Die Wasserpfeife

Das Ziehen nach Luft. Was dieses Blubbern auslöst. Ein Blubbern, was man aus Kinderzeiten kennt. Wenn man seine Eltern nerven wollte und mit dem Strohhalm so lange in der Limonade blubberte, bis sie entnervt eingeschritten sind. Jetzt blubbert es wieder. Nur aus einem anderen Grund. Und einem anderen Zweck.

„Gott schütze Sie“

Ich frage mich wirklich, warum Ihre Schwangerschaftsvertretungen immer so viel besser sind als sie selbst. Die TAZ über Jörg Thadeusz: „Der Mann ist smart, wortgewandt und selbstironisch; alles keine Eigenschaften, für die Tita von Hardenberg berühmt wäre.“

FILM: The virgin suicides

Unglaublich! An einem Dienstag um halb neun ins Kino gehen und dann ist der Film ausverkauft. In beiden Kinos, in dem Orginalversionen laufen. Kann das sein?

Ja, es kann sein, wenn es sich bei dem Film um „Lost in translation“ handelt. Nun gut, aber wenn die halbe Stadt schon im Coppola-Fieber ist, will ich auch Coppola. Und so sehen wir uns „The virgin suicides“ an. Auf DVD. Sofia Coppolas Debüt.

Wenn man diesen Erstling sieht, ist man noch gespannter auf den zweiten.
Es geht um eine Vorstadtfamilie Mitte der siebziger Jahre. Fünf Mädchen wachsen bei ihren strikt konservativen Eltern auf. In ihren Gestalten sind sie Prinzessinnen, wohlbehütet, unnahbar und deshalb so interessant für die Nachbarsjungen, die jedes Detail an ihnen aufsaugen.

Dann bringt sich Cecilia, die jüngste der Schwestern um – spießt sich am Gartenzaun auf: der Auslöser für eine noch viel größere Tragödie, die letztendlich im Tod der anderen vier Mädchen endet.

Was den Film so sehenswert macht: Jede Szene ist von der Einstellung, den Dialogen und der Musik perfekt durchdacht. Der Junge, der „you know, i love pineapple“ nicht etwa einer der Schwestern zuhaucht, sondern der biederen Mutter. Die Mittagspause in der Schule, in der die Mädchen eine solche Einheit bilden, weil sie mehr als nur ihre Verwandschaft verbindet. Der erste Sex auf dem Baseballfeld zwischen Lux und Trip.

Was für ein Film, möchte man schreien, und kommt nicht dazu, weil man schon in die nächste wundervolle Szene gezogen wird.
Auch musikalisch hat der Film einiges zu bieten – „Air“ lieferten den kompletten Soundtrack.

Nur schade, dass ich ihn damals nicht im Kino gesehen habe. Wie konnte ich diesen wundervollen Film nur verpassen.

FILM: Calendar Girls

Ich mag ja diese englischen Filme. Auch wenn mich mittlerweile die Szenerie: Kleine englische Stadt, vorzugsweise Dorf und das Spielen mit der englischen Biederkeit ein bisschen nervt. Ja, in „The full monty“ war’s noch nett, „Billy Elliot“ rührte zu Tränen und nun soll es also die Verfilmung der Kalendermädchen sein.

Was passiert in diesem kleinen Film? Annies (Julie Walters) Mann John erkrankt und stirbt an Leukämie, was die „Girls“ auf die Idee bringt, den jährlichen Women Institute’s Kalender (eine Einrichtung, damit die Frauen einer regelmäßigen Ablenkung vom Arbeitsalltag haben) mit Aktfotos zu gestalten. Keine langweiligen Kirchenbilder oder Stilleben mehr, sondern die reifen Frauen in voller Schönheit. Der Weg zum Kalender wird liebevoll erzählt, gesprenkelt mit kleinen Details der Frauen, schönen Bildern und viel Humor.

Leider kann „Calendar Girls“ dieses Niveau nicht halten. Denn nach der Fertigstellung des Kalenders wird der Film leider ein bisschen dröge. Die Schicksale der einzelnen Frauen bekommen ein größeres Gewicht. Da ist der Sohn von Chris (Helen Mirren, die übrigens großartig spielt), der unter seiner erfolgreichen, ausziehwütigen Mutter anstatt Hasch Oregano raucht und sich betrinkt. Chris, welche in der Yellow Press lesen muss, dass ihr Mann den mangelnden Sex zwischen ihnen beklagt und die Ehefrau, die von ihrem Mann betrogen wird und sich ganz wunderbar emanzipiert.

