Montagmorgen

Was man immer mal machen sollte an einem solchen Morgen: Nach neun Monaten (uups) in die Ex-Uni fahren, an der Tür des Prüfungsamtes klopfen, freundlich sein, das Diplomzeugnis in den Händen halten, tief durchatmen. Geschafft. Endlich.

Journalistenwitze

Das Altpapier heute mal mit einem Link zu Journalistenwitzen. Hier mein Favorit:

Ein pingeliger Journalist, Typ Oberlehrer, im Restaurant. Der Ober kommt. Der Journalist sieht ihn strafend an, klopft mit den Fingern auf die Speisekarte, zeigt auf das falsch geschriebene Wort „Omelet“ und raunzt herablassend: „Omelett mit zwei ‚t‘ gefälligst!“ Der Ober geht Richtung Küche und ruft: „Ein Omelett und zwei Tee.“

(das schlimme: könnte mir auch passieren.)

Und was sind das eigentlich für Männer, die mit einem Perry-Rhodan-Heft bewaffnet in die U-Bahn steigen? Weißer Parker, große, unmodische, silberne Brille und – Kunstpause – schwarzen Handschuhen aus dem Disneyland? Für weiterführende Hinweise bin ich sehr dankbar.
(vielleicht sollte ich öfter so früh u-bahn fahren, wer weiß, was ich dann alles erleben würde…)

FILM: Young Adam

Glasgow in den 50er Jahren. Joe (Ewan McGregor) ist jung und arbeitet auf dem Kutter von Les und Ella (Tilda Swinton), einem in die Jahre gekommenen Pärchen mit Kind und wenig sexuellen Schwingungen. Diese entladen sich allerdings bald zwischen Joe und Ella, zunächst außerhalb des Kahns, doch schon bald treiben sie es auch auf dem Boot. Irgendwann bekommt das auch Les mit, der daraufhin verletzt den Kahn verlässt. Doch das Glück hält nicht lang, denn anstatt wie Ella auf eine gemeinsame Zukunft hinzuarbeiten, treibt es Joe schon bald mit ihrer Schwester. Er verlässt das Boot und die beiden und zieht zur Untermiete in die Stadt, wo er es schon bald, ja, wir ahnen es bereits, mit der Frau des Vermieters treibt.
Gespickt sind diese sexuellen Höhepunkte mit allerlei Rückblenden in das frühere Leben von Joe, der zwei Jahre mit seiner Freundin zusammenlebte, sich von ihr aushalten ließ, weil er an einem Buch schrieb und sie ziemlich mies behandelte. Schnell stellt sich heraus, dass es seine Ex-Freundin war, die Joe und Les aus dem Wasser bergen – ertrunken.
Und nur wenn man dies durchschaut, lässt sich erahnen, weshalb so ausschweifend über die sexuellen Eskapaden berichtet wird. Der Mann ist rastlos, seine Gedanken kreisen immer wieder nur um seine tote Exfreundin, dem Umstand, dass es ein Unfall war, und die Tatsache, dass womöglich der Kopf eines Unschuldigens rollen muss.
Der Film ist anstrengend. Zum einen wegen der immer wieder kehrenden Sexszenen. Kennste eine, kennste alle. Gerade Tilda Swinton in der Rolle der Ella ist durch ihre ausgemergelte Figur nicht wirklich hübsch anzusehen. Und warum er es dann noch mit ihrer Schwester treiben muss und mit der anderen Blonden, bleibt unklar. Eine Nebenbaustelle hätte genügt. Zum anderen tröpfelt der Film nur vor sich hin. Kein Moment, in dem es einmal richtig spannend wird. Kein Moment, in dem das schwere Grau des Nebels von der Leinwand schwindet. Immer wieder die verträumten, nachdenklichen Blicke des Ewan McGregors. Mal am Steuer des Bootes, mal am Tisch mit Zigarette in der Hand, mal im Bett bei der Zigarette danach.
Wer auf Ewan McGregor steht, kann ja in den Film gehen, allen anderen ist dieses Kunstwerk nicht zu empfehlen. Wussten die anderen anscheinend schon vorher. Im Kino mit knapp 180 Plätzen waren gerade einmal 6 belegt. Nach zwei Dritteln des Films ging der erste.

Abschied für Nerds

Er: Ich lösch jetzt ihren RSS-Feed.
Ich: Echt?
Er: Ach Quatsch. Ich zerreiß noch nicht mal Fotos.

Darum geht es uns 2005 besser

…erklärt die BILD-Zeitung uns heute. Und das mit Hammerzitaten von so genannten Wirtschaftsexperten. Projekt: Optimismus verbreiten. Doch leider scheitert diese Geschichte schon nach der Überschrift.

