Entdeckt

Sechs lange Jahre bin ich immer wieder durch Konservenabteilungen gelaufen, auf der Suche nach der roten Verpackung. Zwar gab es hier und dort schon einmal die grüne Variante, gefüllt mit „Baked Beans“. Ansonsten Fehlanzeige. Dann endlich der große Fund. Nein, nicht auf diesem Balkon. Sondern in einem stinknormalen, gut sortierten, deutschen Supermarkt. Erinnerungen werden wach. An labbriges Toast und eben diese Tomatensuppe. Mit der ich so gern meine Mittagspause im schönen Birmingham verbrachte.

Familienausflug

‚Ich hab 23 und du?‘ Ach, was waren diese Familienausflüge grausam. 500 Kilometer auf der Autobahn. Nie konnte ich lesen oder irgendwelche Spiele spielen, weil mir davon immer so schlecht wurde. Also beschäftigten mein Bruder und ich uns mit unserer Umwelt. Und erfanden das Spiel „Autos zählen“ auf den Rücksitzen. Jeder durfte sich eine Automarke aussuchen und dann wurde gezählt. Wer nach jeweils fünf Minuten mehr Autos von seiner Marke gezählt hatte, bekam einen Punkt. Derjenige, der zuerst wählen durfte, entschied sich meist für VW, der andere versuchte es mit Opel. Meist war der Kampf zwischen den beiden Automarken hart. Manchmal gewann der eine, manchmal der andere.

Am nächsten Samstag werden wir wahrscheinlich wieder eine solche Familientour machen. Vielleicht spielen wir dann wieder dieses lustige kleine Spielchen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es sich immer noch zwischen Opel und Volkswagen entscheiden wird. Wer fährt heute schon noch Opel.

Wer schenkt mir einen Tag?

24 Stunden nur für mich könnte ich gerade gut gebrauchen. Ich müsste da ein paar Dinge mit mir klären.

Mal wieder im Zug

Wenn man auf dem Bahnsteig steht, auf der Anzeigetafel liest, dass der eigene Zug 5 und der am Nebengleis 60 (!) Minuten Verspätung hat, dann weiß man: Das wird eine klassische Fahrt. Mit Bangen um den Anschlusszug, nervenden Zuggästen, Kaffeeverteiler, die man nicht versteht. Großartig.
Düsseldorf Hauptbahnhof, der Zug fährt ein. Die Fahrgäste stapeln sich auf den Gängen. Vor mir zwei pinkfarbene Mädchen, feingemacht mit Mützchen, klitzekleinen Handtäschchen, die haben wohl noch was vor, heute. Neben mir ein schmucker Werber mit langem Cordmantel, gut sitzenden Haaren, Laptop. Trägt man wohl heute so.

Köln Hauptbahnhof. Umsteigen, der Zug wartet auf dem gegenüberliegenden Gleis. Nur so können die Menschen aus den Gängen ihn noch erreichen und abermals die Gänge bevölkern. Hinzu kommt die Durchsage, dass heute ausnahmsweise einmal die Wagen in verkehrter Reihenfolge verkehren. Es täte leid, mir nicht, denn so bekomme ich noch einen Sitzplatz. An einem Tischplatz. Wirklich die unkomfortableste Möglichkeit, Bahn zu fahren, meiner Meinung nach. Zumindest nicht zu viert. Wer die mal erfunden hat?

Jedenfalls, Auftritt: die 23-jährige K., die erst vor kurzem bei ihrem 37-jährigen Freund ausgezogen ist, man hat sich getrennt, wahrscheinlich auch, weil sie zum Feiern und weggehen immer alleine unterwegs sein musste. Er ist halt alt geworden, in den letzten vier Jahren.

K. ist mit M. unterwegs, weil auch er in Köln seinen Anschluss verpasst hat. Keine 20 Jahre alt, Zivildienstleistender, der in Münster auf einem Lehrgang war und die quirlige K. ziemlich dufte findet. Daneben die unbekannte, erkältete Studentin, die die Lage sofort gecheckt hat und mit der ich mir nun immer wieder vielsagende Blicke zuwerfen kann. Ja, wir verstehen uns. Haben wir alles schon erlebt.
Jedenfalls tauschen die beiden allerlei Details aus. Sie, die aufgeweckte Studentin, die ständig auf Reisen ist (‚Hast du auch L’auberge Espagnole gesehen? Ich in Spanien mit meiner WG und wir haben unser Leben auf der Leinwand gesehen‘). Er, der Realschulabsolvent, der am liebsten zuhause ist (‚Mein letzter Film war ’30 über Nacht‘ – voll cool‘). Er, der lieber mit seinem Auto durch die Gegend fährt. Kurz vor Mannheim tauschten sie dann Handynummern. Sie: Ich schreib mal ‚M. Zug‘ in mein Handy, damit ich dich nicht verwechsle‘.

