Verheult vorm Fernseher

Es war einmal ein Problem. Ein großes Problem. Doch dann wurde der Videorekorder erfunden. Und der DVD-Player. Und das Internet, über das man Menschen kennenlernen konnte, die gerne Probleme lösen.
Lange Rede, kurzer Sinn: Heute abend ist es soweit. Auch wenn Pro Sieben das Ende von ‚Sex and the City‘ erst nächste Woche verkünden wird, werde ich es heute abend schon erleben. Wahrscheinlich schluchzend (der blöde spiegel hat das ende ja auch schon verraten). Und nein, ICH verrate nichts. Wartet ihr nur schön bis nächste Woche. Ts.
PS: Schön war’s. Richtig schön.

Fetzen

„Eine Bockwurst bitte.“ Fett spritzt aus der Wurst heraus oder Wasser. Immer wenn ich an Bockwurst denke, kommt mir dieses Spritzen in den Sinn. Diese prall gefüllte Pelle, aus der es herausspritzt, sobald man seine Gabel in die Haut stößt. Prall gefüllt ist auch der Mann, der besagte Geschmacksverirrung orderte. Stolz trägt der Glatzkopf mit der großen Brille seinen Bauch vor sich her. „Mmh, die sieht aber lecker aus“. Lecker. Ts. Und dann auch noch in Bezug auf Bockwurst.

„Vorsicht, das Brötchen ist ganz frisch“, die Dame hinter der Theke reicht im den Teller hinüber. Die Wurst liegt in einem großen Klacks gelbem Senf, nicht der ‚gute’ aus Bautzen, aber schön gelb ist er. „Hier, iss“, schiebt er den Teller zu seiner Frau hinüber. Die dunklen Augen ins unbestimmte gerichtet, ein wenig einfältig schaut sie umher, die dicken Finger greifen unbeholfen nach der Wurst.

Das Mädchen hinter der Theke ist nun vor der Theke. Mit ihrem gräulich schimmernden Lappen wischt sie über den Tisch. Das frische Brötchen hat gekrümelt. Kaum ist sie fertig und wieder an dem gewohnten Platz, kommt er in den Bahnhofskiosk. Die Jeans sitzt zu tief, der Pulli meliert unter der Jacke hervorschimmernd setzt er sich mit seinem Vater an den Tisch. Der knallblaue Jutebeutel baumelt an seinem Handgelenk, auch als er die Karte studiert. 1 Euro der Kaffee, ein großer für 1,80 Euro. Der große Kakao kostet ebensoviel – Preise sind das hier. Er bestellt einen Kakao, während sein Vater beinahe wortlos zum Kaffee greift. Der Reisverschluss knarrt beim Öffnen. Endlich sitzen sie. Der Sohn erzählt von Zügen, den letzten bezeichnet er als Lumpensammler. „Lumpensammler“, wiederholt der Vater und lächelt. Lumpensammler.

Wie lange sie schon an dem anderen Tisch saß, ist nicht auszumachen. Ein paar Züge hat sie allerdings schon genommen, aus ihrem Glas. Das Haar streng zu einem Dutt zusammengesteckt wühlt sie in der Tasche. Eine graue Strähne fällt ihr ins Gesicht. Sie hat gefunden, was sie suchte, blickt kurz um sich. Als sie sich unbeobachtet fühlt, gießt sie den restlichen Weinbrand aus dem Flachmann mit in ihr Schwarzbier.

Ich sitze im Zug. Endlich. Das Warten in der feuchten Kälte, um mich herum die lärmenden Fußballfans, die den Sieg oder Fast-Sieg oder die Niederlage besingen. Sie sind laut. Die umstehenden Reisenden werfen sich verstohlene Blicke zu, muss das sein? Finden die anderen es ähnlich nervend? Sitzen, die Wärme kriecht langsam wieder in meine Knochen. Endlich sitzen, endlich Ruhe. Von Ferne kommen noch vereinzelte Rufe der reisenden Anhänger. Und dann höre ich es. Dieses kreischende, irre Lachen hinter mir.

Nein, nicht schon wieder.

