kein Wunder, sind doch die Geo-Hefte alle sehr liebevoll und hochwertig gemacht.

Nun kam vor einigen Wochen eine neue Zeitschrift auf den Markt. Frösi, nennt es sich und ist vielen aus Ostdeutschland stammenden Menschen ein Begriff: Denn nachdem das Magazin nach dem Untergang der DDR 1991 aus den Kiosken verschwunden war, haben es jetzt ein paar Menschen aus dem Ostberlin wiederbelebt. In der Hoffnung, dass ein paar durchgeknallte Nostalgiker sich an ihre damalige Lektüre erinnern und das Heft für ihre eigenen Kinder am Zeitschriftenkiosk erwerben –für sage und schreibe 2,10 Euro.

Ich kann nicht behaupten, dass ich ein schlecht gemachtes Magazin erwartet habe, als ich mich heute Abend im Magdeburger Bahnhof für eines der Exemplare entschied. Sicher, das grüne Was-weiß-denn-ich-wie-sich-das-Tier-schimpft-Monster schaut mit seinen zwei Zähnen, von denen einer stark kariös wirkt, ein wenig debil drein. Das macht es aber wett, indem es mit dem linken Fuß sehr geschickt eine hübsche Blume vor sich herträgt. Viel konnte man ja auch nicht erwarten, wird auf dem Titel schließlich kein einziges Thema angekündigt. So als ob sich die Zeitung allein wegen des bizarren Namens verkaufen würde.

Der Name, so erfährt das liebe Kind im Inneren des Heftes, stammt aus dem Jahr 1953 (da wurde übrigens meine Mutter geboren) und ergab sich im Laufe der Jahre aus der Abkürzung von „Fröhlich sein und singen“, einem gleichnamigen Lied, was die jungen Pioniere gerne lautstark intonierten. Dass in dem Heft auf dieses Schicksal eingegangen wird, ist für die wissbegierigen Nostalgiker sicherlich nicht uninteressant, für die eigentliche Zielgruppe werfen sich meiner Meinung nach allerdings vor allem Fragen auf. Was ist DDR? Warum singen die von blauen Halstüchern und wieso reiten die von dieser Zeitschrift darauf eigentlich so rum?

Die Antworten bleiben die „Frösi-Macher“ schuldig, dafür nerven sie gleich zu Beginn mit zwei weiteren historisch angehauchten Themen, 60 Jahre Frieden in Deutschland und Friedrich Schiller.

Gut, dass ich im Zug nach Düsseldorf und nicht nach Berlin sitze, denn sonst könnten die Frösi-Macher mittlerweile meinen Aufschrei hören. Wo bleibt der Spaß in diesem Heft? Stattdessen nerven schlecht gezeichnete Comics, langweilige Spukgeschichten mit so was von „outen“ Gespenstern, die mit einem weißen Bettlaken bedeckt sind. Ab Seite 15 wird mir – pädagogisch wertvoll – alles über gesunde Ernährung erklärt. Leider verwenden die Macher eine sehr seltsame Sprache.
Krabbelkinder dürfen mit einem stolzen „A-A!“ darauf hinweisen, dass sie ihn ins Klo gemacht haben: einen Haufen Kacke. Gebildete Menschen sagen „Kot“ oder „Exkremente“. Das ist alles, was von Pizza und Co. übrig bleibt.

Auch die Frösi-Tipp-Seiten überzeugen vor allem durch große Langeweile. Kino-Tipp ist ein Film, der „auch als DVD erhältlich ist“ (häh?). Buch-Tipp ein pädagogisch-wertvolles Werk, bei dem Greenpeace seine Finger mit im Spiel hat und dann wird auch noch einem gewissen Horst Alisch zum 80. Geburtstag gratuliert, der wohl irgendetwas mit dem alten Frösi zu tun hat, von dem die die eigentliche Zielgruppe…, ach, das hatten wir ja auch schon.

Krönender Abschluss ist der Basteltipp auf der letzten Umschlagseite: „Der Frösi-Multiplikator“, ein sechseckiges Gerät, mit dem man, schrieb ich eigentlich schon über die Häufung von pädagogisch-wertvollen Themen in dieser Ausgabe?, das Einmaleins erlernen kann. „Jeder sollte einen haben“ sagen die Frösi-Macher. Finde ich nicht, sage ich.

Bitte anlegen!

Lokalzeitungen haben ja immer etwas Eigentümliches. Besonders, was ihren Namen angeht. Klar, „Berliner Zeitung“,“Süddeutsche Zeitung“ oder „Nordseezeitung“ haben nichts Außergewöhnliches. Das ist allerdings bei anderen Exemplaren wie „Der Patriot“ (aus Lippstadt), „Volksstimme“ (aus Magdeburg) oder der „Lüneburger Volkszeitung“ anders.
Wer kennt ähnliche Blätter?

Tagebuch einer Volontärin (5)

Ein unfassbar genialer Arbeitstag auf dem Fahrrad unterwegs. So muss Lokalredaktion immer sein. Immer.

Selbstbräuner ist ein Teufelszeug, übrigens.

