Sätze, die die Welt bedeuten (9)

‚Having been fucked is no excuse for being fucked up.‘

Dank an Lucy

FILM: The Station Agent

Fin liebt Züge, alte Lokomotiven und Schienen. Alles, was mit der Bahn zu tun hat, übt auf ihn eine Faszination aus. Deshalb liebt er seinen Job in dem kleinen Modelleisenbahnshop. Zugleich leidet Fin an seiner Kleinwüchsigkeit, wegen der er sein Leben lang gehänselt wurde. Als sein bester Freund und Arbeitgeber plötzlich stirbt, erbt er ein Zugwärterhäuschen in New Jersey. Er zieht in die verlassene Gegend, wo er selbst bis zum Supermarkt einen langen Fußmarsch hinter sich bringen muss.

Mit Befremdung nimmt er den Kubaner Joe und die hübsche Olivia wahr, die dort immer wieder seine Nähe suchen. Da er sein Leben lang ob der Hänseleien ein einsames Leben geführt hat, empfindet er das als aufdringlich. Doch die beiden lassen nicht locker und so dauert es nicht lang, bis er Vertrauen fasst.

Endlich mal wieder einer dieser kleinen Filme, die mich wissen lassen, dass es auch jenseits des Mainstreams gute Filme gibt. Es muss nicht immer eine große Handlung sein. Man kann auch so ein gutes Werk abliefern. Mit feinem Humor. Mit Gefühlen, die leise mitschwingen. Die Filme müssen sich nur ganz vorsichtig in das Herz des Zuschauers schleichen und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. All das geling „The Station Agent“.

Germany 12 Points.

Wie kann man den Beckmann eine „Musik“-Sendung am Samstagabend moderieren lassen? Oder besser: Wie kann man Beckmann überhaupt noch irgendwas moderieren lassen? Oder noch besser: Kann nicht mal einer den Beckmann ganz vom Bildschirm nehmen? Weil ja seine Fußballkommentare leider auch unerträglich sind.

Furchtbar.

Frauen und Bücher

I.
Am Sonntag auch über Bücher geredet. Und Autoren. Vor allem weibliche. Gesagt, dass wir unsere Bücherregale prüfen werden, auf Frauenliteratur. Also nicht Literatur FÜR Frauen, sondern vor allem VON Frauen. Auch wenn das manchmal das selbe ist. Leider. Eigentlich.

II.
Es ist erbärmlich. Nach genauer Prüfung meiner Büchersammlung festgestellt, dass der Großteil meiner Bücher von Männern ist. Mindestens 90 Prozent. Und dass ich von den Büchern von weiblicher Autoren nicht mal alle gelesen habe. ‚Masserberg‘ von der Buschheuer hat mich auf den ersten Seiten gelangweilt – weggelegt. Ein paar Ingrid-Noll-Schinken von meiner Mutter, die sie mir damals mit den Worten ‚Musst du unbedingt lesen‘ in die Hand gedrückt hatte – verstauben ungelesen.

III.
Selbst die Gelesenen sind nicht wirklich zum empfehlen. Jana Hensels Zonenkinder. Dieses blöde ‚Generation Ally‘. Ein Krimi von Minette Walters. Noch einer von Fran Dorf. Uralt. Und peinlich doof.

IV.
Sowieso lese ich eigentlich nie Krimis. Zu konstruiert, zu ich-weiß-auch-nicht. Vielleicht liegt’s an den obligatorischen Leichen, vielleicht an der immer gleichen Struktur. Irgendwas passiert, irgendwas muss aufgeklärt werden. Puh. Ich mag das einfach nicht. Im Fernsehen eigentlich auch nur den Tatort ab und zu. Der Liebe wegen.

V.
In der englischen Ecke entdecke ich dann doch noch eine Frau. Frau Rowling. Bezeichnend? Na, wenigstens auf Englisch.

VI.
Und was ich derzeit lese? Am Wochenende gerade erst das hier beendet. Wieder ein Mann. Und mich gestern dazu entschlossen, für die morgige Zugfahrt was Leichtes zu beginnen. Heinz Strunk soll es sein. Haben Grissemann und Stermann letztens empfohlen. Und er hier.

Was mal gesagt werden muss:

Wenn der Kanzler jetzt wirklich mit einem Konjunkturprogramm kommt, dann hat er wirklich nichts gelernt. Nichts.

