Twitter startet Fleets – spät
Heute empfehle ich dir, ein Update deiner Twitter-App auf dem Smartphone zu machen. Was du entdecken wirst? Twitter hat jetzt Stories, äh, Fleets. Bei mir sah das gestern Abend dann so aus:
Damit dir der Einstieg leichter fällt und Du erfährst, ob das neue Feature etwas taugt, beantworte ich heute die wichtigsten Fragen.
Was geht mit Fleets? In diesen Fleets kannst du einen „flüchtigen Gedanken“ in Form eines Textes, eines Foto oder eines Videos teilen. Du kannst Reaktionen auf einen Tweet teilen und diesen dann mit eigenen Gedanken, Emojis und einem schicken Hintergrund versehen. Wenn du erlaubst, dass man dir Direktnachrichten schicken kann, können Nutzerinnen und Nutzer dir auch auf deinen Fleet antworten.
Fleets sind 24 Stunden live, danach verschwinden sie wieder. Das Feature gibt es derzeit nur mobil. Twitter hat angekündigt, die Funktion schrittweise auszubauen.
Warum macht Twitter das? Twitter will die Hürde senken, sich zu äußern. In einem Blog-Post erläutern sie, dass einige Nutzerinnen und Nutzer Twitter als unkomfortabel wahrnehmen:
„It feels so public, so permanent, and like there’s so much pressure to rack up Retweets and Likes. That’s why, unfortunately there are so many ? Tweets left in drafts!“
Im Frühjahr hatte Twitter das Feature in einigen Ländern getestet und herausgefunden, dass Menschen dadurch leichter in Diskussionen eingestiegen sind.
Braucht Twitter neue Nutzer:innen? Eindeutig: ja! Noch immer funktioniert bei Twitter viel über Text, Instagram ist beispielsweise in den jungen Zielgruppen so erfolgreich, weil hier audiovisuelle Inhalte im Vordergrund stehen. All diesen Nutzer:innengruppen soll der Einstieg so leicht wie möglich gemacht werden.
Höher, schneller, weiter – jetzt auch bei Twitter? Nicht erst jetzt. Twitter ist schon eine ganze Weile ein börsennotiertes Unternehmen und muss seinen Investoren in jedem Quartal erklären, dass es läuft – dass die Zahlen stimmen und im besten Fall natürlich eine Wachstumsgeschichte erzählt wird (Ich verweise hier gerne nochmal auf meinen Text zu „The Social Dilemma“). Schaut man mal in den letzten Bericht, dann wird dort beispielsweise die Zahl der monatlich aktiven monetarisierbaren Nutzer betrachtet. Die lag im dritten Quartal bei 187 Millionen Nutzern, während es im Vorquartal 186 Millionen waren und davor 166. Sprich: So richtig kommt Twitter da nicht aus den Puschen. Das Unternehmen erhofft sich also mehr, im besten Fall natürlich schnell mehr monetarisierbare Nutzer. Dabei könnte eine Funktion wie Fleets natürlich helfen. Theoretisch.
Der erste Eindruck? Nun ja: Noch scheinen Fleets sehr rudimentär. Man kann dort zwar mehr als 280 Zeichen hinterlassen und das Aufnehmen von Videos erscheint wirklich einfach, doch fehlen mir Filter, Sticker und die ganzen anderen tollen Features, die Instagram zu bieten hat und die zum Verweilen anregen. Vieles davon wird auch hier ausgerollt werden, sagt Twitter. Abwarten.
Gary Lineker sagt „Fleets are Shit“ – wirklich? Soweit würde ich noch nicht gehen, zumal der komplette Umfang der Funktion ja noch gar nicht live ist. Ein wenig skeptisch bin ich aber schon: Twitter ist spät mit dieser Form des Storytellings, selbst Linkedin war schneller und tut sich bisher noch schwer. Andererseits war eine Öffnung von Twitter für jüngere Zielgruppen längst überfällig. Meine Prognose: Das wird nicht reichen.
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[…] zeigt außerdem: Der Launch neuer Funktionen sorgt nicht unbedingt für neue Nutzergruppen. Nur weil man ein Feature kopiert und integriert, […]