Zeitschriften im Test – Frösi

Schon seit einigen Jahren gibt es in diversen Tageszeitungen Kinder- oder Jugendseiten. Meist gibt es dort ein, zwei nette Texte, ein kleines Rätsel und ein lustiges Foto.

Aber es gibt auch Zeitschriften, die sich direkt an Kinder richten, erfolgreichster Vertreter des Segments ist Geolino. Das Magazin erscheint bei Gruner + Jahr und hat eine regelrechte Erfolgsstory hingelegt. Kein Wunder, sind doch die Geo-Hefte alle sehr liebevoll und hochwertig gemacht.

Nun kam vor einigen Wochen eine neue Zeitschrift auf den Markt. Frösi, nennt es sich und ist vielen aus Ostdeutschland stammenden Menschen ein Begriff: Denn nachdem das Magazin nach dem Untergang der DDR 1991 aus den Kiosken verschwunden war, haben es jetzt ein paar Menschen aus dem Ostberlin wiederbelebt. In der Hoffnung, dass ein paar durchgeknallte Nostalgiker sich an ihre damalige Lektüre erinnern und das Heft für ihre eigenen Kinder am Zeitschriftenkiosk erwerben –für sage und schreibe 2,10 Euro.

Ich kann nicht behaupten, dass ich ein schlecht gemachtes Magazin erwartet habe, als ich mich heute Abend im Magdeburger Bahnhof für eines der Exemplare entschied. Sicher, das grüne Was-weiß-denn-ich-wie-sich-das-Tier-schimpft-Monster schaut mit seinen zwei Zähnen, von denen einer stark kariös wirkt, ein wenig debil drein. Das macht es aber wett, indem es mit dem linken Fuß sehr geschickt eine hübsche Blume vor sich herträgt. Viel konnte man ja auch nicht erwarten, wird auf dem Titel schließlich kein einziges Thema angekündigt. So als ob sich die Zeitung allein wegen des bizarren Namens verkaufen würde.

Der Name, so erfährt das liebe Kind im Inneren des Heftes, stammt aus dem Jahr 1953 (da wurde übrigens meine Mutter geboren) und ergab sich im Laufe der Jahre aus der Abkürzung von „Fröhlich sein und singen“, einem gleichnamigen Lied, was die jungen Pioniere gerne lautstark intonierten. Dass in dem Heft auf dieses Schicksal eingegangen wird, ist für die wissbegierigen Nostalgiker sicherlich nicht uninteressant, für die eigentliche Zielgruppe werfen sich meiner Meinung nach allerdings vor allem Fragen auf. Was ist DDR? Warum singen die von blauen Halstüchern und wieso reiten die von dieser Zeitschrift darauf eigentlich so rum?

Die Antworten bleiben die „Frösi-Macher“ schuldig, dafür nerven sie gleich zu Beginn mit zwei weiteren historisch angehauchten Themen, 60 Jahre Frieden in Deutschland und Friedrich Schiller.

Gut, dass ich im Zug nach Düsseldorf und nicht nach Berlin sitze, denn sonst könnten die Frösi-Macher mittlerweile meinen Aufschrei hören. Wo bleibt der Spaß in diesem Heft? Stattdessen nerven schlecht gezeichnete Comics, langweilige Spukgeschichten mit so was von „outen“ Gespenstern, die mit einem weißen Bettlaken bedeckt sind. Ab Seite 15 wird mir – pädagogisch wertvoll – alles über gesunde Ernährung erklärt. Leider verwenden die Macher eine sehr seltsame Sprache.
Krabbelkinder dürfen mit einem stolzen „A-A!“ darauf hinweisen, dass sie ihn ins Klo gemacht haben: einen Haufen Kacke. Gebildete Menschen sagen „Kot“ oder „Exkremente“. Das ist alles, was von Pizza und Co. übrig bleibt.

Auch die Frösi-Tipp-Seiten überzeugen vor allem durch große Langeweile. Kino-Tipp ist ein Film, der „auch als DVD erhältlich ist“ (häh?). Buch-Tipp ein pädagogisch-wertvolles Werk, bei dem Greenpeace seine Finger mit im Spiel hat und dann wird auch noch einem gewissen Horst Alisch zum 80. Geburtstag gratuliert, der wohl irgendetwas mit dem alten Frösi zu tun hat, von dem die die eigentliche Zielgruppe…, ach, das hatten wir ja auch schon.