(Ich könnte mich den ganzen Tag nur aufregen.)

Verliebt in Berlin? Ohne mich!

Mit großem Interesse habe ich in den vergangenen Wochen den Hype verfolgt, der um diese so genannte Telenovela „Verliebt in Berlin“ gemacht wurde. Zuerst gab es ein – und ich glaube, dass das schon mal die perfekte Berichterstattung für den Einstieg war – Riesen-Drama um den Namen. Schließlich sollte die Reihe ja eigentlich „Alles nur aus Liebe“ heißen, was abgekürzt, na, ihr wisst schon. Damit wusste die Zielgruppe schon einmal, was da auf sie zukommt.

Dann wurde bekannt, dass Alexandra Neldel die Hauptrolle übernehmen würde. Und schließlich startete Sat.1 die große PR-Maschine mit Beiträgen in allen möglichen Sat.1-Sendungen. Ganz nach dem Vorbild von RTL, die ja alles und jeden ständig ‚cross-promoten‘. Tja, und dann startet diese Sendung mit unfassbar guten Quoten für Sat.1, die derzeit immer noch anzusteigen scheinen. Gestern gab’s ja sogar erstmals einen Marktanteil von über 20 Prozent.

Unfassbar wirklich, besonders, wenn man sich der Serie mal aussetzt, der Selbsttest sozusagen. Ich bin normalerweise begeisterte Serienguckerin, dem Trash durchaus verfallen tue ich mir hin und wieder mal die guten und die schlechten Zeiten bei RTL an. Aber dieses ‚Verliebt in Berlin‘ ist wirklich unerträglich.

Da will mir ein Sender eine Geschichte erzählen, die ich mindestens schon 100000 Mal gesehen habe. Und weil die die Neldel in einen so genannten Fatsuit gesteckt haben, der sie von Kleidergröße 36 auf die Wahnsinnsgröße 40 ‚verfettet‘, wissen wir alle jetzt schon, wie das ganze happy-end-technisch ausgehen wird: Das hässliche Entlein wird sich in den wunderschönen Schwan verwandeln, die beiden werden sich kriegen, schließlich umfasst so eine Telenovela nur um die 200 Folgen.

Bis es aber soweit ist, wird die liebe Lisa Plenske noch allerlei schlimme Dinge erleben. Die böse Empfangsdame Sabrina wird noch ab und zu ihr Gift verspritzen, um an Lisas Job zu kommen, der tolle Chef David wird noch die eine oder andere heiße Blondine durch sein Büro schieben, hier noch eine Intrige, da noch ein Schicksalsschlag und fertig ist das tolle Soap-Leben der Lisa Plenske.

Nee, ihr lieben Fernsehmacher, das läuft dann aber ohne mich. Zu vorhersehbar, zu inszeniert und vor allem: Viel zu oft schon gesehen. Da verkriech ich mich doch lieber in mein Bett, schnappe mir mein Märchenbuch und lese das Original: Aschenputtel.

Säusel-Susi in der U-Bahn

Und du weißt, dass wir gerade Darmkrebsmonat haben, wenn dir in der U-Bahn plötzlich eine sexy Frauenstimme ins Ohr säuselt. Erst denkst du, ‚Susi?‘ Und ‚Kommt jetzt gleich Rudi Carrell die Rolltreppe heruntergefahren?‘ oder ‚Welche Wand soll denn hier nun aufgehen?‘. Und während du dir ausmalst, wo dich der Herzblatt-Hubschrauber diesmal hinbringt, in die Berge oder in die Berge, mit Schnee und lustigem Rumtollen, erfährst du von Susi, dass ich doch mitmachen soll. Bei der Aktion Düsseldorf gegen Darmkrebs. Am 10. März von 10 bis 19 Uhr kann man sich beraten lassen.

Schade, und ich dachte, dass hinter der Wand mein Traummann steht, mit einer Rose zwischen den Zähnen. So ist es Susi, die mich an mein Date mit dem Doktor erinnert. Und an die angeblich zutiefst widerlich schmeckende Flüssigkeit, die mich am Tag davor reinigen soll. Für die gute Sicht. Oder so.

Zeitschriften im Test: Matador

Ich lese ja gerne Zeitschriften, alle möglichen und immer wieder andere. So wie die BRAVO jede Woche auf meinem Schreibtisch landet, komme ich auch in den Genuss von Matador, dem Männermagazin, das zunächst alle paar Monate erschien, nun aber schon seit einiger Zeit auf monatliche Erscheinungsweise umgestellt wurde.