Praktisch

Freitage in der Adventszeit sind was feines. Besonders, wenn man einen Adventskalender sein Eigen nennt, der den Schreibtisch im Büro schmückt. Denn die Frage, ob man sich die Schokolade für den Samstag und Sonntag bis zum Montag aufhebt, ist im nachmittäglichen Tief schnell beantwortet: Nö. Also, ran an die Türchen.
(und wer jetzt mit blöden kalorientabellen und dicker werdenden bäuchen argumentieren will, der sollte das hier lesen. garantiert wahr. bin ich mir sicher.)

Freizeitstress

Ja, ab und zu überkommt sie mich immer noch. Wenn die Gedanken abschweifen. Nicht am Rhein verharren, sondern weiterfliegen, bis sie sich an der Spree festkrallen. Dann sind sie in Berlin angekommen. In solchen Momenten überkommt sie mich dann, diese Wehmut. Dann fasse ich wieder einmal den Vorsatz, dass ich, irgendwann, und diese Zeit wird kommen, da bin ich mir ganz sicher, wieder nach Berlin ziehen werde (jobangebote kann ich wohl so ab april 2006 annehmen, anfragen gerne per mail). Doch bevor das geschieht, werde ich mich noch in diesem Jahr in die Stadt meines Herzens (hach, was klingt das gut) begeben. Und seid der Termin feststeht (für alle die, die es noch nicht mitbekommen haben 18./19.12.), geht der Stress auch schon los. ‚Wann biste denn mal wieder in Berlin?‘ tönt es aus dem Telefonhörer. Lügen will ich nicht, zu sehr würde ich mich freuen, jeden einzelnen zu sehen. Aber ein Wochenende ist kurz, da werden aus Wiedersehen Termine. Termine, die abgearbeitet, eingehalten werden müssen. Und dann diese Nebenbedingungen (oh, welch gekonnt platzierter hinweis auf die den lebensunterhalt sichernde tätigkeit), zeichnet sich mein Bekannten- und Freundeskreis doch gerade dadurch aus, dass er aus vielen sehr unterschiedlichen Charakteren besteht. Und die kann man nicht einfach so in einen Topf werfen. So habe ich jetzt noch ein paar Tage Zeit, das Wollknäuel zu entwirren. Mal sehen, ob mir das gelingt.

Berlin, ich komme.

(ich freu mich, ich freu mich)

Sprachlos

‚Mutter, ich muss aufhören, Sex and the City fängt gleich an.‘ – ‚Das gibt’s doch auch als Buch.‘

FILM: The Incredibles

Erst dachte ich, dass es ein Fehler war. 12,50 Pfund (Pfund!) für ein Kinoticket ausgeben. Kann ich wirklich so viel Geld für einen Animationsfilm auszugeben? Ohne echte Menschen? Ja, ich kann. Und weil den Pixar-Studios hier wieder einmal ein Meisterwerk gelungen ist, bereue ich keinen müden Penny.

Papa Bob war einmal ein Held, der in New York Bösewichte bekämpfte. Doch es kommt anders: Gerichtsstreitigkeiten, undankbare Bürger und eine gnadenlose Presse sorgen dafür, dass Superhelden nicht mehr gefragt sind. So wenig, dass Bob, seine Ehefrau Helen oder auch Elastigirl (gesprochen von Holly Hunter) und der wunderbare Frozone (Samuel L. Jackson!) ihren Job an den Nagel hängen müssen. Bob arbeitet als Versicherungsvertreter und wird immer dicker. Helen bringt Kinder zur Welt. Nachkommen, die ebenfalls mit Superkräften ausgestattet sind und die ihren Arbeitsalltag füllen. Da ist Tochter Violetta, arg selbstzweifelnd, die die Gabe besitzt, sich unsichtbar zu machen. Flash, ein aufgeweckter Junge, dem es nicht erlaubt ist, Sport zu treiben, weil er seine Kräfte nicht unter Kontrolle halten kann. Und da ist Baby Jack-Jack.

Doch besonders Bob ist unzufrieden. Er will sich nicht mit seinem Schicksal als ausrangierter Held abfinden. Deshalb freut er sich, als er irgendwann das unmoralische Angebot bekommt, auf einer einsamen Insel endlich wieder seine Muskeln spielen zu lassen.

