FILM: Verlobung auf Umwegen

Ich darf gar nicht erzählen, dass ich eigentlich versucht hatte, „Shutter Island“ zu schauen, aber daran scheiterte, dass ich die Schwere dieses Films und seine Referenz zum dritten Reich ehrlicherweise im Flieger nicht ertragen habe. Dann also „Verlobung auf Umwegen“, herzlichen Glückwunsch, Frau Bluhm.

Mein Star über den Wolken: Amy Adams, die (wieder einmal) eine karriereorientierte Frau spielt, die ihre große Liebe gefunden zu haben scheint. Seit Jahren lebt sie mit ihrem Freund Jeremy zusammen, funktioniert alles ganz ok, wobei beide mehr mit sich und ihrem Beruf als mit ihrer Beziehung beschäftigt sind. Und wieder das schlimme Klischee: Amy träumt von einer Hochzeit, so sehr, dass sie irische Bräuche zitiert, um ihren Freund einfach selbst zu fragen. Wenn er nicht will, muss sie halt ran. Auf den ersten Blick natürlich total emanzipiert von ihr, doch jede Form von Emanzipation stirbt sofort, wenn man sieht, mit welcher Verbissenheit sie um ihre Hochzeit kämpft. In großstädtischer Großkotzigkeit versucht sie ihren Willen durchzusetzen, am Flughafenschalter, auf dem Dorf und dann erkauft sie sich einen irischen Rüpel, der eh gerade knapp bei Kasse ist und sie dann doch nach Dublin begleitet. Wenn man das Begleiten nennen kann, denn den beiden werden eigentlich alle nur erdenklichen Steine in den Weg gelegt. Autos gehen kaputt, Züge verpasst, andere Hochzeiten gesprengt, gekocht (Jaja!) und nebenbei noch das Herz verloren – an einen anderen Mann. Der ihr die Augen öffnet, was Jeremy angeht, ihr Leben, ihr Ziele. Und der sie dann trotzdem heiratet. Schade, eigentlich, nach so viel Läuterung.

Film: Bride Wars – Beste Feindinnen

Allein der Titel schon. Der Krieg der Bräute verspricht schlimme Hochzeitsgedöns. Und zur Abwechslung endlich mal wieder ein Film mit Anne Hathaway. Anne heißt hier Emma und kennt Liv (Kate Hudson) schon seit ihrer Kindheit. Damals haben sie schon Heiraten gespielt und seitdem den Wunsch, in einem der berühmtesten Hotels New Yorks zu heiraten. Die Anträge erfolgen zeitnah und dooferweise gibt es nur noch Termine, die an einem Tag liegen. Da keine später heiraten will, kommt es zum großen Hauen und Stechen. Die Freundschaft pausiert und beide geben sich ihren Gehässigkeiten hin.

Ich bin ehrlicherweise immer wieder geschockt, welches Frauenbild in diesen Filmen vermittelt wird. Für ihre Traumhochzeit gehen Frauen über Leichen. Und alle wollen in weiß heiraten, mit viel Tamtam, ganz klassisch und machen auf dem Weg dahin alle verrückt. Natürlich ist am Ende des Films alles wieder gut, auch wenn die eine Hochzeit komplett platzt, aber auch nur, weil sie noch nicht den richtigen gefunden hat, obwohl dieser immer in ihrer Nähe war.

Und eigentlich muss ich auch noch ein paar Worte zu Anne Hathaway loswerden: Da ich bisher nur zwei Filme mit ihr gesehen habe (diesen hier und „Valentinstag“), kann ich nicht wirklich über ihre schauspielerischen Fähigkeiten sagen, aber das, was ich in eben diesen gesehen habe, ließ mich ein bisschen erschrocken zurück. Aber wie sagen die Damen der Zunft in ihren Interviews immer so schön: Komödie ist schon die Kür, eine der schwierigsten Rollen und so. Lag bestimmt daran.

