Buch: Kluun – Mitten ins Gesicht

Ja, ich habe anscheinend ein Händchen dafür, Bücher mit in den Urlaub zu nehmen, die mich so umhauen, dass ich wahlweise am Strand oder auch mal nachts im Bett leise vor mich hinheule, weil mich der Inhalt der Lektüre so mitnimmt. Deshalb rate ich schon einmal vorab: Bitte nicht in den Urlaub mitnehmen. Aber: Bitte unbedingt lesen.

Was passiert, wenn eine junge Frau, frisch verheiratet, frisch Mutter geworden mit der Diagnose Brustkrebs konfrontiert wird? Was passiert mit ihr, mit ihrer Beziehung und mit dem Mann, Stijn, der es mit der Treue nie so ernst genommen hat. Wie kommen beide mit der Diagnose, der Krankheit und dem langen Weg bis zum Ende des Lebens klar? Das alles erzählt dieses Buch schonungslos, und doch nicht ohne Humor.

Wie gesagt: Mich hat dieses Buch umgehauen. Und vermutlich hätte ich es sogar in einem Rutsch durchlesen können, hätte ich es nicht immer wieder beiseite legen müssen, um mich ein bisschen zu beruhigen, Gedanken zu ordnen und abzutasten, ob doch wirklich alles in Ordnung ist.

Scheiß Krankheit, dieser Krebs.

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(Nachfolgebuch ist schon bestellt.)

Zeitschriften im Test: Stars on TV

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Früher als ich noch „Verbotene Liebe“ und „Marienhof“ geschaut habe und zwischendurch mal eine Folge nicht sehen konnte, habe ich im Videotext nachgelesen, was passiert ist. Als ich wenig später eine „GZSZ“-Phase hatte, habe ich im Videotext nachgelesen, was in der Woche so passieren wird. Manchmal stand das auch in einer der Fernsehzeitschriften, die mir in die Hände gerieten. Und als ich dann eine Weile immer wieder bei „Verliebt in Berlin“ reingeschaut habe, hielt ich mich durch die Vorschau auf der Webseite auf dem Laufenden. Leider gucke ich seit einigen Monaten keine Soaps mehr, nein, ich verfolge nicht einmal mehr das Geschehen per Videotext, Internet oder TV-Zeitschrift. Würde ich das noch tun, ich könnte zu „Stars on TV“ greifen.

Denn: Für 2,50 Euro bekomme ich das monatliche Geschehen von allen Soaps in einem Heft dargereicht. Ob Klassiker wie „Verbotene Liebe“ oder Telenovelas wie „Rote Rosen“ – alles mit dabei. Das ist für Fans geradezu genial und auch für solche, die irgendwie noch dranbleiben wollen, weil sie sich noch nicht ganz mit ihrem soap-freien Leben abfinden wollen, nicht unbedingt unnütz. Ein weiteres Lob muss an die Macher gehen: Denn auch das, was man in Programmzeitschriften immer gerne als Mantel bezeichnet, ist durchaus lesenswert. Zumindest für uns klatsch- und tratschsüchtigen Frauen. Wir sehen ein paar Soap- und Musikstars am Strand, ein paar private Bilder von Heidi Klum und Co., aber auch Geschichten um das TV-Business. Durchaus lesenswert ist sogar die Titelgeschichte über die Quoten-Queens im deutschen Fernsehen. Klar, hätten die Textchen mit ein bisschen mehr kritischer Distanz geschrieben werden können (der Text über Alexandra Neldel wirkt durch die ganze Berichterstattung um Roger Schawinskis „Enthüllungsbuch“ sehr skurril), aber für das Soap-Publikum wäre das vermutlich auch vergebene Liebesmüh.

Noch ein Pluspunkt: Auch die viel gesehenen amerikanischen Serien kommen in dem Heft, das die Verlagsgruppe Klambt herausgibt, vor. Dann noch ein bisschen Kino-, DVD- und Musikkram – fertig ist das Heft.

Mir würd’s gefallen. Wenn ich noch Soaps gucken würde.