Krönender Abschluss ist der Basteltipp auf der letzten Umschlagseite: „Der Frösi-Multiplikator“, ein sechseckiges Gerät, mit dem man, schrieb ich eigentlich schon über die Häufung von pädagogisch-wertvollen Themen in dieser Ausgabe?, das Einmaleins erlernen kann. „Jeder sollte einen haben“ sagen die Frösi-Macher. Finde ich nicht, sage ich.

Bitte anlegen!

Lokalzeitungen haben ja immer etwas Eigentümliches. Besonders, was ihren Namen angeht. Klar, „Berliner Zeitung“,“Süddeutsche Zeitung“ oder „Nordseezeitung“ haben nichts Außergewöhnliches. Das ist allerdings bei anderen Exemplaren wie „Der Patriot“ (aus Lippstadt), „Volksstimme“ (aus Magdeburg) oder der „Lüneburger Volkszeitung“ anders.
Wer kennt ähnliche Blätter?

Zeitschriften im Test: Mein erstes Auto


Wochenlang habe ich schlecht geschlafen, mich in den langen Nächten hin und her gewälzt, immer mit den Gedanken daran, mich der wohl größten Herausforderung zu stellen: Ich wollte „Mein erstes Auto“ testen, weil doch der Marcus dort Geld verdient, um ganz viel Spielzeug für seinen Sohnemann zu kaufen. Immer wieder saß ich vor dem Rechner, das leere Eintragfenster vor mir, neben mir die Ausgabe des ersten Hefts, die im gut sortierten Zeitschriftenhandel erworben werden kann. Was, wenn ich es scheiße finden würde? Was, wenn, ach, immer wieder musste ich passen. Aber was soll`s: Jammern kann jeder, schreib ich halt mal los.

Meine Damen und Herren, wie gewohnt, präsentiere ich zunächst die Fakten: „Mein erstes Auto“ kostet 1,99 Euro, „nur“, wie mir das Titelbild weismachen will, erscheint alle zwei Monate und wird von der Target Group Publishing GmbH herausgegeben. Diese bringt normalerweise das Magazin „Route 49“ heraus, was an über 20000 Fahrschulen verteilt wird, so steht das zumindest auf der Webseite. Kann ich allerdings nicht beurteilen, weil ich seit mittlerweile fast 10 Jahren (Kinder, wie die Zeit vergeht) keine Fahrschule mehr betreten habe. Da „Mein erstes Auto“ neu ist, vermute ich, dass man sich gedacht hat, ob man mit einem Magazin, was sich an junge Autoeinsteiger richtet, nicht irgendwie auch Kohle verdienen kann.

Aber nur um den heißen Brei herumzureden, bringt ja auch nichts, kommen wir zum Inhalt. Wollen wir doch mal sehen, was in einem Heft, was sich an kaufwillige Neu-Autofahrer richtet, so alles drin steht. Neu-Autofahrer bin ich nicht, dafür aber „Kein-Autobesitzer“. Das sind Menschen, die zwar schon mehrere Fahrzeuge durch die Welt kutschiert haben, allerdings noch nie ein eigenes Auto ihr Eigen nennen konnten. Und deshalb habe ich auch viel gelernt. Grund: In dem Heft steht wirklich alles drin, was ich als Nicht-Autobesitzerin wissen müsste, wenn ich mir einen Wagen zulegen wollte.

In dem Heft gibt es nicht nur einen Überblick über günstige Autos und ihre Details, ich erfahre auch, wie ich mein Auto am besten versichere, was ich bei der Wartung so beachten muss, wo man mal ein Fahrsicherheitstraining machen könnte und wie ich herausfinde, dass ich eventuell neue Reifen brauche. Anderes gutes Beispiel ist die Geschichte „Augen auf beim Autokauf“. Jaja, klassische Überschrift, vielleicht auch ein bisschen abgegriffen, Inhalt war aber ok, weil ich als dummes Blondchen gutaussehende, junge Frau natürlich keine Ahnung hab, worauf ich alles achten müsste, wenn ich mir irgendwann doch mal einen Wagen zulegen wollte.