Film: When in Rome

Wow, ich habe gerade gelesen, dass die Hauptdarstellerin Kristen Bell 2006 zur sexiesten Vegetarierin der Welt gewählt worden ist. Hätte ich das gewusst, hätte ich diesen Film mit ganz anderen Augen geschaut. So fand ich Kristen Bell ganz süß als aufstrebende, karriereorientierte Blondine, die natürlich schon ein bisschen neidisch auf ihre kleine Schwester ist, die sich einfach mal so verliebt, verlobt und auch gleich heiratet. Ein bisschen albern wird es dann, weil sie vier Männer mit einem Fluch belegt, sie stibitzt nämlich die Münzen, die besagte Herren in den Liebesbrunnen geworfen haben. Die Herren verfallen ihr, legen ihr die Welt zu Füßen, was Kristen Bell ein bisschen überfordert. Auch weil sie sich dann doch auch verliebt hat. Das Hin und Her wird ganz humorvoll erzählt, am Ende kann sie alle Herren von ihrem Fluch befreien und ein Happy End gibt es auch.

Der Film ist von Disney, deshalb wohl besonders „verzaubert“, was ein bisschen albern rüberkommt. Wer im Flieger zwei Stunden rumkriegen will und keine Alternative hat, kann sich den Quatsch anschauen.

FILM: Valentinstag

Ich habe im Flugzeug eine Schwäche für Filme, in denen es mit Bedienung aller nur möglichen Klischees um die große Liebe geht. Also wie man sie glaubt, erst gefunden zu haben, sie findet und dann noch einmal kurz fast verliert vor dem Happy End. Dass ich mir also auf dem Flug nach Kalifornien als erstes „Valentinstag“ anschaue, ist irgendwie klar, oder?

Die Struktur des Films erinnert stark an „Love Actually“ – kleine Episoden, die parallel erzählt werden, die sogar alle ein bisschen miteinander zu tun haben. Und viele sehr bekannte Schauspieler machen mit: Web-Schnucki Ashton Kutcher, Jessica Biel, Jessica Alba (naja), Taylor Swift (Wie peinlich ist die bitte?), Anne Hathaway, Jennifer Garner, Shirley MacLaine, Jamie Foxx, Patrick Dempsey und auch Julia Roberts. Alle irgendwie glücklich zumindest beim ersten Blick, wirft man dann aber einen Blick hinter die Fassade und das macht der Film sehr geschickt, Schritt für Schritt, sieht es gar nicht so rosig aus. Ihr könnt euch vorstellen, dass am Ende des Films dann trotzdem alle glücklich sind. Ich übrigens auch. Weil Julia Roberts wirklich tausende Kilometer geflogen ist, nur um ihren kleinen Sohn in die Arme zu schließen. Schnief.

3. Staffel Fringe: Was kommt?

Nicht gucken, wenn ihr die letzte Folge noch nicht gesehen habt.

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(via)

Juni #1, Fliegend

Die Bilder auf dem Weg von San Francisco nach Dallas. Bei einigen habe ich nachträglich die Farbe bearbeitet (Automatik bei Corel). Call it Punk.

San Francisco - Dallas

San Francisco - Dallas

San Francisco - Dallas

San Francisco - Dallas

Und hinter das Geheimnis der runden Kornfelder in Texas bin ich leider noch nicht gekommen. Kann da jemand helfen?

San Francisco - Dallas

Die übrigen Fotos aus Kalifornien gibt es hier.

Mai #31, San Francisco

Letzter ganzer Tag in San Francisco und ich mache noch ein paar Dinge, zu denen ich bisher nicht gekommen bin.

Alcatraz

Erstens: Alcatraz. Das habe ich geplant, schon in Deutschland, weil mir Freunde geraten haben, dass die Tickets für die Fähre sehr begehrt sind. Um elf geht meine Fähre vom Pier 33. Und da sind so viele Menschen, die sich das auch vorgenommen haben. Auf der Insel wird es leider nicht besser. Preisgekrönt ist die Audio-Tour – und alle machen die natürlich auch. Das führt dazu, dass man zunächst ansteht, um Kopfhörer und Gerät zu bekommen und sich dann in Massen vor den Gefängniszellen, im Speisesaal oder auf dem Vorplatz herumtreibt. Trotzdem ist diese Tour wirklich zu empfehlen – es werden Töne von ehemaligen Insassen und Gefängniswärtern gemischt, der Erzähler leitet den Besucher ziemlich gut durch das Gebäude.

