Schmerz

Ich will nicht jammern. Wirklich nicht. Und weil jetzt sowieso jeder ahnt, dass nun ein großes ‚Aber‘ folgen muss: Es tut immer noch so weh. Mal mehr, mal weniger, es ist nicht schön, morgens vom Radiogedudel geweckt zu werden und als erstes zu fühlen, dass da immer noch was weh tut.

Ja. Und ich kenne auch die Antwort: Weiter kühlen, Kamillentee saufen und ab und zu eine neue Tablette einwerfen. Und auch jetzt sollte eigentlich dieses Wort mit den vier Buchstaben folgen: Ich will nicht mehr!

Will mir endlich wieder keine Gedanken darüber machen, dass das nächste ‚Coolpäck‘ kalt genug ist, um an die Backe gehalten zu werden. Will endlich wieder einmal kräftig zubeißen. In einen Apfel oder so. Und den Mund mal wieder richtig voll nehmen. Nicht nur verbal, versteht sich.

FILM: Memento

Manchmal verwundert sie mich doch. Wochenendberichte unter Freundinnen müssen einfach sein. Detailliert wird über wichtige Programmpunkte am Wochenende gesprochen. Was hast du dir beim Shoppen gekauft, was hat der Verkäufer dazu gesagt, warum stand der Liebste draußen vor dem Geschäft und rauchte lieber, anstatt dich beim Anprobieren in der Kabine zu betatschen? Alle, wirklich alle Fragen müssen diskutiert werden. Und so berichtete ich ihr auch, dass ich an diesem Zähne-raus-aua-aua-Wochenende diesen Film geschaut habe.

Nein, wer jetzt glaubt, dass man sich jetzt über die Handlung austauscht, das originelle Drehbuch lobt oder die perfekt aufeinander abgestimmten, unterschiedlichen Handlungsstränge diskutiert, irrt. Mit nur einem Satz kommentierte sie den äußerst ansehnlichen Hauptdarsteller dieses wunderbaren Films: „Bei dem geht mir wirklich einer ab“. Herzlichen Dank, abtreten. Und ganz wichtig: Anschauen.

FILM: 23

Ja, ich habe es an diesem Zähne-raus-aua-aua-Wochenende auch geschafft, Filme zu sehen, bei denen Ton und Bild nicht auseinander liefen. Denn glücklicherweise laufen ja manchmal auch Filme im TV, die man sich durchaus anschauen kann. So geschehen am Freitag. Auf Vox lief 23 und ich schaute hin.

Schaute hin. Und bereute diesen Film nicht schon viel früher gesehen zu haben. Auch weil er nicht schlecht gemacht, spannend erzählt ist. Wirklich bereut habe ich es aber aus einem ganz anderen Grund: Ich habe vor einiger Zeit diesen Koelbl-Film über unseren Popliteraten Stuckrad-Barre gesehen. Und ganz ehrlich, es fällt mir furchtbar schwer, August Diehl in der Rolle des Karl Kochs seinen Kokain-Konsum abzunehmen. Magst ja ein guter Nachwuchsschauspieler sein, aber das üben wir nochmal.

FILM: Laurel Canyon

Die erste Hälfte war ganz ansehnlich. Bis dann irgendwann Ton und Bild auseinanderliefen.

Blond gesträhnt, feschen Kurzhaarschnitt mit Mann und Kind kam sie daher. Trug unter ihrer leicht durchsichtigen weißen Bluse ein hübsches weißes Top, so eins, was die Leichtathletik-Frauen derzeit bei Olympia tragen. ‚Purhörerin‘ beschimpfte er sie. Verblüfftes, zustimmendes Nicken. Nie passte ein Schimpfwort besser.

Blaues Auge

Donnerstag gab es nur Schmerzen. Freitag dann Schmerzen mit dem Anschwellen der rechten Wange. Hamsterbacken. Heute bemerkte ich dann bereits beim Aufwachen eine neue Veränderung. Nicht nur, dass die Wange noch dicker geworden ist, nein, auch mein rechtes Auge fühlte sich seltsam matschig an. Beim Blick in den Spiegel war dann klar: Es muss einen nächtlichen Boxkampf gegeben haben. Ein blau unterlaufenes Auge, dazu das Dröhnen des Kopfes. Der letzte Schlag, der saß.

Update

Pausbäckig.

Wie es mir geht, wollte sie wissen und ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen. ‚Großartig. Ich freu mich riesig, dass Sie da jetzt in meinem Mund rumwühlen wollen‘, nahm Platz und wartete auf mein Schicksal. Auf ans Werk. Schon war ich mit einem grünen Tuch bedeckt, die grelle Lampe auf mich gerichtet und der Bohrer gezückt. Nichts hätte ich mir in dem Moment lieber gewünscht, als furchtbar laute Musik auf den Ohren, so dass ich dieses bohrende Geräusch nicht hören muss.
Jetzt warte ich auf das Nachlassen der Spritze, die ganz hervorragende Arbeit geleistet hat, so dass ich mich gleich mit Schmerztabletten betäuben kann. Um dann darüber nachzudenken, ob in ihrer Stimme nicht doch eine Prise Zynismus versteckt war, als sie mich mit den Worten ‚Gute Besserung‘ verabschiedete. Denn sie allein ist doch Schuld daran.

Angst

„Hast du eigentlich Angst?“ Ich weiß nicht, wie oft mir gestern eben diese Frage gestellt wurde. „Ja“, wollte ich antworten, „jetzt schon. Danke der Nachfrage.“ Schön auch, wenn aus dem Gegenüber dann gleich die eigene Zahnziehgeschichte sprudelte. Kurz gefolgt von besonders schönen Kommentare wie „Wie, nur örtliche Betäubung?“

Nein. Die rechten Weisheitszähne gehen heute. Nachmittags. Und ja. Mittlerweile macht sich Aufregung breit. Gemischt mit ein wenig Angst. Jetzt habt ihr mich soweit.

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