Beispiel: Job. 4 von 5 Experten sind pessimistisch. „Es werden weitere Löcher in die Sozialkassen gerissen“. „Die Lage bleibt prekär“. „Die Zahl der Erwerbstätigen nimmt um bis zu 100.000 Personen zu“. Bei knapp 5 Millionen Arbeitslosen wirklich Grund für Optimismus. Nur der Gewerkschaftsfuzzi Sommer glaubt an ein Plus von 1,7 Millionen Beschäftigten, wenn, ja, wenn die Konjunktur anzieht.

Beispiel: Löhne. Einhellige Meinung: Kein Wachstum, höchstens vereinzelt. Und Herr Sommer fordert, dass sie wachsen müssen.

Beispiel: Preise. Stabil, höchstens leicht steigend. Na, das ist ja mal was. Übrigens, Herr Sommer geht von fallenden Preisen aus.

Beispiel: Energiekosten. Einer geht von fallenden Kosten aus. Der Rest von steigenden. Ach ja, Herr Sommer will auf heimische Energieträger wie Kohle und so setzen. Viel Spaß dabei.

Alles in allem doch wirklich Bombenaussichten für unser Deutschland. Oder etwa nicht?

Schmacht-Content

Und es gab nur einen Grund, warum ich gestern mal wieder bei ‚Wetten, dass?‘ reingeschaut habe:

FILM: Die fetten Jahre sind vorbei

Achtung! Mich hat dieser Film genervt. So sehr, dass ich auch das Ende verrate. Wer sich selbst ärgern will, indem er in den Film geht, sollte erst nach dem Kinobesuch weiterlesen.

Nur einmal saß ich in diesem Jahr im Kino und wollte am liebsten flüchten. Das war damals in Wolfzeit, aber nach ein paar Stunden und vielen Gedanken fand ich den Film richtig gut. Ja, er schaffte es sogar ein paar Monate lang in meine persönliche Top Five der besten Filme dieses Jahres. Dort wird „Die fetten Jahre sind vorbei“ aller Voraussicht und mit großer Wahrscheinlichkeit nicht landen.

Warum das so ist? Der Film nervte. Nein, eigentlich nervte die Geschichte, die da erzählt wurde. Jan (Daniel Brühl) und Peter (Stipe Erceg) sind Freunde, die mit sehr viel Idealismus ausgestattet sind. Sie brechen in Villen ein, um dort die Möbel zu verstellen und Nachrichten wie „Sie haben zuviel Geld“ oder „Die fetten Jahre sind vorbei“ zu hinterlassen. Diese Aktionen sollen den so genannten Bonzen Angst machen. Das ist ihre eigene nächtliche Revolution. Dann lernt Jan die Freundin von Peter, Jule (Julia Jentsch), kennen. Jan erzählt Jule von den nächtlichen Aktionen. Und Jule bringt dann Jan dazu, in die Wohnung eines Herren einzubrechen, der ihr zu einem Schuldenberg von knapp 100.000 Euro verholfen hat. Weil die beiden dann erstmal im Pool übereinander herfallen müssen und die beiden ein wenig unachtsam werden, vergisst Jule bei der Aktion ihr Handy, so dass sie noch einmal in die Villa zurückkehren müssen. Damit ein bisschen Handlung in den Film kommt, werden sie vom Besitzer des Hauses überrascht. Kurzschlussaktion, die beiden rufen noch schnell Peter herbei. Und schon sind die drei mit dem VW und „der Geisel“ unterwegs in die Berge, um zu überlegen, wie es denn nun weitergehen soll.

O.k., mögt ihr sagen, ganz normaler Film mit ganz normaler Handlung, ein bisschen Liebesgeschichte, ein bisschen Crime und wahrscheinlich auch ein bisschen Eifersucht. Wo wir auch schon wieder beim Thema sind. Denn als Peter von der Liaison der beiden erfährt, haut er Jan zwar eine rein und betrinkt sich auch ganz heftig, aber dann ist auch schon wieder alles gut. Hallo? Welcher Kerl würde so reagieren, wenn sich der beste Freund einfach an die Freundin ranmacht? Ok, vielleicht soll das ein bisschen ihre Kredibilität unterstreichen, ein bisschen nach dem Motto: „Wir leben wir vor 30 Jahren und lieben auch so“. Aber das kann ich dem Film nicht abnehmen.

Schlussendlich: „Manche Menschen ändern sich nie“ auf einen Zettel geschrieben an der Wand hängend, eine der letzten Einstellungen des Filmes. Nein, stimmt, manche Menschen ändern sich nie. Sowohl die Bonze nicht, die die drei dann doch an die Polizei verpfeift, als auch das kleine Trüppchen nicht. Wenigstens die Botschaft stimmte. Auch wenn sie implizierte, dass keiner der vier Hauptfiguren irgendetwas dazugelernt hat.