Clam Chowder

Zweitens: Clam Chowder Suppe. Ich mag alle möglichen Sorten Meerestiere und deshalb ist es natürlich auch eine Pflicht, diese Suppe zu probieren. Ich wähle dafür das Boudin mitten im Touri-Viertel, auch weil die sich damit brüsken, dass bei ihnen alles angefangen hat und sie gleich noch ein Museum dazu gebaut haben. Diese Suppe wird in einem großen Brot serviert (siehe Foto), die man dann natürlich auch gleich noch vernichten kann. Sagen wir es so: Die Suppe ist völlig in Ordnung, ganz gut gewürzt, das Krabbenfleisch da drin ist schmackhaft – alles gut. Aber warum darüber so ein Gewese gemacht wird – ist halt ne Suppe. Nun gut.

Skyline

Drittens: Golden Gate Park. Ich war schon in New York nicht richtig im Central Park, also muss ich mir wenigstens den Golden Gate Park in San Francisco anschauen. Ok, eigentlich bin ich auf der Suche nach der „Academy of Sciences“, einem vor nicht allzulanger Zeit eröffneten Museum, das ich noch besuchen möchte, aber ich finde es nicht. Der Park ist nett, trotz des sich langsam über die Stadt legenden Nebels gut besucht. Es ist Memorial Day und da wohl fast alles sehr voll. (Zum Beispiel auch dieser Apple-Store in der Nähe des Union Square, wo sich an diesem Montag sogar vor zehn eine Schlange bildete.)

Apple-Store um 9.55 Uhr morgens

Drittens: Academy of Sciences. Ein hübsches Museum, das die verschiedenen Kontinente mit seiner Tier- und Pflanzenwelt erlebbar macht. Highlight ist sicherlich der Regenwaldbereich, in dem extra für tropische Zustände gesorgt wird (Sorry, aber im Bremerhavener Klimahaus ist das noch einen Tick cooler!). Später geht es dann per Fahrstuhl in ein Aquarium, wo man sich viele Fische und andere Meereslebewesen anschauen kann. My favorite: Seepferdchen. Der spannendste Teil des Museums: die Sonderausstellung über die Galapagos-Inseln mit einem Schwerpunkt zu Schildkröten.

Viertens: Busfahren. Ich gucke mir auf diesem Weg noch das japanische Viertel an und ein paar Ecken, die ich bisher noch nicht gesehen habe. Auf den Ohren übrigens: den Ohrensessel (Haha!).

Twitter-HQ

Fünftens: Twitter. Im Moma bei Foursquare entdeckt, dass auf der 750, Fossolm Street, das Twitter-Headquarter ist, weil sich offenbar ein paar Verrückte gerne vor das Gebäude stellen und dort erst einmal einchecken. Ich stelle mich halt vor so ein Gebäude, mache Fotos, blicke in die Fenster, wundere mich, dass die mit AT&T und einer Subway-Filiale in einem Gebäude sitzen und checke mich NICHT bei Foursquare und Gowalla ein, weil es kein freies W-Lan gibt und ich nicht auf die Idee komme, für diesen historischen Moment mein Datenroaming zu aktivieren.

Lunch Geek

Sechstens: packen. Herrjeh.

Alle Fotos aus Kalifornien gibt es übrigens hier.

Mai #30, San Francisco

„Die is ja gar nicht golden, die ist ja rot“, ein berechtigter Satz, wenn man sich von dieser Golden Gate Bridge nur einen optischen Eindruck verschafft. Und der Kenner weiß natürlich, dass es hier nicht um die Farbe geht. Als Golden Gate wird nämlich die fast zwei Kilometer breite Buchteinfahrt bezeichnet. Weil dort die Goldgräber und -wäscher nach 1846 aus aller Welt ankamen. Innerhalb von wenigen Monaten wurden aus ein paar 1000 Anwohnern in der Region mehrere Hunderttausend. Sie alle versprachen sich schnellen Reichtum durch das Gold – Gold, Golden Gate, Golden Gate Bridge. Alles klar? Alles klar. Warum das historische Vorgeplänkel? Weil mein Sonntag ganz im Zeichen der Brücke steht. Ich miete mir ein Fahrrad und fahre drüber – so der Plan.

Die Brücke

Es ist Sonntag und es sind unheimlich viele Menschen unterwegs. Touristen mit dem Fahrrad, Einheimische zu Fuß – walkend, spazierend, joggend. Zu letzter Aktivität: So viel Jogger habe ich wirklich noch nicht auf einem Haufen gesehen. Natürlich lädt diese Uferpromenade dazu ein und die Jogger zeigen, was sie haben: freie Oberkörper bei den Herren, die Damen mit bauchfreien Top, beide allerdings mit iPod auf den Ohren.

