Mittwochs

Ein Schaffner, der sich als Kombi-Fetischist bezeichnet.
Eine Fahrgästin, die in ihr Handy küsst.
Ein Sitznachbar, der auf die Frage, ob er mal kurz auf meine Sachen schauen kann, weil ich kurz die Toilette aufsuchen möchte, antwortet, dass er jetzt nicht zur Toilette gehen will.
Ein Anrufbeantworter, der die Nachrichten der letzten Wochen vergessen hat (Scheiß Stromausfall. Scheiß leere Batterie.)

Zeitschriften im Test: Amica (2)

Ja, das ist nun schon das zweite Mal, dass ich mich mit Amica beschäftige. Gab ja einen Besitzer- und Chefredaktionswechsel, da tut sich ja meistens was. Und wie ich bereits im April geahnt hatte, kann man Amica demnächst getrost am Kiosk liegen lassen. Denn das Heft ist nicht nur teurer (30 Cent), sondern auch kühler und langweiliger geworden. Oder wie es die Chefredaktion im Editorial beschreibt: „Amica wird künftig noch mehr als bisher über Mode und Beauty berichten (…). Aber was Spontaneität, Spaß und Respektlosigkeit angeht, bleibt alles beim Alten. Soso, wie spontan ist es bitteschön, mehr über Mode und Beauty zu berichten? Wie spaßig ein Interview mit Alt-Göre Inga Humpe? Oder wie respektlos eine Geschichte über die Lieblingsplätze der „richtigen“ Leute?

Aber der Reihe nach. Das Heft beginnt mit der Rubrik „Amica loves“, das hat es früher auch getan, allerdings habe ich mich bei den kurzen Texten selten so gelangweilt. Ein Artikel über Roisin Murphy mit der Überschrift „Murphys Gesetz“ zu bestücken, ist meiner Meinung nach einfach indiskutabel. Dann folgen 55 Seiten Mode. Der Laufsteg-Teil erinnert stark an „Elle“, auch wenn die das trotzdem besser machen und wenn ich sowas sehen will, dann kaufe ich mir halt das Original. Dann Beauty mit einer Sonnencreme-Geschichte (spaßig?), bunten Schminkbildern (respektlos?) und den neuen Frisurentrend à la Brigitte Bardot (spontan?)

Es folgen noch ein paar respektlose Geschichten über einen Extremsurfer (gähn), ein Spa-Resort (puh), ein Horoskop (Venus lenkt einen gut trainierten Freizeitsportler in meine Richtung, Glückssex 24./25. Juni, was auch immer das ist) und ein Hinweis auf die Amicard, mit der man hammermäßig sparen kann, darf auch nicht fehlen.

Tschüss Amica, sag ich nur und bin raus. Na, vielleicht lese ich dich im nächsten Monat noch ein letztes Mal. Das aber nur wegen der Kolumne auf der letzten Seite, die sich dann ebenfalls verabschiedet (oder?).

Link des Tages

Muss ich mir merken: Das wirklich wahre Forum

via Monoton.org

Ich hätte nicht gedacht, dass man diese Füßlinge (für die Unwissenden: Das sind diese Söckchen, die man in Turnschuhen anzieht und nicht sieht) so falsch verstehen kann. Gerade gesehen: Eine Frau, die sie in Sandalen trug.

Tagebuch einer Volontärin (8)

Lokalzeitung ist ja so, dass auch viele Leser anrufen und reden wollen. Manche allerdings nutzen den Anruf bei der Zeitung dazu, um ihre politische Meinung loszuwerden. Und irgendwann erkennt man schon an der Stimme, dass da wieder einmal nichts ordentliches rüberkommen kann.

Mit der heutigen Leserin hatte ich schon mehrfach gesprochen. Beim letzten Mal regte sie sich über eine missverständliche Formulierung auf: Der Dom ein romanisches Gebäude, das wisse doch mittlerweile jedes Kind, dass das ein gotischer Dom sei.

Heute dann also wieder die alte Dame, die sich beim Reden immer derart in Rage redet, dass man Angst bekommt, die gute Frau könnte das Zeitliche segnen. Vorsorglich schreibe ich immer schon die Telefonnummer vom Display ab, falls etwas passiert. Thema heute: Eigentlich die Urlaubstage-Diskussion. Diese nahm die gute Frau aber zum Anlass, ein bisschen über die SPD zu schimpfen. “So lange die SPD regiert, geht es Deutschland schlecht.“ – „Die haben das Land doch so runtergewirtschaft!“ Krönung des Monologs: “Es hätte die NSD** nicht gegeben, wenn die SPD nicht gewesen wäre.“

Noch Fragen?

Eine Runde Mitleid hätt ich gern

Ich habe meine Digitalkamera kaputt gemacht. Mit einer Flasche Wasser, die nicht korrekt verschlossen war. Ein neues Display würde 130 Euro kosten. Bei 199 Euro Anschaffungskosten. Dass ich sie nicht reparieren lasse, ist wohl klar. Ich könnte heulen.

Unfassbar.

Gestern lief also bei Sat.1 „Nackt“. Ein Film aus 2002. Und was macht BILD? Hebt das Thema auf Seite 1, Co-Aufmacher! Zeigt uns auf Bildern, wie nackt „Nackt“ war und druckt ein paar Interview-Schnipsel von Alexandra Maria Lara von 2002. Scheint wirklich nicht viel passiert zu sein, gestern.

Und als besonderen Service gibt’s bei Bild.de dann auch noch den Link „Mehr zum Thema: Erotik im Pay-TV“. Wusste gar nicht, dass Sat.1 jetzt schon ein Pay-TV-Kanal ist.

Franziskript on tour.

Ja, es war ein guter Abend. Mit Tomte, Richard Ashcroft und Coldplay. Mit viel Sonne und jeder Menge Spaß. Und einer Überraschung des Abends: Richard Ashcroft, den ich schon einmal in der Columbiahalle in Berlin gesehen hatte und der mir sehr farblos in Erinnerung geblieben war. Hier stand er nach den grandiosen Tomte zunächst völlig allein auf der Bühne, später dann nur durch einen Keyboarder begleitet. Reichte völlig. Denn dieser Mann hatte eine Präsenz, die wirklich unfassbar war. Ganz besonders mochte ich die beiden elektronischeren Songs und natürlich die Verve-Klassiker, die bei mir immer noch funktionieren. Über Richard Ashcrofts Auftritt hatte sich aber ganz besonders Thees Ullmann von Tomte gefreut, der mit seinen Bandkollegen nicht von der Bühne wich und fleißig wippte und knipste.

Coldplay starteten den Abend dann mit „Square One“, dem ersten Titel der neuen Platte. Darauf folgten hymnische Neuheiten und viele Klassiker. Mein persönlicher Höhepunkt des Auftritts waren allerdings die Zugaben. „What if“, „In my place“, was live einfach so tausendfach besser ist als aus dem Studio. Chris Martin gewohnt agil und jeden Cent wert.

What’s next?

(Fotos folgen.)

Berlin (2)

(Achtung, dieser Text beginnt mit einem fürchterlichen Satz. Schreckliche Floskel, aber ich konnte einfach nicht anders.)
Hier Ankommen ist auch nicht mehr was es mal war. (Und überstanden?) Plötzlich angewidert am Bahnhof Zoo stehen. So viele schlimme Menschen, überall ausgetretene Zigarettenreste, ungewohnte Dreckigkeit. War das wirklich schon immer so?
*
Einfahrt in den U-Bahnhof. Den von früher. Nach rechts über die Straße. Man muss schnell laufen, sonst reicht die Ampelphase nicht. Der alte Imbiss von Christine sieht so ungewohnt aus. Hat er es also doch noch aus den 80ern geschafft. Weiter an der Tankstelle vorbei, die seltsame Disko. Links der Schuster, er lehnt auf seiner Theke, so wie er immer dort stand. Das Haar trägt er kürzer. Weiter zum Einkaufsding. Der Kaffeeladen, der mittlerweile auch von den Alten angenommen wird. Das Fitness-Studio, in dem Harald Glöökler und meine Friseurin sporteln. Die Blumen blühen, das Wasser des Springbrunnen glitzert in der Sonne. Schön war es hier. Damals.

The best way to start a saturday

Sie hatte schon die ganze Zeit so komisch geschaut. Ja, glasige Augen, aber es war ja auch noch früh. Grau melierte Haare, fein zurecht gelegt, leicht geschminkte Augen, Rouge auf den Wangen, gut schaute sie aus. Ihre schwarze Handtasche groß genug für Portemonnaie, einen Einkaufsbeutel, Parfüm und ein paar Fotos der Lieben. Deshalb überraschte es mich wirklich, als sie wenig später einen in eine Plastikmülltüte gehüllten Flachmann aus der Tasche zog. Zweimal ansetzen, wegpacken, aussteigen. So beginnt ein guter Tag.