Vater

Selten sind diese offenen Gespräche zwischen Vater und Tochter. Eigentlich nie am Telefon. Höchstens mal bei einer Abendzigarette oder damals, als er mich allein in Berlin besuchte. Fast rührend deshalb seine tröstenden Worte. ‚Such dir so einen wie mich.‘ Und so verzeih ich sogar meiner Mutter, die nur Sätze wie ‚Da musst du jetzt alleine durch‘ und ‚Es kommen auch wieder bessere Zeiten‘ für mich übrig hatte.

Die mit dem Kies

Nee, is klar: Wer nach Alicia Keys sucht, gibt bei Google auch gerne diese Worte ein: alischa kies.

Verletzt. Traurig. Und auch sehr wütend. So sieht es gerade in mir aus.

Hamburg

Zwei Tage Hamburg. Regen. Die Frisur sitzt.

Bravo-Kritik Teil 5

Seltsam, dass ich mich immer wieder (1, 2, 3, 4) gezwungen sehe, ein Wort über diese Jugendzeitschrift zu verlieren. Andererseits ist es nur ein weiterer Teil in einer immer umfassender werdenen Blattkritik. Lehnen Sie sich zurück und genießen Sie ein paar Worte über die legendäre Foto-Love-Story. Folgendes trägt sich in der aktuellen Ausgabe zu.

Da wünscht sich die süße Marianne (16), die Sonnenbrand, Heavy Metal und Physik gar nicht mag, endlich einen Boyfriend, um bloß nicht als eiserne Jungfrau zu enden. Kaum verschwindet Freundin Chrissie (17), die wiederum – Achtung! Pädagogischer Anspruch Teil 1 – Alcopops und Langweiler nicht mag, zum Schwimmen, kleckst es auch schon auf Mariannes Rücken.
Nein, wer wie ich nun vermutete, dass die schöne Marianne von den Ausflüssen eines Vogels getroffen wurde, irrt. Denn: Der niedliche Mick (17), der übrigens auf beiden Seiten Ohrringe trägt und leider gar nicht auf Zicken, Soaps, Schule und Gemüse steht, hat getropft. Besser gesagt sein Eis benetzte ihren Rücken. Ja, keine schlechte Anmache denkt der Leser, und siehe da, nachdem der erste Ärger verflogen ist (‚Na toll, jetzt fahren sämtliche Wespen auf mich ab‘) wird auch schon wild geflirtet.
Problematisch nur, dass die schöne Marianne, nachdem Mick verschwunden ist, an der „Bar“ nun den Karrieretypen Jonas (19) trifft, der gern das Manager-Magazin liest und ebenfalls sofort auf die brünette Schönheit abfährt.

Was für ein Tag für Marianne – erst keinen Kerl abgekriegt und nun gleich zwei an der Angel. In ihrem jugendlichen Leichtsinn wird sie nun übermütig und kommt auf die wahnwitzige Idee, so zu tun, als ob sie ein Zwillingspaar – Anne und Marie – ist und verabredet sich gleich für den nächsten Tag mit beiden Typen. Damit die Geschichte nun auch an Tiefe gewinnt und zum Schluss auch ein vielschichtiges pädagogisch wertvolles Fazit gezogen werden kann, stellt sich heraus, dass die beiden Jungs nicht nur WG-Genossen, sondern auch Freunde sind. Gute Freunde, die gemeinsam durch dick und dünn gehen.

Der Rest ist schnell erzählt. Marianne alias Marie und Anne trifft sich mit beiden Typen, natürlich wird jeweils gleich geknutscht und just in dem Moment, in dem sich Marianne endlich sicher ist, dass der ohrengepiercte Mick der Traummann ist, läuft sie unbedacht durch dessen Wohnung und begegnet Jonas. Jonas, mit dem sie einige Tage zuvor noch wild in einem „anspruchsvollen, französischen Film“ saß. Das Kino war natürlich leer, der Streifen wirklich zu hoch, weshalb nur noch wildes Knutschen in Frage kam. Aber das erzählte ich ja bereits.

Großartig! Finale, denn die Moral von der Geschicht: Eine wahre Männerfreundschaft lässt sich nicht durch eine Frau zerstören. Hey, das ist nicht abgedroschen, keineswegs, man muss es nur mal klar machen und warum nicht in einer solch von Romantik strotzenden Geschichte? Die Jungs halten natürlich zusammen, so dass die arme Marianne weinen muss, bei Chrissie, und weiter Single ist. Weil sie mit dem Feuer spielte und so gleich beide Typen verloren hat. Schöner kann ein Ende nicht sein. Und damit es auch wirklich jeder kapiert, schreibt Bravo: ‚So ein Spielchen wird sie garantiert nie wieder ausprobieren‘.

Nein, ganz bestimmt nicht, denn daraus hat Marianne gelernt. Und mit ihr tausende Mädchen. Und dann sagt noch mal einer, dass Bravo keinem Bildungsauftrag gerecht wird.

Hochzeiten

Nach einem langen Telefonabend steht nun fest: Während andere Menschen aus meiner Umgebung ständig zu Hochzeiten eingeladen werden, werde ich übergangen. Entweder will mich niemand auf seiner Hochzeit haben oder die Freunde, die ich habe, heiraten schlicht und ergreifend nicht.

An beiden Gründen ist wohl etwas dran. Denn bisher hat aus meinem engen Freundeskreis wirklich niemand geheiratet. Darüber bin ich froh, denn so muss ich nicht darüber nachdenken, ob ich diesen Bund fürs Leben auch irgendwann einmal schließen möchte.

An diesem Wochenende nun heiratet nun endlich eine Person aus meinem Bekanntenkreis. 31, da kann man schon mal ‚Ja‘ sagen. Wie gesagt geschrieben, eingeladen bin ich nicht. Zu selten habe ich mich wohl in den vergangenen Jahren im Heimatort blicken lassen, zu selten, um einen Platz auf der Hochzeitsgästeliste zu ergattern.

Oder mir eilt ein seltsamer Ruf voraus, der es unmöglich macht, mich dazu zu laden. Haben besagte weibliche Parts Angst davor, dass ich mir den männlichen Part zu eigen mache und die Hochzeitsnacht aufgrund von hervorragenden Alternativen für sie ausfallen muss? Glauben Sie, dass ich vor lauter Romantik Heulkrämpfe bekomme und weil Trost nötig wäre, ihnen die Schau stehle? Oder mögen Sie mich einfach nicht?

Vielleicht ist es auch falsche Rücksicht. Mich nicht einladen, um nicht irgendwann eine Gegeneinladung zu erhalten. Aber da kann ich euch beruhigen. Kann mir wirklich nicht vorstellen, das es irgendwann soweit sein könnte. Ehrlich.

Kante – wo die flüsse singen

Wege

Ich hasse übrigens diese Fahrradfahrer, die immer auf der falschen Straßenseite den Fahrradweg benutzen und mich dann, wenn ich ihnen entgegenkomme, mit einem bösen Blick anstarren, stur auf ihre Spur beharrend. Wie kann ich ihnen nur gerade jetzt in diesem Moment entgegenkommen? Ich sollte mich schämen.

‚Ich habe dich ganz durchgelesen.‘ Der Moment, in dem mir die vielen Einträge ins Gedächtnis rücken, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich mich nicht doch ein kleines bisschen für sie schämen sollte.

Aufschrei

Ich kann es nicht mehr hören. Wann begreifen die Menschen eigentlich, dass der Staat nichts wegnimmt, sondern einfach nur weniger gibt? Geben kann?