Was ich manchmal in mein Notizbuch schreibe

(Dieser Text stammt aus meinem Newsletter, für den du dich hier anmelden kannst)


„Was siehst du auf diesem Bild?“, fragte sie uns. Ich sehe eine Frau, die einem Kind den Rücken eincremt. Der Himmel ist blau, im Hintergrund sehe ich das Meer. Während ich mit meinen Gedanken abschweife und an den letzten Holland-Urlaub denke – Muscheln sammeln, Füße eingraben, eine Sandburg bauen, spüren, wie der Wind die Sandkörner an meine Beine schlägt, Salzwasser – erzählt ein anderer von seiner Angst vor den Quallen und warum er in der Kindheit diese Urlaube am Meer immer gehasst hat. Ein anderer wiederum sehnt sich sofort nach einer Woche Ausspannen am Strand, nichts tun, weil die vergangenen Wochen doch sehr anstrengend gewesen sind.

Warum ich diese Anekdote erzähle? Weil mein Notizbuch voll ist und ich die Gelegenheit nutzte, mal zu schauen, was ich in den vergangenen anderthalb Jahren so notiert habe. Ich habe dabei diesen Spruch gefunden und finde ihn immer noch großartig.

We do not see things as they are, we see things as we are.

Er erklärt einfach sehr viele Phänomene. Warum du auf bestimmte Sätze deines Partners gerne mal grundgereizt reagierst. Warum sich viele neuen Prozessen, Tools oder Produkten verweigern. Digitalen wie Nicht-Digitalen. Neuen Mitarbeitern, Vorgesetzten, Chefs. Weshalb die neue Freundin des Sohnes besonders begutachtet wird, Alarmglocken schrillen, wenn die Kinder mal nicht zur verabredeten Zeit nach Hause kommen. Ich könnte jetzt noch unzählige andere Situationen aufschreiben, aber du schweifst vielleicht selbst schon ab und denkst an diesen einen Moment, in dem du dich gefragt hast, was zu der Abwehrhaltung deines Gegenübers geführt hat, als du eine aus deiner Sicht völlig wertfreie Frage stelltest.

Neuland am 25. Mai 2018

Am 25. Mai 1989, also vor genau 29 Jahren sind meine Eltern mit meinem Bruder und mir aus der damaligen Deutschen Demokratischen Republik in den Westen gezogen. Mit dem Zug sind wir in Berlin losgefahren, zunächst hoch in den Norden, um dann mit dem Zug nach Gießen zu fahren, wo wir ungefähr eine Woche mit einigen anderen Neuankömmlingen in einer Turnhalle schliefen. Danach machten wir uns wieder auf gen Norden, um dann im schönen Bad Bederkesa anzukommen zu leben.

Ein Tag, der für mich irgendwie prägend war und ich bin gespannt, ob der 25. Mai 2018 mich ähnlich prägen wird. (Drama kann ich, oder? WTF, es geht doch hier um Datenschutz!)

Am 25. Mai 2018 wird die DSGVO für alle gültig und auch ich habe mich nach bestem Wissen und Gewissen – das sagt man doch so – auf das Rechtskräftigwerden der Datenschutzgrundverordnung vorbereitet. So wie man das derzeit machen kann. Denn: Es ist nicht einfach. Wenn du nach verlässlichen Informationen suchst, findest du alles: Panikmache, gute Vorlagen (Alter, der Datenschutzerklärungsgenerator von Thomas Schwenke ist ein Traum!), berechtiges Rumgemecker und viel Unsicherheit, weil die einen die Vorschriften sehr streng interpretieren, die anderen nicht, weil sie es nicht besser wissen oder darauf vertrauen, dass sich das schon ohne großen finanziellen Aufwand selber regelt. Und dann stehst du vor der Frage, ob du den Facebook-Button im Blog ausbaust oder ganz auf die Einbindung von Social-Media-Inhalten verzichtest und ärgerst dich, dass du dir allein diese Frage stellen musst. Denn: Es ist deutlich sicherer, die großen Plattformen zu nutzen, als die eigene Plattform zu nutzen.

Was jetzt hier im Blog anders ist?

Zum einen habe ich meine Datenschutzerklärung aktualisiert – mit dem oben erwähnten Generator, habe dafür auch Geld bezahlt, da das mit dem Blog hier ja so eine Sache ist: Hier wird zwar keine Werbung geschaltet, aber da dieses Blog ja so ein bisschen auch eine Art Schaufenster für mich und meine Arbeit ist, na, es ist kompliziert und die Arbeit des Herrn Schwenke muss auch geschätzt werden. Des Weiteren könnt ihr beim Kommentieren jetzt immer meiner Datenschutzerklärung zustimmen, es sieht noch ein bisschen ruckelig aus, aber das wird sich in den nächsten Tagen sicherlich auch wieder legen.

Ich werde auch vermutlich auch weiterhin Instagram- oder Twitter-Beiträge einbinden und habe dich darüber auch in meiner Datenschutzerklärung informiert, genauso wie du auch weiterhin in den Genuss meines Newsletters kommen kannst, den ich über Mailchimp verschicke. Und die Adressen, die ich dafür eingesammelt habe, nutze ich auch wirklich nur dafür und zu sonst nix anderem.

Ach ja, SSL-verschlüsselt ist diese Seite auch – danke wie immer an den wunderbaren Christian, der ja in ein paar Wochen vielleicht auch wieder Kapazitäten für neue Projekte haben könnte – datenschutzkonforme, versteht sich.