Die Brücke und ich

Die Brücke ist pickepackevoll, auf der linken Spur Fahrradfahrer, in der Mitte Unmengen von Autos, ganz rechts die Fußgänger. Links liegt das offene Meer, rechts die Skyline von San Francisco, ein wenig weiter vorne Alcatraz, auf der gegenüberliegenden Seite schlängelt sich eine Straße den Hang entlang. Und dann diese riesigen Brückenglieder, Nieten, Stahlseile. Das ist schon alles sehr schön hier, obwohl der Wind ganz schön bläst.

Auto

Der nächstgelegene Ort Sausolito ist sehr touristisch, viele kleine Lädchen, Essensgelegenheiten mit Wasserblick – und ganz schön viele Fahrradfahrer. Einer der Gründe, warum ich hier noch nicht die Fähre nehme, sondern den ganzen Weg bis nach Tiburon fahre – irgendwas um die 30 Kilometer, ein paar mehr kommen noch drauf, weil ich immer wieder vom Fahrradweg abkomme (mein typisch deutscher Kommentar: was für eine besch…ne Ausschilderung). Auf dem Weg dahin gibt es viele schöne Orte, Blicke in Vorgärten, Ruhestandsitze, Natur, Wasser. Und Gerüche: Die meiste Zeit habe ich einen Hauch Rosmarin in der Nase.

Hausboot

Kurz vor Tiburon halte ich an – am Limonadenstand von Steve. Er will sich nämlich ein neues Lego-Paket kaufen, dass ungefähr 100 Dollar kostet. Seine Eltern wollen, dass er sich das Geld verdient. Deshalb verkauft er mit Hilfe seiner Eltern selbstgemachte Limonade (Grapefruit meets Zitrone, Wasser und Eis) für einen Dollar. Ein gutes Geschäftsfeld, denn aufgrund der Sonne und des mittlerweile lauen Lüftchen – das offene Meer ist schließlich weit entfernt – kann jeder der Fahrradfahrer oder Jogger eine solche Erfrischung gebrauchen.

Skyline

Der Fahrradhändler hatte übrigens geschrieben, dass man für diese Strecke so drei Stunden benötigt. Dass ich viereinhalb Stunden benötige, bringt mich jetzt nicht unbedingt zum Verzweifeln, ein bisschen verunsichert bin ich dann schon. Aber ich habe mich ja auch oft verfahren.. Die Fahrt entlang der Hafenpromenade kann ich übrigens nicht empfehlen: viel zu viele Menschen, Autos und dann machen auch noch die Bahnen der Linie F Stress.

Der Tag klingt aus bei „New Dehli“, einem indischen Restaurant auf der Ellis Street. Das Restaurant ist gut besucht und zwar nicht unbedingt touristisch, sondern durchaus mit Menschen, die sich vermutlich auskennen. Ziemlich müde falle ich wenig später ins Bett. (Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass der „Food Channel“ eine ziemlich gute Erfindung ist?)

Mai #29, San Francisco

Während ich gerade aufstehe, bereitet ihr euch in Deutschland schon auf den Abend vor. Eurovision Song Contest und ich sitze in San Francisco. Nicht, dass das schlecht ist, bei einem Blick in meine Twitter-Timeline bin ich dann aber doch ein bisschen neidisch. Aber egal, ich bin in einer der schönsten Städte der Welt (behaupte ich jetzt einfach mal) und werde mir einfach ganz viele schöne Dinge hier anschauen.

SFMoma

Mein erstes Ziel ist das Museum of Modern Art hier in San Francisco (das ich auch fast direkt aufsuche, unterwegs aber ein Kleid, einen Pullover und was für den Liebsten besorge). Fünf Stockwerke, zentral gelegen, tolles Gebäude. Leider sind derzeit nur zwei Etagen offen, weil gerade umgebaut wird und Ende Juni eine neue Ausstellung eröffnet. Mit Audioguide auf den Ohren laufe ich durch die Räume. Ihr könnt ja sagen, was ihr wollt, aber Bilder von Jackson Pollock faszinieren mich jedes Mal wieder aufs Neue.

