FILM: Being John Malkovich

Wie konnte ich diesen Film damals nur NICHT im Kino sehen? Ich könnte mich dafür immer noch treten.

Craig Schwartz ist Puppenspieler und damit wenig erfolgreich. Er hat eine Frau, die besessen von ihren Tieren ist und diese auch in der gemeinsamen Wohnung hält. Ihr zuliebe sucht er sich einen richtigen Job, einen Job als Archivar im siebeneinhalbten Stock eines Bürogebäudes. Fasziniert versucht er bei seiner Arbeitskollegin zu landen, die ihn, nachdem er seine wahre Berufung kundtut, abblitzen lässt. Zu allerlei Gefühlswirrung sorgt seine Entdeckung: Eine Tür, die direkt in den Kopf von John Malkovich führt. Er offenbart sich seiner Frau, die dieses Spielzeug zugleich ausprobieren möchte und glaubt sehr schnell ihre Zweigeschlechtigkeit entdeckt zu haben. Mit seiner Arbeitskollegin vermarktet er sehr bald den Trip in John, der bei dem ganzen Verkehr in seinem Kopf sehr schnell merkt, dass irgendetwas mit ihm nicht stimmen kann.

Was wäre, wenn? Ja, wenn wir in der Lage wären, in den Körper eines anderen zu schlüpfen. Ihn beherrschen könnten, ihn so beeinflussen könnten, dass er nur die Personen liebt, die wir auch lieben. Eine ähnliche Geschichte kam vor einigen Monaten mit „Vergiss mein nicht“ ins Kino, dem – unverkennbar – ebenfalls ein Charlie-Kaufman-Skript zugrunde lag.

Schön aber auch, dass die Moral eine ähnliche ist: Wahre Liebe kann man nicht erzwingen. Und das ist doch ein schönes Schlusswort für einen verregneten Sonntag.

‚Die Wahrheit ist was für Idioten, Johniboy‘
und dann noch das:
‚Ich finde es irgendwie total sexy, dass John Malkovich eine Pforte hat. Das ist so, als hätte er eine Vagina.‘
Toll.

‚Kopf oder Bürger‘

„Dies ist der Aufruf zur Gründung einer solidarischen Kfz-Versicherung. Die Gefahren im Straßenverkehr sind inzwischen ein kollektives Risiko geworden, zu dessen Absicherung künftig alle Bürger ihren Beitrag leisten müssen. Wir denken an eine Bürger-Kfz-Versicherung, von der sich nur jene Zeitgenossen befreien können, die – amtlich nachgewiesen – keinen Führerschein besitzen und niemals die Fahrerlaubnis erwerben wollen. Diese Bürger-Kfz-Versicherung wird als monatlicher prozentualer Zuschlag auf das Erwerbseinkommen nebst Einnahmen aus Mieten und Kapitalerträgen erhoben. Denn alle sollen vorsorgen für die Risiken im Verkehr – nach Maßgabe ihrer Leistungsfähigkeit. Eine Beitragsbemessungsgrenze entfällt, ebenso entfallen auch alle bisher gewährten Rabatte für unfallfreies Fahren. Schließlich kann jeder eines Tages Unfallopfer werden; er ist dann auf die Solidargemeinschaft angewiesen.“
So beginnt der Kommentar in der heutigen FAS im Wirtschaftsteil auf S. 26. Sehr treffend, wie ich finde.

Das Beste von heute

Nach einem Samstagnachmittag Eins Live fühlt sich der Kopf ganz matschig an. Seltsam zugedröhnt, nur eine Flucht hilft. Später, zurück in der Wohnung, erst keine Musik und dann wieder diese klare, fast dunkle Stimme im Ohr. Sie breitet sich aus, schafft diese Vertrautheit, ich werde ruhiger. Jetzt ist wieder alles gut.