Lesestoff

Spiegel-Chef Stefan Aust in dem sehr lesenswerten FAZ-Interview auf die Frage, was er aus der langjährigen Beschäftigung mit der RAF gelernt habe:

Ich habe sehr viel über menschliche Verhaltensweisen gelernt. Ich habe eine Menge über Politik gelernt. Ich habe eine Menge über Gewalt gelernt. Ich habe eine Menge über die Gesetze von Gruppen gelernt. Ich habe eine Menge darüber gelernt, wie der Mensch in den Wahn gelangt.

Das Harry-Potter-Wochenende

VORSICHT: ES GEHT IN DIESEM TEXT AUCH UMS ENDE!

Nein, dies wird kein zusammenhängender Text, eher eine Gedankensammlung. Zu mehr bin ich nicht in der Lage, derzeit.

Das Problem (oder auch das große Glück, denn sonst hätte ich es wohl kaum geschafft, das siebte Potter-Buch trotz Liga-Pokal und Schlafpausen in 38,5 Stunden durchzulesen) an Joanne K. Rowling ist, wie sie ihre Bücher schreibt. Da nimmt man sich nach einem Kapitel vor, jetzt wirklich einmal eine kleine Pause zu machen, doch dann nutzt diese Frau das Ende eines Kapitels wieder für einen Cliffhanger, der es einem unmöglich gemacht hat, das Buch beiseite zu legen. Nur zum Schlafen trickste ich sie aus: Ich legte das Buch einfach mitten im Kapitel beiseite.

Ansonsten: Nachdem die Bücher vier und fünf ein paar Längen hatten, war es Rowling im sechsten Buch wieder gelungen, sehr spannend zu erzählen, ohne dass man das Gefühl hatte, dass sie ungefähr die Hälfte der Seiten aus dem Buch hätte herauskürzen können. Dieses Erzähltempo und diese Handlungsfülle wurde auch im siebten Band erreicht.

Und doch: Ich bin enttäuscht. Enttäuscht vom Ende.

Wie perfekt wäre es doch gewesen, wenn Joanne K. Rowling nach dem 34. Kapitel Schluss gemacht hätte. Mit diesem Satz:

He saw the mouth move and a flash of green light, and everything was gone.

Aber nein, Joanne K. Rowling hat die Kinderbuchkarte gezogen, die langweiligere, die Happy-End-Version.
Nicht nur, dass sich seltsame (weil unendlich langweilige) Paarungskonstellationen gefunden haben, nein, Rowling setzt dem ganzen noch mit der Namensgebung des Nachwuchses die Krone auf.

Und auch wenn mich wahrscheinlich einige für bekloppt halten, ich habe das Gefühl, dass die Hoffnung auf ein achtes Buch nicht so unwahrscheinlich ist, wie alle sagen. Zumindest könnte ich mir auch vorstellen, dass die letzten beiden Sätze dieses Bandes auch gut für einen Anfang taugen würden:

„The scar had not pained Harry for nineteen years. All was well.“

Und wenn die Rowling nicht will, ich hätte da noch ein paar Ideen zum weiteren Geschehen. Man gebe mir nur Zeit.

Gesammelte Briefe (13)

Ein typischer Leserbrief im STERN, aber da ich mich ansonsten so sehr über die aktuelle Ausgabe (belangloser Scheiß, langweilige Themen, nicht gestellte Fragen) aufgeregt habe, hier also das kleine Highlight (Schmunzelcontent, mehr nicht) von Kurt B. aus W.:

Kurt Becks Vorschlag eines „Deutschlandfonds“ hat mich auf eine Idee gebracht. Danach gehen sämtliche Zahlungen an Politiker auf einen „Abgeordnetenfonds“. Das Geld wird an die Politiker verteilt nach einem Schlüssel, der von einer unabhängigen Kommission erarbeitet wird. Für deren Besetzung schlage ich meine Frau und mich vor. Dann würden die Gelder gerecht verteilt.