Tagebuch einer Volontärin (4)

Ich habe einen Termin. Die Sonne scheint und so gehe ich die lange Straße entlang und nehme nicht die Bahn. An den Geschäften vorbei, rechts die Verbraucherzentrale, links die Überbleibsel des „Bar-Code“, einer anderen Version von „Sonderbars“, „Wunderbars“ oder ähnlichen kreativen Einfällen von Barnamen. Wenn ich irgendwann eine Bar eröffnen sollte, wird sie keinen dieser Namen tragen. Sowieso hätte ich lieber eine Kneipe, so richtig schmierig. „Zum Volkswirt“ soll sie heißen, damit sich auch die Pseudo-Intellektuellen angesprochen fühlen.

Dann sitzen sie da, die Männer sind um die 50, die einzige Frau vielleicht ein bisschen älter. Sie betrachten uns vorsichtig, die Frauen von der Presse. Der offizielle Teil des Gesprächs beginnt. Die Damen von der Presse entdecken schnell, dass der Vereinsvorsitzende die an uns gerichteten Worte aus dem Hefter vorliest. Wir lesen nun fleißig mit, markieren uns die wichtigsten Absätze. Danach frage ich wie gewohnt nach, will, dass die eingesessenen Städter mir erklären, was sie so tun. „Lesen Sie das doch in unserer Broschüre nach.“ Ich weiß nicht, wie oft ich diesen Satz in den vergangenen Tagen schon gehört habe. Gedrucktes lässt sich immer so schwer zitieren.

Dass ich erst neu bin, sage ich meist, es vermeidet die ungläubigen Blicke, wenn man nach Stadtbekanntem fragt. Dass ich aus dem anderen Teil des Landes komme, finde ich nicht erwähnenswert. Ob es einfach nur der Akzent ist oder ob ich andere Fragen stelle, sie merken es sofort. Da hilft auch kein freiwilliges Händeschütteln.

Gesammeltes aus dem Tagebuch (2)

Irgendwas stimmt an diesem Steakhaus nicht.

*
Was ich wiederum nicht verstehe: Wenn die Kantine nichts Essbares hergibt, weil es dort Sülze oder ähnliche Verbrechen gibt, ernähre ich mich gern einmal von einem belegten Brötchen. Problem hier: Finde einen Bäcker, der dir ganze belegte Brötchen verkauft. Scheinbar ist man hier am liebsten halbe belegte Brötchen.
*
Wenn die Sonne scheint, gefällt es mir.

Mal wieder ein guter Wagner.

Ricky oder das Zauberding

„Wow, das ist soooooo lecker“, schreit Ricky mir heute morgen entgegen. Ricky? Wir erinnern uns: Das war dieser kleine Mann mit der quäkenden Stimme, die irgendwann, vor noch gar nicht langer Zeit den Nachmittag mit einer so genannten Talksshow bespaßen durfte (siehe auch Hans Meiser, Bärbel Schäfer oder Arabella Kiesbauer). Dort saßen dann Menschen, die sich meistens einer Liebe, ihrer selbst oder irgendeinem Quatsch nicht sicher waren. Dann wurde geredet, sehr oft geschrien, geweint und gelacht und am Ende der meist einstündigen Sendung war der Zuschauer auch nicht viel schlauer. Machte aber nichts, die Menschen haben es trotzdem geschaut. Aber ich schweife ab, denn sicherlich interessiert ihr euch genauso wie ich heute morgen dafür, was unser lieber Ricky, der der deutschen Sprache mittlerweile auch viel mächtiger ist, da heute morgen so lecker fand. Es handelte sich um ein Gemisch aus Melone, Ananas, Banane, Möhre und Brokkoli, was in einem dieser neuen Küchengeräte hergestellt wurde. Die einen nennen es Magic Bullet, bei den anderen heißt es Magic Butler, nur den Namen, den Rickys angepriesenes Gerät trug, habe ich vergessen. Das Tolle an dem Ding ist, dass es „schneiden, mahlen und reiben“ kann. Alles auf einmal! Das „Reinigen ist ein Kinderspiel“, denn es ist spülmaschinenfest und im Konkurrenzprodukt („Magic Butler“) gibt es sogar noch lustig-bunte Partyringe, die man über die einzelnen Behälter stülpen kann, um sie bei einer ebenso lustig-bunten Grillparty auch auseinander zu halten, denn natürlich können die Gäste die lecker zubereiteten Gemüse-Obst-Shakes gleich aus dem Mixding trinken.

Schon wieder schallt mir ein „Boah, ist das lecker“ von Ricky entgegen, er kann sich mittlerweile gar nicht mehr halten, denn die gute Frau Vorführerin hat unserem lustigen Moderator einen Nusskuchen gebacken, der natürlich auch mit dem Magic-Ding zusammengerührt wurde. Mmh, Nusskuchen. Den haben mir meine Eltern aber nicht zubereitet. Obwohl sie seit Donnerstag auch so ein Zauberding in ihrer Küche stehen haben. Nicht im Shopping-Kanal erworben, glücklicherweise, sondern im ansässigen Drogeriemarkt für einen viel
geringeren Preis. Zum Glück. Denn sie haben es in ihren ersten Gehversuchen geschafft, aus einer Zwiebel 1A-Zwiebelmus zu machen, der nach nur wenigen Sekunden in der Pfanne anbrannte.

Dittsche redet von der Weißbier- und Champagnerdusche und ich denke an die „FAS“, die letztere als Champagner-Ejakulation bezeichnete.