Ich zeig dir meine Stadt

Immer wieder der Blick auf den großen Fluss. Die bunten Lichter von der anderen Seite des Ufers, der Trubel, alles lässt uns kalt. Weil der Blick auf den Strom schon glücklich macht.

FILM: The Stepford Wives

Wer in diesem Sommer noch einen Film auf seiner Muss-ich-sehen-Liste braucht, der ganz unten stehen soll, also die Notlösung, wenn sonst nichts Gutes mehr kommt und die Sonne auch weiterhin nicht vor den Wolken hervorkriecht, dann seid ihr in diesem Film ganz, ganz hervorragend aufgehoben. Wirklich gelernt habe ich aber, dass Nicole Kidman ein wunderbar verständliches Englisch spricht. Nur mal so am Rande.
Und bevor Ihr dann doch ins Kino rennt, lest diese Kritik. Reicht völlig.

Stangen

Was bitte, soll man von Müttern halten, die – kaum in die Straßenbahn eingetreten – ihr Taschentuch zücken, um sich an der Stange festzuhalten? Bloß nicht hinsetzen, überall die widerlichen Bakterien, Erreger, vielleicht sogar Viren. Schlimmer allerdings, dass auch das Kind, ca. 9 Jahre, ebenfalls mit Schutztuch bewaffnet, neben ihr stand. Wird sie auf ewig ein Außenseiter sein, weil sie mit ihren Freundinnen nie auf den Sitzbänken Platz nimmt? Immer stellt sie sich mit ihrem Taschentuch daneben, guckt angewidert auf die Sitzenden.

Oder macht sie den Rebell, setzt sich einfach dazu, rutscht mit ihrer Hand auf der Stange rauf und runter, macht sich auf, alle Stangen in der Bahn zu berühren. Vielleicht wird das der Anfang vom Ende. Süchtig treibt sie sich mit 15 in düsteren Etablissements herum, immer auf der Suche nach dem nächsten Kick, dem Kick mit der Stange.

Wahrscheinlich will die Mutter sie genau davor schützen.

Sätze, die die Welt bedeuten (6)

‚Ich glaub, mein Tampon sitzt schief.‘

Das große Leiden

Nicht nur, dass der Tag bisher ein einziger Graus war, nein, die langsam hervorkriechende Sonne kann ihn nicht mehr retten, dass auch der Rest der Woche tagsüber nicht unentspannter verlaufen wird, nein, hinzu kommt auch noch, dass mein Kopf wie verrückt brummt, weil ich des Nachts mal wieder meine Zähne in Bewegung hielt. Und auch die Aussicht auf die nächste Nacht mit Knirscherleiste ist nicht unbedingt die schönste. Kann mal jemand die Zeit zurückdrehen?

Robert Smith

Vorhin das erste Mal das neue Cure-Video gesehen und eine seltsame Reportage zum Entstehen des Albums. Ein lachender Robert Smith. Lange überlegte ich, zu welchem Zeitpunkt ich diesen düsteren Herren zuletzt habe lachen sehen. Bei den ganzen alten Aufnahmen dachte ich darüber nach, wie der Herr Smith das eigentlich mit seinen Haaren hält. Früher, bei ‚Why can’t I be you‘ trug er sie kurz. Und wild. Jetzt sind sie lang, voller Haarspray, wild zurecht gezupft und schwarz wie eh und je. Ob der Mann auch dann so rumläuft, wenn er mit seinen Neffen und Nichten spielt und ihnen aufträgt, mal ein paar Bilder für sein neues Album zu malen? Oder ob er in seiner Heimat schnoddrig mit Jeans, Turnschuhe und Zopf über die Straßen schlurft, auf in den Supermarkt, die Milch ist alle, und was sollen die Kleinen sonst morgen früh zum Frühstück essen.

Dachte sie und machte sich, in Jeans und ohne Zopf auf, für die Verpflegung der nächsten Tage zu sorgen. Denn was soll die Kleine morgen früh verspeisen.