Warum diese Schicksale insbesondere im zweiten Teil des Films ein solches Gewicht bekommen, ist unklar. Meiner Meinung nach hätten diese Erzählstränge auch in den Prozess der Entwicklung des Kalenders gepasst. Auch warum die Ladies ausgerechnet nach Hollywood reisen müssen, ist nicht klar. Ein bisschen erinnerten mich die Szenen an den Mr. Bean-Film. Die armen Dorffrauen allein in der bösen weiten Welt der Filmbranche. Nun gut.

Kleiner amüsanter Film für einen kurzweiligen Samstagabend – mehr nicht.

Ein Fernsehmärchen

Es war einmal eine Moderatorin beim Kuschelsender. Jeden Tag moderierte sie ihre kleine Sendung. Live – wie es hieß. Dafür musste sie nicht viel tun. Die Moderationen konnte man glücklicherweise ablesen und gut Aussehen bekam sie dank Make up und Fitnessstudio auch ganz gut hin. Ok, wenn mal ein Anrufer in die Sendung geschaltet wurde, gab es das eine oder andere Problem, besonders wenn sie sich dann auch noch eine mehrstellige Zahl merken musste. Aber irgendwie meisterte sie dann doch jede Situation. Kleine Fehler sind ja auch menschlich. Und menscheln, ja, das war eines der Prinzipien der Show.

Irgendwann sanken die Quoten dann. Trotz ihrer Moderation. Immer weniger wollten die kleine Sendung sehen. Und dann hieß es plötzlich, dass sie zum Ende des Jahres aufhören werde.

Die Fernsehnation schrie nicht auf, man nahm es hin. Vielleicht weil man ahnte, dass sie sich bald neuen Aufgaben stellen werde. Und es dauerte keinen Monat, da war sie schon wieder da.

Zwar nun nicht mehr beim Kuschelsender, aber bei einem anderen privaten. Und ihr Berliner Studio hatte sie auch eingetauscht, gegen den Dschungel.
Und dort haust sie nun. Mit acht anderen großen Köpfen des deutschen Fernsehen. Und um dem lieben Publikum mal so richtig was zu bieten, lästert die gute Frau über ihre Mitstreiter. Will nicht mit jedem („Ich möchte mich nicht von ihm begleiten lassen“), mag seine Stimme nicht („Weißt du, ich sing selber“), findet die Kleidung einer anderen völlig unpassend („Eigentlich ist die ein Öko“). Bemängelt Intellekt („Da fühlt man sich dann einsam“), lästert über künstliche Titten, „gemachte“ Gesichter und vergleicht ihren wunderbaren Körper mit dem einer anderen. Obwohl sie doch älter ist.

Die Krönung: „Der ist doch auch auf dem absteigenden Ast“. Ja, ist er wohl, obwohl er sich ganz gut schlägt. Aber vergiss nicht, meine Liebe – du bist es auch.

Lieb oder zu lieb – die große Frage, an der schon Beziehungen gescheitert sind.
Ist es in Ordnung, jeden Tag anzurufen? Egal, zu welcher Uhrzeit, einfach nur so?
Ist es in Ordnung, das Frühstück zu machen, wenn der andere mit Arbeit beschäftigt ist? Oder sollte man darauf bestehen, gemeinsam zu werkeln? Ist es in Ordnung, am Abend der Abreise dabei zu sein, wenn der andere packt? Und eigentlich ganz andere Dinge im Kopf hat?
Ist es in Ordnung, den anderen vom Bahnhof abzuholen? Auch zu ungünstigsten Zeiten?
Werden solche Gesten schnell falsch verstanden, oder sind sie einfach nur lieb gemeint.
Einfach mal keine Gedanken machen. So handeln, wie man es in diesem Moment gerade möchte.
Oder?

Kennen lernen

Mann trifft Frau. Oder Frau trifft Mann. Sie lernen sich kennen. Verlieben sich. Und sind irgendwann ein Paar. Und dann die Fragen der Freunde. Sie kommen, wenn auch nicht in dieser Reihenfolge: Was macht er? Woher kommt er? Und: Wo habt ihr euch kennen gelernt?
Tja, kennen gelernt. Wo.

Vielleicht auf der Straße. Angequatscht. Mitten auf der Straße, weil er den Weg nicht wusste. Gespräche über die Länge der Unterhosen bei dieser klirrenden Kälte. Telefonnummerntausch.
Oder im Flugzeug. Er saß neben mir. Wir kamen ins Gespräch. Dann haben wir den Rest des Urlaubs miteinander verbracht. Es war Liebe auf den ersten Blick.
Vielleicht auch im Café. An einem Sonntag. Nervös an einem Kaffee nippend, trafen sich unsere Blicke immer wieder. Ein verlegendes Lächeln, dann setzte er sich zu mir. Viel später machte das Café zu. Die Zeit war einfach so schnell vergangen.
Oder im Kino. Er überschüttete mich mit seiner Cola. Und dem Popcorn.
In der Disko? Zu heißen Rhythmen tanzten wir. Und nach einigen Drinks landeten wir in der Kiste.
Oder so: Fahrschein vergessen. Er war’s, der mich erwischte.
Vielleicht ja auch bei der der Arbeit. Erst als ich kündigte, verabredete ich mich mit ihm.
Oder war es im Internet? Nach einem langen Chat, telefonieren wir mehrmals und trafen uns dann einfach mal.
Eins davon muss es doch gewesen sein.