Larry Sultans Picture from home

Besonders berührt hat mich auch eine Fotografie von Larry Sultan, der in den 80er Jahren eine ganze Reihe Fotos in der Serie „Pictures from Home“ geschossen hat. Was es sonst noch zum SFMoma zu sagen gibt: im gesamten Haus (und davor) gibt es freies W-Lan (dazu später mehr) und im Café im fünften Stock Kuchen, der wie berühmte Gemälde aussieht.

Kunst gibt es hier auch zum Essen: der Mondrian-Cake #sfmoma

Das Moma liegt sehr zentral zwischen Market Street, zahlreichen anderen Museen und dem Convention Center. Gleich gegenüber ist ein kleiner Park, in der gerade klassische Musik gespielt wird. Die Sonne scheint und ein Café lädt zum Lunch in der Sonne ein. Während man in Deutschland oft komisch angeschaut wird, wenn man alleine irgendwo essen will, werde ich hier (wie auch in anderen Lokalen) ganz selbstverständlich an einem Platz geführt, nicht abgelegen und isoliert, sondern mitten im Lunch-Getümmel. Thank you, dafür. (Weil ich dann doch neugierig bin, gehe ich nach dem Essen zurück zum Moma, setze ich auf die Bank gegenüber und logge mich im W-Lan ein, um zu schauen, wie es um Lena steht.)

Nackte Männer

Weil San Francisco ja auch Hippie-Zeit ist, begebe ich mich nun auf deren Spuren. Der Stadtteil Haight-Ashbury steht auf dem Programm, allerdings nehme auf dem Weg dorthin auch noch gleich das nahegelegende Schwulen- und Lesbenviertel mit.

Haight Ashbury

Ich mag die Häuser in Haight Ashbury, es gibt unzählige Vintageläden, der süße Duft von einem bestimmten Kraut weht mir immer wieder in die Nase, es gibt zahlreiche Gelegenheiten, Hunger und Durst zu stillen, es ist bunt, grell und irgendwie nicht so richtig meins. Die Gegend erinnert mich stark an Londons Camden-Viertel – ganz nett, aber irgendwie dann doch auch zu bunt, gleich und touristisch.

Den Weg nach Hause bestreite ich mit Bus und historischem Gefährt, da bin ich ja mittlerweile ganz in Übung. Erst jetzt bemerke ich, dass mein Hotel mitten in einer Gegend liegt, in der Vietnamesen und Thailänder hausen. Ein Restaurant grenzt an das nächste. Nett. Auch wenn ich bei dem Versuch, in den Laden zu gehen, der bei Foursquare die besten Kritiken bekommen hat, am Geruch scheitere. Dann doch lieber gegrillte Garnelen im Restaurant neben dem Hotel.

Lena, der Horst und ich

Das macht mich fertig. Der Koch-Rücktritt war ja noch zu verschmerzen und dass ich bei Lenas Sieg nicht da sein würde, war ja zumindest irgendwie einkalkuliert, weil planbares Ereignis und so. Aber dass an meinem letzten Tag vor der Rückreise auch noch der Bundespräsident zurücktritt, damit konnte keiner so richtig rechnen. Ich habe es ja schon bei Twitter angedeutet – als ich im September 2008 New York und die Ostküste bereiste, ging auf dem Weg nach Boston Lehman Brothers pleite und sorgte für heftige Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Turbulenzen, die bis heute spürbar sind und dessen Auswirkungen wir derzeit immer noch spüren. Einige Wochen danach verkündete Bundeskanzlerin Merkel mit ernster Miene, dass die Sparguthaben der Deutschen sicher seien und der Staat rettete ein paar Banken. Knapp zwei Jahre später verkündet Angela Merkel mit noch ernsterer Miene ein gigantisches Rettungspaket für den Euro. Mitten in der größen Finanz- und Wirtschaftskrise schmeißt ausgerechnet der Bundespräsident, der einmal Direktor des Internationalen Währungsfonds gewesen ist, ein Ökonom, einer, der derzeit eigentlich dringend wegen seines Sachverstandes gebraucht wird, hin. Weil er sich in einem Interview missverstanden gefühlt hat. Natürlich nehme ich ihm übel, dass er zurückgetreten ist, während ich im Ausland weile. Noch viel mehr bin ich aber persönlich beleidigt, weil ich Köhler ein besseres Händchen zugetraut hätte. Mitten in der größten Krise der Nachkriegszeit tritt man nicht zurück. Schon gar nicht wegen so einer Lapalie.