Und nun wünsche ich dir viel Spaß in diesem „neuen“ Internet. Falls ich doch etwas übersehen habe, bin ich für Hinweise dankbar. Ist ja für uns alle Neuland.

Was ich von der re:publica mitgenommen habe

(Dieser Text war Teil meines Newsletters, den ich regelmäßig verschicke. Hier kannst du dich anmelden!)

Gedanken, Talks, und das große Ganze. Und ein paar dieser Dinge könnt ihr euch sogar selbst auch nochmal anschauen.

1. Algorithmen verteufeln oder doch lieber vergöttern? Weder noch. Die New Yorker Sozialwissenschaftlerin Dana Boyd hielt in diesem Jahr die Eröffnungsrede und das war ziemlich toll. Sie plädierte für einen differenziertere Sicht darauf, wie Algorithmen, Meinungen und Macht beeinflussen. „Strategic silent“ ist der Begriff, den ich mir zwischendurch mal notiert habe. Er meint, aus strategischen Gründen einfach mal nichts zu sagen. Gute Frau und gut, dass sie es endlich nach Berlin geschafft hat. Hier kannst du dir die Keynote anschauen.

2. Alte Hasen angucken lohnt sich immer noch. Es gibt ein paar Personen und Institutionen, die gehören zur re:publica. Am ersten Tag Sascha Lobo zuhören, zum Beispiel, Felix Schwenzel lauschen, die Session vom Techniktagebuch, und und und. Was mich besonders gefreut hat: Auch ein paar andere so genannte alte Hasen haben sich in diesem Jahr auf die Bühne getraut. Zum Beispiel der geschätzte Thomas Knüwer: Er plädierte dafür, darüber nachzudenken, die Tonalität im Netz zu verändern. „Wir sind anderen Meinungen immer mehr verschlossen“, sagte er und ich bin immer noch sehr gespannt, wie sich sein Vortrag auf seinen Blogstil auswirken wird. Ein weiterer: Richard Gutjahr, der die vergangenen zwei Jahre Revue passieren ließ. Immer noch unfassbar und ich bin so dankbar, dass Richard so offen über alles redet.

3. Auf der re:publica kannst du neue Talente entdecken. Ok, wer Sophie Passmann noch nicht kennt, bei dem weiß ich auch nicht, aber dass sie eben auch für die größere Bühne taugt, hat sie dieses Jahr eindrucksvoll auf der re:publica bewiesen. 

4. Es lebe die Filterblase! Die einen meinen, dass Filterblasen durch die re:publica platzen, die anderen feiern ihre Filterblase. Ich gehöre zu der zweiten Kategorie, denn ich glaube nicht, das der erste Punkt so stimmt. Ich finde, dass die re:publica in all den Jahren schon einmal diverser war, auch wenn es großartig ist, dass fast 50 Prozent der Podien weiblich besetzt waren, die Besucherzahl auch fast ausgeglichen war. Was ich vermisst habe: Mehr Unternehmensvertreter, die sich den Diskussionen stellen, die gesellschaftlich Verantwortung übernehmen (wollen). Und wenn ich die Filterblase hier so feiere, muss ich auch unser „Digitales Quartett“ erwähnen, das am ersten Tag parallel zu Sascha Lobo lag, aber erstaunlicherweise dennoch gut besucht war. Unsere Gäste waren diesmal: Cartoon-Bloggerin und Innovationsmanagerin Ute Hamelmann, Nachwuchsjournalist Vassili Golod , SPD-Vorkämpfer Constantin Grosch, Lisa Altmeier von den Crowdspondents sowie Valerie Mocker, Head of European Digital Policy der Nesta Stiftung aus Großbritannien. Hier anschauen.

5. Du kannst eine wunderbare re:publica haben, ohne auch nur eine einzige Session anzuschauen. Ich habe sehr viele Gespräche geführt, tolle, berührende, inspirierende. Denn auch das ist die re:publica. Das Wetter war spitze, die Dichte an Menschen, mit denen du potenziell gute Gespräche führen kannst, hoch und nebenbei gab es auch viele spannende Dinge im Ausstellungsbereich: So präsentierte der WDR ziemlich eindrucksvoll ein virtuelles Bergwerk und per Augmented Reality Zeitzeugen des zweiten Weltkrieges. Ja und auch der Maulwurf drehte dort seine Runden. 

6. Medienpanels meiden. Eine der enttäuschendsten Veranstaltung war eine zu Medien und Blockchain. Grund: Weil nur die Oberfläche angekratzt und nur Basics erklärt wurden. Aber auch andere Diskussionsrunden führten zu nix oder dienten nur dem Austausch, alt bekannter Weisheiten und Rants. Ergo: Gehe in die Panels, in die du eigentlich gar nicht gehen wolltest, und dann wirst du eine (hoffentlich positive) Überraschung erleben. Einer, der das getan hat und bei dem ihr auch einfach mal nachlesen könnt: Sven Dietrich (Teil 1, Teil 2, Teil 3).

7. Weniger twittern, mehr bloggen. Auch wenn ich diesmal meine Eindrücke nicht täglich verbloggt habe (Bin mir gar nicht sicher, ob ich das im vergangenen Jahr auch noch getan habe, aber es wäre ja eigentlich gut, es wieder zu machen), habe ich „Content“ produziert. Ich habe mit Achim Hepp einen Podcast aufgenommen und ihm was übers Brot backen erzählt, ich habe mit Xing über Silos in Unternehmen gesprochen und ich habe den Jungs von Meedia erzählt, wie ich’s so fand

Hat sich also mal wieder gelohnt. Kommst du nächstes Mal mit?