Und wie ich in der März-Ausgabe so blättere, bin ich begeistert. Zumindest glaube ich, dass Männer genau das lesen wollen. Bereits auf dem Titel ist folgende Geschichte angekündigt: So wirkt Viagra wirklich. Ja, das will ich wissen und nach dem Lesen der Geschichte denke ich bloß: Krass (und ich benutze dieses Wort nicht oft). Berichtet also ein Journalist aus Hamburg, wie er sich die blauen Pillen bei seinem Arzt besorgt, wie ihn die Apothekerin mitleidig anschaut und wie sich nach 20 Minuten nach Einwurf sein Körper zu regen beginnt.

Hoho, und wie ich mir solche Artikel in einer Männerzeitschrift so vorstelle, endet der Text mit einem Schenkelklopfer, bei dem jeder Mann wohl schmachtend und voller Neid am liebsten sofort die Apotheke stürmen will:
‚Aber allein die Tatsache, dass die Pille mich offensichtlich befähigt, selbst nach zweitstündigem Sex sofort wieder bereit zu sein, macht mir Lust auf mehr. „Na dann“, denke ich zum zweiten und nicht zum letzten Mal an diesem Abend.‘

Puh, denke ich und auch soso. Das ist es also, was Männer wirklich interessiert. Was mich als Frau interessiert, ist der Artikel der nur ein paar Seiten später zu lesen ist: Wie Frauen Pornos finden. ‚Oh, da kann ich noch was lernen‘, schön, dass die mir endlich mal sagen, aber beim Lesen bin ich enttäuscht. Die haben sich drei Frauen besorgt, die sich vier Filme angeschaut haben. Dann haben sie sich noch ein bisschen unterhalten und das war’s. Ich bin enttäuscht, blättere weiter und darf zum 100000sten Mal lesen, dass wirklich kein Zusammenhang zwischen der Nase und dem Schwanz eines Mannes besteht. Schön, dass sich mittlerweile auch koreanische Forscherteams damit beschäftigen.

Weiter geht’s zu der Brühler Verkaufsassistentin, die sich auf Ibiza in sexy Posen vor einem Pool rekelt. Die Frau ist Miss Matador, soweit muss man es erstmal bringen. Dämlich sind allerdings die Bildbeschriftungen. Während Frau Verkaufsassistentin da so auf ihren High Heels steht, mit der rechten Hand die übrig gebliebenen Schamhaare verdeckt, erzählt uns der liebe ‚Redakteur‘, dass die gute Frau mit 4 ihre erste Ballettstunde hatte. Respekt, Madame, aber die Pose kann ich auch. Und dafür musste ich nicht schon mit 4 an die Stange (hoho, Schenkelklopfer sind ansteckend).

Während sich die Herren der Schöpfung sicherlich sehr lange auf den folgenden Seiten aufhalten, blättere ich flugs weiter und lande im Technikmagazin. Und weil Männer wohl für jedes Klischee zu haben sind, begrüßen mich dort auch schon drei 1A-Bohrmaschinen. Acht Top-Geräte im Vergleich interessiert mich leider gar nicht, aber weiter.

Die 100 besten Internetadressen im Technikmagazin? Kann man machen, aber hey, sollte da nicht mal was Anderes, was Besonderes dabei sein? Wikipedia.org zu empfehlen, ist wirklich wahnsinnig originell, genau wie sport1.de und itunes.de. Noch ein ‚puh‘, ich blättere weiter. Ein Interview mit einem Ex-GEZ-Fahnder, naja, und schon lande ich im Sport-Magazin. Wie in anderen Zeitungen überblättere ich die ’55 Geheimnisse der Formel 1′, das Interview mit diesem Boxer, der letztens bei seinem Comeback-Versuch kläglich scheiterte und schon blicke ich wieder auf wohlgeformte Brüste, die der braunhaarigen Eva gehören. Die Gute mag Kuscheltiere. Und nein, wer wie ich hier wieder einmal einen Kalauer erwartet, wird bitter enttäuscht: Mit einem Bären zeigt sich die Süße leider nicht.

Dann noch ein bisschen Style, ein paar schnuckelige Männer präsentieren hippe Klamotten, die Überschrift „Haarausfall lässt sich stoppen“ beruhigt wahrscheinlich viele. Schon sind wir bei Wissen, wobei mein Herz nicht höher schlägt, als ich mir den Eurofighter (ausklappbare Seiten) anschaue.