Der Doping-Krimi

Wer mich kennt, weiß, dass ich es mit Sportberichterstattung nicht so habe. Schon gar nicht mit Radsport, dies sollte jeder bedenken, der jetzt weiterliest. Denn vielleicht liegt es daran, dass ich mit großer Begeisterung heute das Spiegel-Interview mit Jörg Jaksche gelesen habe. Begeisterung deshalb, weil sein Geständnis – entgegen der letzten Dopingbeichten, die ich berufsbedingt verfolgt habe – wirklich konkret war und sich auch auf eine Zeit bezog, die nicht verjährt ist. Begeisterung auch deshalb, weil es sehr plastisch macht, mit welcher Systematik und Unverfrorenheit die so genannten Sportler an Doping herangegangen sind/ herangehen und wie selbstverständlich diese Art des sportlichen Betruges dort ist. Und Begeisterung dafür, in welchem Format die Spiegel-Leute die Geschichte Jaksches erzählt haben: diese Abwechslung zwischen Fragen und Antworten und Einschüben, die das damalige Geschehen während der Touren erläuterten und Zusammenhänge klar machten. Hat Spaß gemacht.

PS: Puh, Glück gehabt. Der Experte fand das Interview auch lesenswert.

Gesammelte Briefe (12)

Thees Uhlmann schreibt im Tagesspiegel, wie es ist, Vater zu sein. Stefan F. aus Neukölln hat dazu eine Meinung:

Ich las Ihren Beitrag mit Kopfschütteln und bin von Ihrer Meinung teilweise entsetzt. Ich hoffe, dass Sie ein glücklicher Vater sind und Sie dieses Gefühl auch ihrem Kind vermitteln. Denn wenn Sie mit Ihrer Situation überfordert sind und sich von anderen Vätern oder Eltern belästigt fühlen, dann schlage ich ihnen vor, gehen Sie in einem Wald spazieren. So haben Sie die Möglichkeit mit Ihrer Familie ebenfalls an der frischen Luft zu sein und zugleich alleine. Mal darüber nachgedacht, dass es Menschen gibt, die nett und freundlich sind bzw. es sein wollen? Wieso neigen wir Deutschen immer dazu alles schlecht zu machen und gegen einen persönlich zu betrachten? In vielen anderen Ländern ist der Umgang mit Kindern in der Öffentlichkeit wesentlich offener und freundlicher. Gerade Sie als Künstler haben hier die Möglichkeit vertan, ein besseres Bild nach aussen zu tragen.
Übrigens: Kontakte verstärken das soziale Verhalten.

(via)

Über Begemann-Publikum

Oh wie super, dieser Hass:

Klasse drei hingegen ist die allerschlimmste. Und leider auch die größte. Als Teil der Klasse drei kommt man in Paaren. Und verhält sich auch so. Scheinbar wurde am Eingang eine Broschüre verteilt, ein Leitfaden für das Verhalten als Paar im Konzertfall. Regel eins scheint zu sein, dass der Mann seine Freundin von hinten umarmen muss, sie ihren Kopf an seine Schulter lehnt, dabei verträumt die Augen schließt und sie sich gemeinsam asynchron zum Takt der Musik wiegen. Ab und zu muss sie sich umdrehen, dann küssen sie sich lange, mit Zunge und Augen zu. Es ist absurd – da auf der Bühne steht ein Mann, dessen Lieder zu neunzig Prozent von unglücklicher Liebe handeln, was soll das? Wollen sie ihn verhöhnen? Ihn, und all die ehrlichen Männer jeden Alters mit gebrochenen Herzen?! Schweine. Am absurdesten ist jedoch, dass die Paare auch noch mitsingen. Sich tief in die Augen schauen und dabei trällern: „Bis du den Richtigen triffst – nimm mich.“ Denken sie eigentlich nach? Es ist mir ein Rätsel. Dann, nächstes Lied: „Ich habe nichts erreicht außer dir.“ Ja, und das sieht man.

Einer dieser Texte, für die ich Thomas Öchsner von der Süddeutschen so schätze: „Vom Bäckermeister zum Millionär“

Laut Kress stellt die Verlagsgruppe Handelsblatt also „Business News“ endlich ein.

Schlechtes Timing, meiner Meinung. Mit ein bisschen Tempo hätte Klaus Madzia noch auf den Chefsessel der „Wirtschaftswoche“ wechseln können. So als verdienter Chefredakteur der Verlagsgruppe…