Der ‚Popliterat‘

Während Städte wie Jena oder Dortmund schon früher im Jahr mit einer Stuckrad-Barre-Lesung beglückt werden, müssen die Düsseldorfer Mädels und Jungs ein paar Monate länger warten, bis der so genannte Herr Popliterat auch diese Stadt beehrt. Soviel dazu.

Bevor man sich entscheidet, zu einer solchen Lesung zu gehen, stellen sich einem natürlich viele Fragen. Kann man in diesen Tagen noch zu einer solchen Lesung gehen? Ist man noch cool oder völlig uncool oder wieder cool? Ersteres beantwortete ich mit ‚Ja‘, auch weil ich leider eine der sommerlichen Lesungen verpassen musste und zweiteres mit ‚Egal, ich geh da jetzt einfach hin‘.

Also, aufgemacht, Karte gekauft, Platz gesucht, aufgrund der Sehschwäche und nostalgischen Gründen im Zakk ganz weit vorn gesessen und gewartet. Er kam – unbeholfen – auf die Bühne gestolpert, las seine Texte – wie immer mit Musikschnipseln unterlegt – und amüsierte. Mal schmunzelnd, mal lachend. Der Waffeninspektor-Text langweilte, der Blick auf Details, die genaue Beobachtungsgabe beruhigt. Dann die Pause.

Ist er anders? Anders als noch bei der Lesung im Deutschen Theater, bei der er das Buch vorstellte, welches genauso hieß? Glasige Augen, das hektische Ziehen an der Zigarette, das T-Shirt mit dem Schriftzug der Christiaan-Barnard-Klinik aus Sachsen. Keine Ahnung. Vielleicht ist er ein bisschen auf den Boden zurückgekehrt, vielleicht ist es aber auch nur seine Masche. Vielleicht nicht ganz so zappelig. Dann sah ich sie. Die Frau, die so typisch für die Menschen um mich herum war. Jung, braune Haare, der Pony mit einer Zopfband zusammengebunden. Die feine Brille ließ sie noch braver wirken. Das weiße Polohemd lugte aus ihrem mit Strass besetzten weinroten Pulli mit V-Ausschnitt hervor, die Jeans saß gut, die Tasche mit einem gelben Smilie-Button trug sie locker über der Schulter. So sieht sie also aus, die Frau, die sich für 2,50 Euro ein Plakat der Lesereise von dem Popliteraten kauft, es sich nach der Lesung signieren lässt und es dann in den Flur hängt. Gleich neben die Weltkarte, auf der sie Stecknadeln gekennzeichnet hat, welche Länder sie schon bereist hat.

Er las weiter, nicht ohne sich weitere Sprüche über Aachen zu reißen, die Geschichte, die während einer Radiosendung entstand, ein Text aus dem Netz. Wie drei versuchten, hinter das Geheimnis der Prodomo-Werbungsmusik zu kommen.

Der Popliterat gefiel. Noch unterhaltsamer wäre es gewesen, wenn er einige Texte weggelassen und einfach ein wenig geplaudert hätte.

Vorschlag:

Also, wenn mich jemand fragen würde, so nach Sachen, wem ich mal ne Fernsehshow geben würde, nicht nur für einmal sondern für öfter, vielleicht einmal die Woche, aber zumindest einmal im Monat, also, wenn man mich wirklich mal fragen würde, dann, ja dann würde ich vorschlagen, Jungs, warum lasst ihr nicht mal die Schöneberger ran, zusammen mit dem Pocher, die machen das bestimmt schön unkonventionell, ein paar lustige Sprüche und dann ist das auch mal unterhaltsam (und sogar casting-shows können unterhalten). Nicht immer auf den blöden Silbereisen setzen oder den Deyle, diese pseudojungen Kerle, nee, muss nicht sein. Also, wie gesagt, kann man ruhig mal öfter auf den Bildschirm lassen, die beiden, nicht nur, wenn er durch Zufall erst für den Mediamarkt und sie dann für diesen Obstgarten wirbt. (a propos, obstgarten, gibt es eigentlich leute, die das gerne essen? ich mag ja diese sachen nicht, wo ich erstmal nach der fruchtsoße wühlen muss, selbst umrühren und so, nee, wenn fruchtig, dann schon vorgerührt.
aber mich fragt ja keiner.)
PS: Ich nochmal, ihr könnt Oli Pocher auch einfach ne halbe Stunde lang dumme ‚Choreos‘ nachmachen lassen. Zwischendurch dann fein Werbepausen einplanen, damit ich noch ein bisschen über die Mediamarkt-Werbung lachen kann – reicht.