Ist es wirklich so wichtig? Oder ist es die verzweifelte Frage nach den Orten, an denen man endlich selbst den Traummann treffen könnte. Oder die Traumfrau.

Entdeckt

Don wurde also von der Verwandtschaft entdeckt.

Auch ich wurde entdeckt. Damals. Und der Tag, an dem er mich entdeckt, rückt näher. Habe beiläufig erwähnt, dass ich schreibe. Im Internet. Und die neugierigen Fragen verfolgen mich immer wieder. In diesen Momenten ereilt mich das ein unwohles Gefühl. Der Drang, so schnell wie möglich noch einmal alle alten Beiträge zu lesen. Zu sehen, ob irgendwelche banalen Äußerungen zum jetzigen Zeitpunkt womöglich falsch verstanden werden könnten. Denn vieles ist vergangen. Weil die meisten Einträge das widerspiegeln, was ich im Moment des Schreibens gedacht, gefühlt und eben festhalten wollte.
Und ich stehe dazu, dass ich hier schreibe. Es macht mir Spaß. Über das zu schreiben, was ich erlebe. Was mich bewegt. Was mich zum Nachdenken anregt.
Andererseits bemerke ich: Ich werde vorsichtiger. Was mich auch ärgert. Denn so werde ich nicht alles los. Dass was mich auch noch beschäftigt.
Dennoch: Ich freue mich über jeden Kommentar. Über jeden Besucher, seien die Google-Referrer noch so abstrus.
Nur in wenigen Momenten fühle ich mich unwohl. Wenn ich sehe, welche Suchanfragen auf meine Seite führen. Wenn ich höre, wie andere beschimpft werden. Und eben dann, wenn ich nicht weiß, wie es ankommen mag. Das Geschriebene.

WG-Leben

Vielleicht bin ich nicht WG-tauglich. Das kann sein. Vielleicht hat es auch einfach nicht gepasst. Damals. Fakt ist jedoch, dass ich froh bin, alleine zu wohnen. Nur für mich. Mich nicht darüber ärgern, dass der Mitbewohner mal wieder nicht abgewaschen hat. Oder das Badezimmer so was von dreckig ist. Oder der Müll nun schon seit Tagen überquillt. Die Küche könnte auch mal wieder gewischt werden. Und ob es möglich wäre, auch mal vor zwölf zu kochen, so wie es normale Menschen tun, wenn sie am nächsten Tag um acht aufstehen müssen. So schlimm wäre das ja nicht, wenn danach nicht immer in vollen Zügen der Geschlechtsakt vollzogen werden würde. Mit angemessener Geräuschkulisse, versteht sich. Denn der Nachbar soll ja auch was davon haben.
Eigentlich kenne ich keine WG, in der es keine Probleme gibt. Auch wenn Haushaltssklaven wie eine funktionierende Geschirrspülmaschine den Bewohnern unter die Arme greifen. Oder polnische Gastarbeiterinnen einmal die Woche vorbei schauen, zum Reinemachen.
Sicher. So ein WG-Leben hat auch seine guten Seiten. Immer jemand da, der einem zuhört. Jemand, mit dem man gemeinsam einsame Abende verbringen kann. Zum Quatschen, weinen, lachen. Diesen Lebenspartner hat man alleine nicht.
Aber zum Glück gibt es ja Telefon. Die Worte „Mir ist so langweilig“ genügen meist, und schon ist man unterwegs. Und köpft gemeinsam eine gute Flasche Rotwein. Plaudert, lacht und freut sich über die Gesellschaft. Ist sie dann leer und alle wichtigen Gespräche geführt, locken schon wieder die eigenen Wände. Erst ruft sie ganz leise, dann werden die Schreie immer lauter. Denn nichts ist schöner als die Ruhe nach einem Abend in Geselligkeit. Ohne beischlafende Nachbarn. Ohne das Rödeln der Waschmaschine zu später Stunde. Nur ich allein.

Spaziergänge

An Sonntagen. Bei blauem Himmel. Klirrender Kälte. Und dicken Handschuhen. Noch schöner, wenn man nicht alleine ist. Zu zweit. Im Gleichschritt. Und schweigen. Weil es Momente gibt, in denen keine Worte notwendig sind.