Oh, ein paar Seiten später dann noch einmal ein bisschen pseudo-investigativer Kram: Sind die Freimaurer und Co. die geheimen Herrscher der Welt? Ja, das sind die Geheimnisse, die man schon immer mal aufdecken will. Leider werden sie aber nich aufgedeckt, die Antwort des Autors lautet schlicht: Könnte sein.

Zum Ausstieg dann nochmal ein Nackedei, dass – damit es wahrscheinlich nicht langweilig wird – diesmal ihre Identität nicht Preis gibt. Nicht nur, dass das Model keinen Namen hat, auch ihre Augen bleiben dem Leser verborgen.

‚Holt es sich eigentlich leichter einen runter, wenn man die Augen sieht?‘, frage ich mich, während ich die Fotos betrachte. ‚Muss ich wohl mal die Leser fragen‘, denke ich und bin nun gespannt, wer von den Herren unter euch wirklich bis hierhin gelesen hat.

FILM: Sophie Scholl – Die letzten Tage

Das war nun mein dritter dieser derzeit so angesagten Nazi-Filme. Erst habe ich ‚Untergang‘, dann ‚Napola‘ gesehen. Nun also ‚Sophie Scholl‘. Vergleichen mus man diesen Film sicherlich mit ersteren. Schließlich geht es in beiden Filmen um die Darstellung von wirklich Ereignetem, Napola war zu fiktional.

So begleitet die Kamera die Sophie Scholl auf ihrem Weg in den Tod. Gemeinsam mit ihrem Bruder Hans und ein paar Freunden druckt sie Flugblätter der ‚Weißen Rose‘. Gemeinsam mit ihrem Bruder wird sie bei der Verteilung der Blätter in der Münchner Universität erwischt. Nur vier Tage später wird sie gemeinsam mit Hans und Christoph Probst mit der Guilloutine hingerichtet.

Der Film handelt also von den letzten vier Tagen der Sophie Scholl. Er zeigt die Aktion in der Uni, die mit lauter Musik unterlegt zu einer Hetzjagd a la Hollywood wird. Er zeigt, wie die beiden abgeführt werden, wie sie die Treppen hinauf- und hinuntergebracht werden, mit eben dieser Musik, als ob es nichts besseres zu zeigen gibt. Der Film inszeniert das groteske Verhör durch Robert Mohr, bei dem Julia Jentsch eine gewiefte und sprachbegabte Sophie Scholl gibt, die Sympathie erweckt. Doch das Gespräch endet im Schlagabtausch, man möchte lachen, doch in dem Kinosaal herrscht diese Schwere, historischer Stoff, da lacht man nicht.

Trotz einer wirklich gut spielenden Julia Jentsch gelingt es ihr oder dem Film nicht, Mitgefühl zu erzeugen. Das hektische Abspulen der Handlung, der sehnsuchtsvolle Blick aus dem Gefängnisfenster, all das wirkt zu unwirklich, als das man wirklich mitgehen kann. Zu sehr nervt der immer gleiche Blick von Gerald Alexander Held, der den Robert Mohr verkörpert, zu sehr steht die Musik im Vordergrund, die immer wieder den Gang durch die Gänge begleitet.

Und trotz alledem schafft es ‚Sophie Scholl‘ mich doch noch zu einer Gefühlsregung zu bringen. Auch wenn diese vorhersehbar ist, perfekt inszeniert und so, verdrücke ich ein paar Tränen, als Mama und Papa Scholl sich von ihren Kindern mit den Worten ‚Ich bin stolz auf euch‘ verabschieden. Beinahe peinlich ist mir der Gefühlsausbruch dann aber, als Hans, Christoph und Sophie sich dann zum Abschied noch einmal umarmen. Wie vor einem Fußballspiel, der Blick zum Boden gerichtet. Nur das Motivations-Gebrülle fehlte.

Tja, ein Fazit muss her. ‚Sophie Scholl‘ war besser als Napola, vergleichbar mit ‚Der Untergang‘ und lässt bei mir eigentlich nur ein Fazit zu: Nu is aber mal genug, mit diesen Vergangenheitsaufarbeitungsfilmen aus der Nazi-Zeit. Denkt euch mal wieder was anderes aus.

Link für die Nacht: