FILM: Hautnah

Wie ihr wisst, verfolge ich bei der Auswahl von Filmen seltsame Prinzipien. Niemals Brad Pitt, bloß kein Tom Cruise und nach ‚Pretty Woman‘ bin ich auch in keinen Film mit Julia Roberts mehr gegangen. Aber was wäre das Leben mit Prinzipien, wenn man sie nicht ab und an brechen würde. So habe ich natürlich ‚Seven‘ gesehen und eben auch ‚Hautnah‘. Ich bereue übrigens nichts.

Julia Roberts spielt die Fotografin Anna, die den Auftrag hat, den Journalisten und Buchautoren Dan (Jude Law) zu fotografieren. Der, eigentlich glücklich liiert mit Alice (Natalie Portman), ist fasziniert von ihrer Ausstrahlung. Die beiden küssen sich und wenn man einmal etwas gefunden hat, was man gerade nicht haben kann, dann bleibt die Faszination da, bis man sich geholt hat, was man wollte. So betrügt Dan seine Alice, und Anna betrügt ihren Larry (Clive Owen), den Dermatologen und Ehemann. Irgendwann gestehen Anna und Dan ihre Affären, es kommt zu den unausweichlichen Trennungen.
Dieser Film lebt nicht durch die Großartigkeit seiner Schauspieler – Jude Law, den ich langweilig fand –, sondern durch die wunderbaren Dialoge, die selbst in der deutschen Fassung gewitzt rüberkommen. Kein seichtes „Aber ich habe dich schon immer so geliebt“, sondern ehrlich daherkommende Aussagen. Und wer hat bei dem Satz „Ich habe sein Sperma geschluckt, es schmeckt wie deins nur süßer…“ kein Grinsen im Gesicht, allein wenn die bieder daherkommende Julia Roberts ihn sagen darf.

‚Hautnah‘ ist schnell, ist intelligent geschnitten und lässt mich vor allem mit der Gewissheit zurück, dass ein anderes meiner Prinzipien keines ist, von dem ich mich in den nächsten Jahren abwenden sollte: Fang bloß nicht ein zweites Mal etwas mit dem gleichen Typen an. Die Faszination ist weg, der Zauber, der die Liebe einst großartig machte, kommt nicht wieder. Kein zweites Mal.

Tagebuch einer Hamburg-Besucherin (4)

Auf zu den Landungsbrücken. Durch die Speicherstadt. Die Stimmung dort ist kalt. Vorbei an der Eisenbahnausstellung und dem Dungeon. Zurück über die Brücke, einfach weiterlaufen. Irgendwo werden wir schon herauskommen. Wo es zum Rathaus geht, werden wir gefragt, keine Ahnung, und nach fünf Minuten stehen wir selbst davor. Weiter zum Gänsemarkt. Ein frisch gepresster Orangensaft, weiter. Zurück zum Rathaus. Wie kommen wir nur zu diesem Italiener? „Kann ich ihnen helfen?“ – haben wir wirklich so fragend geschaut? Hamburger sind freundliche Menschen. Auf zur Reeperbahn, dort fährt der Spendenmove an uns vorbei und wir bereuen, hierher gefahren zu sein. Unerträgliche Musik schallt aus den Lautsprechern. Im Restaurant hört man glücklicherweise nichts von der ausgelassenen Stimmung, erst später kommen wir in den Genuss davon. YMCA, so viele fröhliche Gesichter, Wolfgang Petry und Co. Zurück ins Schanzenviertel, noch zwei Bier und dann ins Bett. Auch so kann man den Samstag verbringen.

Heißt es eigentlich
‚Was sich liebt, das neckt sich‘ oder ‚Was sich neckt, das liebt sich?‘
Ich plädiere ja für letzteres, lasse mich aber gerne belehren.

FILM: A Beautiful Mind

Ja, der Film ist mittlerweile ein paar Jahre alt, er kam damals in die Kinos, als ich gerade an der Uni Spieltheorie lernen musste. Das war lustig, weil uns der Professor empfahl, in den Film zu gehen. Ich bin dann aber wiederum gar nicht dazu gekommen. Ein bisschen hatte ich aber auch Angst davor. Ich muss nämlich zugeben, dass ich die Spieltheorie recht gerne mochte – sehr zum Leidwesen meines besten Freundes, der damit wenig anfangen konnte.
Egal, manchmal mag ich diese Filme, manchmal nicht. Und wenn man doch ein bisschen Ahnung von der Materie hat, dann kann so ein Film eigentlich nur verlieren. Zu viele Gefühle, zu viel Drumherum, da ging mir „Das weiße Rauschen“ besser mit der Schizophrenie um.
(warum schau ich in dieser woche eigentlich so viele filme über schizophrenie?)