Endlich raus, schnell, damit ich den, na, ihr wisst schon. Rein in die Bahn, ebenfalls überfüllt, diesmal mit einer Horde Kinder (8-10) und überforderten Eltern, die den Eingang blockieren (‚wir müssen gleich wieder raus‘). Ja, vorbei darf man, auch wenn ich nicht weiß, ob es schlimmer ist, zwischen 8- bis 10-Jährigen zu stehen oder zwischen rumprollenden 14-Jährigen, die sich lustige Witzchen erzählen. Wenn sich die Stimme immer wieder überschlägt, unentschlossen, mal hoch, mal tief, je nach Erregungsgrad.

Aber was soll’s. Nicht klassisch war jedenfalls der Ausgang der Bahnfahrt. Ich war pünktlich. Auf die Minute.

Happy End.

Aufgeschnappt

Flammend Herz

So ist das nun einmal, wenn man in Düsseldorf wohnt. Da liest man, dass ein Film anläuft, von dem man schon einmal Anfang des Jahres gehört hatte. Ich wollte ihn mir anschauen, ja. Und dann sucht man im Netz, guckt nach Hinweisen, wo dieser Film denn laufen könnte und dann stellt man fest, dass man für derartige Aktivitäten einfach mal in der falschen Stadt wohnt. Nicht mal in Köln läuft er. Ach ja.

Neues vom Fotoroman

Ach ja, mal wieder ein Update, was die aktuelle Bravo-Foto-Love-Story angeht. Hab ja seit dem 28.9. nichts mehr darüber geschrieben. Wir haben ja mittlerweile gelernt, dass die jetzt immer eine Botschaft haben. Meist auch pädagogisch anspruchsvoll, so gegen Drogen, stehlen und blöde Charaktereigenschaften. Tja, und diesmal auch wieder. Nur lässt sich die wirklich in einem Satz beschreiben und richtet sich diesmal an die Damenwelt:

Sehnst du dich auch noch so sehr nach einem Mann/Jungen, dann lass dich bloß nie mit einem vom Kirmes ein. Der nutzt dich nämlich nur aus.

Ja, das war’s schon. Mehr gab die Story nicht her. Danke für die Aufmerksamkeit.

Verkriechen

Es dauert drei Tage, bis man wieder in der Lage ist, zu fühlen. Zumindest ging es mir so. Gestern abend kamen all diese Empfindungen hoch, zu denen ich bisher nicht in der Lage war. Ich konnte plötzlich niemanden mehr um mich herum ertragen, nicht einmal mich selbst, was den Abend schwierig machte.

Es könnte ruhig werden hier, in den nächsten Tagen. Zuviel ist hier in mir, zu viele Emotionen, mit denen ich erst einmal klar kommen muss. Ich vermisse ihn. Ich habe noch nicht verstanden, dass er wirklich für immer gegangen ist. Und ich habe damit zu kämpfen, mich auf diese vorgegebenen Rituale des Abschiednehmens einzulassen. Warum kann nicht jeder so Abschiednehmen, wie er es möchte?

Anteilnahme: Wie mach ich’s richtig?

Der Verlust eines lieb gewonnen Menschen ist schwer. Auch für das Umfeld. Denn jeder wird vor die große Frage gestellt, wie er dem anderen mitteilt, dass ihm der Tod Leid tut. Dabei stellt sich die Frage der korrekten Wortwahl. Das ist nicht wirklich einfach. Ein wahrer Emotionskiller: „Herzliches Beileid“. Jedes Mal, wenn ich diesen Spruch zu hören bekomme, schießen mir die gleichen Gedanken in den Kopf: Kann Beileid herzlich sein? Sollte Beileid herzlich sein? Zu sehr erinnert er an „Herzlichen Glückwunsch“, „Herzliche Grüße“, obwohl er doch eigentlich nur ausdrücken soll, dass die Anteilnahme vom Herzen kommt. Trotzdem mag ich die nüchterne Variante „Mein Beileid“ lieber. Sie ist sachlich, nicht aufdringlich und bringt genau das rüber, was man hören will: Ehrliches Bedauern ohne überflüssige Schnörkel.

Am besten finde ich dennoch andere Gefühlsbekundungen. Warum nicht ein „Tut mir leid“, „Ich denk an dich“ oder „Sei gedrückt“. Passt immer und kommt ebenfalls vom Herzen. Wenn der Tonfall stimmt.

‚Schickst du mir deine Feeds?‘ – ‚Nein, das ist doch viel zu intim.‘