Und nein, mehr erzähle ich nicht. Denn ich will nicht zuviel verraten. Nur soviel. Der ganze Plot ist extrem spannend erzählt. Die Figuren sind wundervolle, kleine Charaktere. Alles nicht ganz so süß wie bei Finding Nemo. Aber das würde auch nicht passen. Und auch wenn es natürlich ein Happy End gibt: Reingehen, mitfiebern, freuen und mit strahlenden Augen aus dem Kino gehen. So muss das sein. Egal, wie alt man ist.

Dinge, die man an einem Wochenende in London lernen kann

– Eine verschworene Gemeinschaft versucht mit allen Mitteln, Leute zu den Billigfliegern zu treiben: Die Lufthansa (1 Stunde Wartezeit am Check-In-Schalter), die Londoner Verkehrsbetriebe (Tube nach Heathrow vollkommen überfüllt und extrem nervig/ Heathrow Express dafür 13 Pfund für 15 Minuten Fahrt) und der Airport Heathrow (200-Meter-Schlange vor dem Sicherheits-Check).

– Sammeltaxis sind zwar ne feine Sache. Billiger ist es. Schneller aber nicht.

Schicke Hotels haben nicht unbedingt schickes Essen.

– In anderen schicken Hotels kann man extrem gut schlafen. Und frühstücken.

– Die englische Glamour ist viel dicker. Und man bekommt derzeit ein hässliches pinkfarbenes Täschchen als Give-away dazu.

– Es gibt ein neues Buch über Adrian Mole.

– Es gibt noch Menschen, die ich für indisches Essen begeistern kann.

– Ein Bummel durch Camden lohnt sich immer.

– Kleine Kinder aus englischem Hause verkleiden sich gerne mal als Ali G. und grüßen die Passanten mit ‘respect!’.

– Kinderbücher von Roald Dahl sind toll.

– Ich hasse Menschenmengen. Besonders die am Piccadilly Circus und in der Oxford Street an einem Advents-Samstag.

– Der Veggieburger von Burgerking war früher besser. Jetzt ist er eklig.

– Der Cheese-and-Chive-Dip von Safeway ist immer noch genauso lecker wie früher.

– Es gibt noch Menschen, die ich für Salt&Vinegar-Chips begeistern kann.

– Engländer haben einfach den besseren Musikgeschmack.

– CDs sind in England immer noch viel zu teuer.

– Der neue Film aus dem Hause Pixar ist verdammt gut.

– Süße Softdrinks sind extrem überbewertet.

– Schokoriegel sind mir egal.

– Der Samstags-‚Guardian‘ ist toll.

– Betrunkene Londoner Mitzwanziger steigen gern mal in die U-Bahn ein, um mit voller Inbrunst “do they know it’s christmas” zu singen. Laut. Nervend.

– Versuche nicht, dein Gepäck an einem Londoner Bahnhof unterzubringen. 5,50 Pfund pro Gepäckstück. 30 Minuten anstehen, bis man es los ist. 30 Minuten anstehen, bis man es wieder hat.

– Ich halte es auch mal bis 1 Uhr ohne Frühstück aus.

– Es ist vorbildlich, dass sich die Engländer so viele Museen leisten, deren Eintritt kostenlos ist.

– Das Tate Modern ist absolut sehenswert.

– Englische Sonntagsblätter sind großartig.

– Ich liebe London.

– Ich liebe aber auch Birmingham.

Was er gelernt hat.

Dialoge am Abend

Er: Hier steht: ‚8/10 women are uncomfortable looking at themselves naked in the mirror.‘ 80 Prozent!
Sie: Ich mag derzeit auch so einige Körperteile nicht angucken. Meinen Bauch, meinen Hintern.
Er: Wieso? Dein Hintern ist doch toll.
Sie: Nee, aber was besprech ich das hier mit dir.
Er: Hier steht auch: ‚86% of women discuss intimate body issues wih a close friend or their partner.‘ Ich hab auf alles ne Antwort.

Alexander Gorkow verreißt die neue Scheibe von U2:
‚Nicht alles war nach heutigem Ermessen so schlecht, wie es damals klang und vor allem aussah. U2 hingegen sind 2004 so schlecht, wie sie immer schon waren.‘

Listen:

London ruft. Laut. Sehr laut. Na, was soll’s: Ich muss dann mal los.