Ja, man muss sagen, die Zeitschrift hat was. Es gibt viel zu lesen, ich lerne viel, ärgere mich ab und zu über ein paar dumme Überschriften (z.B. „Flen(n)spunkt“), frage mich, was man denn unter einem „knuffigen“ Auto (Daihatsu Cuore) versteht und ob der Seat Ibiza wohl nur ein Auto mit Temperament ist, weil er das Spanische im Namen trägt.

Auf den letzten Seiten wird dann auch noch mein Frauenzeitschriftenherz angesprochen: Ein toller Psychotest, bei dem ich herausfinden kann, welcher Autotyp ich bin. Klar, da bin ich dabei (Kölle lässt grüßen) und wundere mich nicht, dass ich ein so genannter Spaßfahrer bin. Haha!

„(…)Die Größe des Kofferraums spielt keine Rolle, da neben dem Subwoofer eh nichts mehr Platz hat. Überhaupt verspüren Sie einen unwiderstehlichen Drang, Ihr Auto zu tunen, damit es so einzigartig wird wie Sie selbst. (…)“

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen. Außer vielleicht das: Das Bild des freundlichen Chefredakteurs.

Zeitschriften im Test: Astroblick

Erika Berger ist mittlerweile 65. Sie war mal Sexberaterin, hatte die eine oder andere TV-Show auf RTL und war immer mal wieder in der einen oder anderen Sendung eingeladen, um ein paar Partnerschaftstipps loszuwerden. Warum sie dann im vergangenen Monat ihr Gesicht für den RTL-Küchen-Reality-Scheiß ‚Teufels Küche‘ in die Kamera hielt, bei der sie mit 9 anderen D-/E- und F-Promis um die Wette kochen musste, passt nicht so recht zu ihrem Image, sondern eher in die Kategorie ‚Ich bin alt und brauch‘ das Geld‘. Deshalb war ich auch nicht wirklich verwundert, als mich ihr Gesicht im Editorial des aus der Schweiz kommenden ‚Astroblicks‘ angrinste. Nur 50 Cent und das Blatt war gekauft!

‚Astroblick‘ kommt zwar aus der Schweiz, wird aber von einer Ablegerfirma des Axel Springer Verlags herausgegeben. Wie dem Editorial von Frau Berger zu entnehmen ist, ist das Blatt erst viermal erschienen, kann aber laut Impressum bereits eine Auflage von 125000 aufweisen. Na, glauben wir dem Eso-Blatt mal und werfen einen Blick in die wunderbare Welt der Horoskope.

Halt, denn bevor ich wirklich einen Blick in das Innere des Hefte werfe, muss ich doch noch ein paar Worte zum Titel verlieren. Wirklich selten habe ich eine so seltsam dreinschauende Dame auf dem Cover einer Zeitschrift gesehen. Ok, der Blick in die Sterne rechtfertigt ihre seltsam nach oben geneigte Kopfhaltung ist aber keine Entschuldigung für dieses leicht debile Grinsen, dass die gute Frau auf den Lippen trägt.

Und es wird noch schlimmer: Denn ich weiß nicht, wie die das hinbekommen haben, aber es ist wirklich so. Auf allen, wirklich ausnahmslos allen Bildern, die ihren Weg in diese Zeitschrift gefunden haben, gibt es grinsende, lachende, fröhliche oder einfach furchtbar glückliche (!!!) Menschen zu sehen. Keine Tränen, keine zweifelnden Blicke, nicht ein erschöpfter Mensch ist in diesem Heft zu erblicken! Die Zukunft wird großartig. Und noch besser: Für uns alle!

Schauen wir uns das also mal genauer an und blättern ein wenig. Zwei Seiten Partnerhoroskop sowohl Chinesich als auch astrologisch, Die Tarotkarten des Monats für jedes Sternzeichen, das große Mondhoroskop, dann vier Seiten Horoskope für jedes Sternzeichen (je eine Seite für eine Dekade), das chinesische Horoskop für den Monat Mai auf den folgenden 30 Seiten. Alles nur Horoskope. Kein Wunder, dass ich nun neugierig bin und wissen will, wie es denn nun weiter geht, mit mir und der Welt.

Also, der Schnelltest: Mein Sternzeichen: Steinbock, erste Dekade, im chinesischen Horoskop bin ich ‚Schlange‘ (nein, bitte keine doofen Sprüche bezüglich der realen Welt, vielen Dank). Schauen wir mal, was die Horoskope sagen: Laut ‚Partnerhoroskop‘ kann ich keine großen Sprünge in der Liebe erwarten, Flirts sind möglich und meine Erwartungen an den Partner soll ich zurückschrauben. Noch auf der gleichen Seite eröffnen sich im chinesischen Liebesbarometer aber gleich andere Perspektiven: ‚Der Mai bietet viele Möglichkeiten, um sich am Parkett der Leidenschaft zu verwirklichen.‘ Ich bin verwirrt, soll ich doch meine Erwartungen an den Partner herunterschrauben.

Laut Tarotkarte auf S. 10 offenbart mir im Mai einen Schicksalsschlag, auf S. 52 wiederum (wir befinden uns mittlerweile auf der ausführlichen Horoskopseite für meine Dekade) wird mir gesagt, dass ich ab dem 11.5. meine Beziehung gründlich unter die Lupe nehmen werde. Bis zum 25. bis 27. Mai soll ich darauf achten, meinen Partner nicht zu sehr in die Enge zu treiben, weil er sonst die Flucht ergreifen könnte. Na, wenigstens das deckt sich mit dem Partnerhoroskop. Angst habe ich mittlerweile trotzdem. Deshalb noch abschließend ein Blick in mein ausführliches China-Horoskop. Dort bietet mir der Mai ‚eine ganze Palette an Möglichkeiten‘. So ‚fällt es mir schwer, meinem Partner die gleichen Rechte zuzugestehen, die ich mir ohne Sorge herausnehme.‘ Zusammenfassend kommt dann folgendes heraus: Ich setze also unter Druck, zweifle ein bisschen und würde dann am liebsten gleich mit nem anderen in die Kiste springen. Bin ich ein Monster? Immer noch kann ich nicht verstehen, warum mich die beiden Frauen auf der Doppelseite so angrinsen. Monster schauen anders. Schnell blättere ich weiter.

Ich bin entzückt, lächelt mich doch wenig später schon wieder Erika Berger an und stellt in ihrer Kolumne ‚Erika and the City‘ (nee, wirklich!) die jetzt alles entscheidende Frage: Ist dauerhaftes Liebesglück überhaupt möglich? Was dann folgt, ist das übliche Blabla. Wer dauerhaft glücklich sein soll, muss an der Beziehung arbeiten. Tausendmal gelesen, tausendmal gähnend beiseite gelegt.

Und das tue ich jetzt auch. Überspringe ein paar Seiten mit Leserfragen wie ‚Ist er den Liebeskummer wert?‘ (Nein), ‚Was ist mit meinem Kind los?‘ (‚Kleine Krebschen‘ sind nun mal sensibel) oder ‚Hat unsere Beziehung noch eine Chance?‘ (Vielleicht!) und verbanne ‚Astroblick‘ schleunigst ins Altpapier.

Sätze, die die Welt bedeuten (15)

‚Gagschreiber werden Sie heutzutage doch schon, wenn Sie eine Pizza ausfahren und zufällig wie Jack Nicholson gucken können oder zwei lustige Sprüche draufhaben.‘

Harald Schmidt in der FAZ

Zeitschriften im Test: Spezial (2)

2 Stunden 20 im Zug und jede Menge Frauenzeitschriften. Wieder einmal, ja. Aber soll ich euch wirklich vorenthalten, was ich bei der Lektüre alles herausgefunden habe? Nein, das kann ich niemanden antun, und die, die genug von Frauenzeitschriften haben, können gerne später wiederkommen, in dieser Woche wird es mehrere Tests geben, habe so einiges aufzuarbeiten. Aber wie gesagt, ich hatte eine Zugfahrt vor mir.

Heidelberg
Dass mir es Amica angetan hat, habe ich ja schon an anderer Stelle berichtet. Ich muss sagen, dass ich in der aktuellen Ausgabe zwar lange gelesen habe (immerhin bis knapp vor Siegburg), aber weniger begeistert war, als noch beim letzten Mal. Ja, ich habe die großen Geschichten alle gelesen. Trotzdem haben die es geschafft, dass ich während meiner Zugfahrt das eine oder andere Mal heftig lachen musste, so dass mich meine Sitznachbarin irritiert anstarrte. Ein Grund war der Diäten-Test der Amica-Redakteure. Das Highlight lieferte Herr Praschl, der den ‚New York Body Plan‘ getestet hat, ein, sagen wir mal, Programm, mit dem Heidi Klum ihren Babyspeck extrem schnell wieder los geworden ist. Wie gesagt, Herr Praschl hat das eine Woche lang ausprobiert und ließ sich in seinem Text dann zu diesem Satz hinreißen: ‚Einmal während meiner Heidi-Klum-Woche bin ich nachts brüllend vor Muskelkaterschmerzen aufgewacht – bloß, weil ich mich im Schlaf umgedreht hatte.‘

(kurz vor Siegburg)
Weiter ging es mit ‚Woman‘, einem Magazin aus dem Hause Gruner+Jahr, was erst seit ein paar Jahren hier in Deutschland erhältlich ist. Absolut belangloses Blatt (Testobjekt ist die nicht mehr am Kiosk erhältliche Nr. 9), so dass ich auch nach 20 Minuten mit der Lektüre durch war. Highlight für die popkulturell-interessierte Leserschaft: Diese Zeitschrift empfiehlt ‚Hot Hot Heat‘.

(kurz nach Siegburg)
Noch eine dieser Frauenzeitschriften, die man am liebsten gleich wieder beiseite legen will. ‚Für Sie‘ erscheint im Jahreszeitenverlag und ich frage mich, wer dieses Blatt so liest. Leider gibt’s auch diese Ausgabe nicht mehr am Kiosk zu kaufen, weil ich mich mit dem April-Heft vergnügte. Ein unfreiwilliges Highlight meiner Zugfahrt lieferte Bild-Chefredakteurs-Frau Katja Kessler, die bei ‚Für Sie‘ Kolumnistin ist. Ich musste schmunzeln, als ich las, dass Kai Diekmann zum Wechseln der Mülleimerbeutel gerne mal den Miele-Kundenservice anruft. (…)

(kurz vor Köln)
Und dann noch ‚Freundin‘ aus dem Hause Burda. Kein Problem, diese Zeitschrift bis Köln komplett durchgeblättert zu haben. Klar, hätte ich mehr darin gelesen, hätte das Blatt womöglich sogar bis Düsseldorf gereicht. War aber wenig drin, was einigermaßen spannend war. Einzig das Sean-Penn-Interview weckte kurzfristig mein Interesse, sonst hätte ich womöglich die Fahrt über die Brücke in Köln zweimal anschauen müssen.

Und immer wieder dieses Grinsen, wenn ich in Schweizer Zeitungen ‚Chefredaktor‘ lese.

Ungeschminkte Wahrheiten

Diesmal im Stern (18/05, S. 132):

‚Die Wahrheit über Schuhe: Je besser du dich darin fühlst, desto schlechter siehst du darin aus. Diese bedauerliche Tatsache gilt im Übrigen auch für Unterwäsche, Sportbekleidung und Sitzmöbel.‘

Brand Eins verstehen

Aber wo ist oben dann? In der Mitte? Der Neuen Mitte (boah, war der schlecht)? Oder hinten? Ganz weit abgeschlagen? In der letzten Reihe also? Und wo ist dann unten? Vielleicht ja rechts von vorn. Oder links. Oder unten ist jetzt vorn. Oder zumindest vorner. Das muss es sein.

Die Brand-Eins-Titel waren auch schon mal einfacher zu verstehen.

Zeitschriften im Test: Im Vertrauen

Eine Zeitschrift, die auf dem Cover mit den Schlagworten ‚Intim & wahr‘ wirbt. Die endlich mal nicht nur eine retuschierte Dame auf dem Cover hat, sondern auch das Profil eines ein klitzekleines bisschen geheimnisvoll dreinblickenden Mannes. Die mit Zeilen wie ‚Mein armes Baby! Wie konnte das passieren?‘ oder ‚Hilfe, mein Freund geht in den Swinger-Club‘ um ihre Leserschaft buhlt und die dann auch noch ‚Im Vertrauen‘ heißt, ja, wer kann da noch widerstehen? Ich jedenfalls nicht. Obwohl es ehrlich gesagt sehr schwer fiel, zwischen ‚Mein Bekenntnis‘, ‚Meine Gänsehaut‘, ‚Mein geheimes Tagebuch‘, ‚Meine Versuchung‘, ‚Mein Leben‘, ‚Meine Schuld‘, ‚Meine Wahrheit‘, ‚Mein Geheimnis‘, ‚Mein Glück‘, ‚Intim und wahr‘ und ‚Im Vertrauen‘ (hatten wir ‚Mein Bekenntnis‘ schon?) und den vielen anderen Titeln, die ich mir aber nicht auch noch in mein kleines schwarzes Büchlein geschrieben habe, zu entscheiden.

Die Wahl traf also auf ‚Im Vertrauen‘, das vom Conpart-Verlag aus Marne herausgegeben wird. ‚Im Vertrauen‘ ist kein regelmäßig erscheinendes Heft, sondern ein Mein-Geheimnis-Sonderheft. Was allerdings egal ist. Denn nachdem ich lange genug vor dem Regal im Kiosk des Bremer Hauptbahnhofs gestanden habe, um eine Wahl zu treffen, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass sich diese Blätter bis auf den Titel nicht wirklich unterscheiden.

Und so reihen sich auch in ‚Im Vertrauen‘ allerlei Schicksale aneinander. Da geht es um eine Frau, deren Mann ihr gesteht, dass er schwul ist. Eine andere Alleinerziehende, die sich in den Auserwählten ihrer besten Freundin verliebt. Eine, die einen reichen Kerl hat und dann doch durch einen Urlaubs-Flirt bemerkt, dass sie ihn besser doch nicht heiratet. Eine, die von ihrer Schwiegermutter ganz bitterböse tyrannisiert wird und durch sie sogar ihr Kind verloren hat. Auf den ersten Blick wirken sie aussichtslos, man fragt sich, was aus den ganzen armen Frauen werden soll. Das Tolle allerdings ist: Es gibt immer ein Happy End! Egal, ob wir es mit Tamara (Anfang 30), Alina (Mitte 20) oder etwa mit Single-Mutti (Hilfe!) Carmen (Ende 20) zu tun haben! Alle sind am Ende fein raus! Entweder sie finden einen neuen, viel besseren Kerl. Oder sie werden durch einen beruflichen Aufstieg belohnt. Oder beides oder die böse, böse Schwiegermutter kommt ins Heim oder stirbt. Ganz große Klasse! Außerdem ist es ganz wunderbar, dass die Frauen hier nicht einfach nur auf ihr Alter reduziert werden. Lieber überlassen die Autoren es uns, uns ein eigenes Bild über Julia (Anfang 30) zu machen und selbst zu entscheiden, ob sie nun 31, 32 oder vielleicht doch 33 Jahre alt ist.

Ja, liebe Leser, der Blick in ‚Im Vertrauen‘ lohnt sich wirklich. Auch wegen der tollen Bilder von Frauen, Männern oder Paaren, die alle aus den 80ern entsprungen ihren Weg direkt in dieses Blatt gefunden haben! Nicht mal vor grottigen Kurzhaarschnitten, furchtbaren Wollpullovern mit seltsamen Strickmustern und Männern mit Ohrringen schrecken die Macher dieser Zeitschrift zurück!

(Ihr glaubt gar nicht, was für ein seltsames Gefühl es ist, in einem gut gefüllten Zug zu sitzen und in dieser Zeitschrift zu blättern: Blicke a la ‚Boah, was liest die denn?‘, mitleidiges Grinsen und interessierter Gesichtsausdruck von der älteren Dame gegenüber. Kann ich jedem nur empfehlen. Weiter im Text.)

Doch ‚Im Vertrauen‘ hat noch mehr zu bieten. Denn dieses Heft hat sogar einen Leser-Service, was in etwa das Dr.-Sommer-Team aus der Bravo entspricht. Einziger Unterschied: Alles nicht so schön bunt wie in der Bravo. Des Weiteren heißt Dr. Sommer hier Dr. Alex Berg und natürlich fragen die lieben Leserinnen nicht danach, ob Ausfluss schädlich ist oder wie man mit Zunge küsst. Nein, hier geht es um Erwachsenen-Probleme wie ‚Ich verliebe mich immer in die falschen Männer‘ oder ‚Sexfrust! Ich habe viel zu lange nichts gesagt!‘ Dann noch ne Doppelseite Ratgeber und eine mit Reisetipps. Fertig ist eine Zeitschrift, die ich garantiert nie wieder kaufen werde.