Memo an mich

Nach einem wunderbaren Gespräch heute in einer Hamburger Kneipe muss ich in den nächsten Tagen unbedingt mal rausfinden, was Andrew Eldritch (ja, manche unter euch werden sich erinnern, der Kopf von Sisters of Mercy, der auch mal ne Zeit in Hamburg gelebt hat) jetzt macht. Lebt der noch hier? Bringen die eigentlich irgendwann mal wieder eine Platte raus? Na, wie gesagt, muss ich mal herausfinden.

FILM: Das weiße Rauschen

Gerade gesehen, auf DVD. Endlich verstehe ich, warum Daniel Brühl so überschätzt wird: Weil er sich in „Das weiße Rauschen“ selbst übertroffen hat. Hammer-Film. Ein Film, bei dem man unentwegt denkt, dass man jetzt wirklich wieder abschalten muss, weil man sonst selbst irre wird. Diese Stimmen, die so präsent sind, die Angst, man könnte selbst irgendwann einmal diese Krankheit bekommen (scheiße klingt das komisch, hat jemand ein besseres Verb zur Verfügung?).

Schaudern

Ich kann wirklich nichts dafür, aber jedes Mal, wenn ich einer Frau im Zug gegenübersitze, die irgendwann ihre Thermoskanne Pfefferminztee hervorholt und dann aus ihrer Tupperware-Dose ihre mit Käse belegten Brote auspackt, dann überkommt mich ein seltsames Schaudern und die große Hoffnung: Bitte, bitte, lieber Gott, auch wenn ich sonst nicht an dich glaube, aber bitte, lass mich nicht so werden!

FILM: Napola

Achtung, wird wieder mal der Schluss verraten.

Nachmittagsvorstellungen sind sehr entspannend. Man guckt einen Film, um einem herum 207 freie Plätze und wenn man das Kino wieder verlässt, ist es zwar dunkel, doch der Abend liegt noch vor einem. Der gemeinsame.

Friedrich Weimer ist ein ganz normaler Junge aus dem Berliner Wedding. Bei einem Boxkampf wird er von einem Lehrer einer nationalpolitischen Anstalt entdeckt, der ihm zu einem Aufnahmeverfahren einlädt. Er wird an der Eliteschule aufgenommen und trifft dort auf Albrecht Stein, dem Sohn des Gauleiters Stein, mit dem er sich sehr bald anfreundet. Die beiden können verschiedener nicht sein. Friedrich geht in seinem Sport auf, Albrecht hingegen ist feinfühlig, liebt das Schreiben und entspricht schon allein von der Statur nicht dem arischen Ideal. Auch aus diesem Grund missachtet sein Vater ihn. Stattdessen säubert er mit miesen Methoden seinen Gau von unwertem Leben. Der Konflikt zwischen Vater und Sohn eskaliert, als die Jungs in der Nacht ausrücken müssen und die Truppe unschuldige, unbewaffnete, russische Kinder ermordet.

Tja, was soll ich zu diesem Film sagen. Ich hatte gehofft, ein wenig mehr über diese Schulen zu erfahren. Ich weiß nicht, ob ich nun mehr weiß. Ein bisschen vielleicht, allerdings hätte ich mir auch einfach nur Evil noch einmal anschauen müssen und wäre genauso schlau. Klar, ohne diese ganze Jungenfreundschaft und dem hohen Konfliktpotenzial kann man wahrscheinlich niemanden ins Kino locken, aber ganz so flach muss es doch auch nicht sein, oder? Zudem kann ich mir nicht vorstellen, dass Friedrich im ‚wahren Leben‘ einfach nur von der Schule verwiesen worden wäre. Da hätte es doch sicherlich unkomfortablere Methoden gegeben.

Danksagung

Und dann kommt man nach Düsseldorf und zwischen all den Rechnungen lugt ein Amazon-Paket hervor. Von meiner Wunschliste. Mit Dank an Herrn Sebas.

Lesen: Der Kandidat

‚Wenn die Schulkameraden anschließend erzählen, Sie wollten schon mit 17 Ministerpräsident werden, wenn die Lehrer »jegliche soziale Fähigkeiten« bei Ihnen vermissen – dann sind Sie auf einem guten Weg.‘
Jan Heidtmann im SZ Magazin