11_2011 und 12_2011
Hab einiges aufzuholen.
Die Woche verbracht mit Warten. Spazieren gehen, grübeln, lesen, warten, grübeln.
Am Mittwoch dann der Plan: Eis essen. Als ich davon meiner Mutter am Telefon berichte, sagt sie, dass man früher immer gesagt habe, dass es das Baby aus dem Bauch lockt. Mittlerweile glaube ich sogar daran und freue mich, dass der Joghurtbecher dann so riesig ausfällt (Trotzdem nicht geschafft.).
In diesem Zustand treffen einem die Blicke der Sprechstundenhilfen des Frauenarztes gepaart mit der obligatorischen Frage „Wie viele Tage nun schon drüber?“ doppelt hart. Doch am Donnerstag ist dann alles anders. Der Besuch des Arztes sagt vorher, dass es nun losgehen würde. „Melden Sie sich, wenn das Kind da ist“, rufen mir diesmal die Frauen am Empfang hinterher. Wow. Nun soll es also wirklich endlich soweit sein. Rund 24 Stunden später ist es dann wirklich soweit. Ich höre das Quäken des Früchtchen und bewundere wenig später den roten Kopf und die eleganten langen Fingerchen.
Von nun an ist alles anders.
Erschreckend an einem Krankenhausaufenthalt: Man denkt, dass sich in den Jahren, in denen man kein Krankenhaus betreten hat, doch etwas ändert. Weil sich die Welt ja auch verändert. Mehr als 13 Jahre ist es schließlich her, dass ich für längere Zeit in einem Krankenhaus verbracht habe. Aber nein: Das Essen hat sich noch immer nicht verändert. Graubrot am Abend mit einer lieblos hingeklatschten Scheibe Käse dazu Aufschnitt in allen erdenklichen Formen. Überhaupt Aufschnitt. Seit Jahren nicht mehr gegessen, aber im Krankenhaus muss es dann doch wieder sein (Der Hunger.). Dazu Tee. Nicht schlimm, wenn er nicht immer wieder auch einfach nur nach Kaffee schmeckt, weil die Thermoskanne für das heiße Wasser offenbar auch mal fremd gegangen ist.
Ansonsten kann ich das EVK in Düsseldorf allerdings wirklich empfehlen. Weitestgehend tolles Personal, die sich wirklich gut um die Kleinen und Großen kümmern. Und wenn ich das meiner Hebamme glaube, dann ist das, was das Personal im Kinderzimmer dort leistet, keineswegs Standard. Alles wird den Eltern genau gezeigt, wie man wickelt, wie man wäscht, wie man Fieber misst und auch in Sachen Stillen geben die Damen dort Ratschläge und Unterstützung, wann immer man will. Wer entlassen wird, hat sozusagen eine Art Baby-Führerschein gemacht. Einziger Punkt, den ich doof fand: Es hat mich sehr viel Kraft gekostet, jede einzelne Schicht davon zu überzeugen, dass das Früchtchen wirklich Hunger hat und das, was mein Körper da bisher produziert, einfach mal nicht ausreicht – sprich: Bitte gebt mir ein Fläschchen. Das muss sie gewesen sein, die Still-Mafia, vor der mich ein paar meiner Kollegen schon im Vorfeld gewarnt hatten.
Seit Mittwoch dann aber: zuhause und auf der Suche nach neuen Routinen, die wir uns vornehmen, aber dann natürlich doch nicht einhalten, weil eben nichts mehr nach Plan läuft sondern nach dem Früchtchen.
Schlafen. Das nächtliche Am-Stubenwagen-hocken und dem Atem lauschen, dann sich doch so langsam selber wieder hinlegen und beim kleinsten Geräusch aufschrecken und nachschauen, ob wirklich noch alles in Ordnung ist. Die Zeit vertreibe ich mir meist mit Feeds lesen und Mails beantworten. Nicht wundern also, wenn ich demnächst nur noch gegen 4 Uhr Nachrichten beantworte.
Das Mitleiden bei jedem Verdauungsvorgang, wie es gegen Magen und Darm ankämpft (und natürlich immer gewinnt). Das hastige Essen, wenn man merkt, dass das Früchtchen gerade aufwacht und die volle Aufmerksamkeit fordert. Und dieses tolle Gefühl, wenn man meint, ein Lächeln im Gesicht entdeckt zu haben. Ein unbewusstes, klar, aber auch das zählt natürlich. Das Umkleiden, Wäschewaschen, alles eben.
Und wegen der Müdigkeit auch fortschreitende Debilität. Erst gestern wieder. Wegen einer Baby-Walz-Bestellung einen dieser seltsamen Kataloge zugeschickt bekommen mit all den wahnsinnig praktischen Haushaltsartikeln. Durchgeblättert und bei dem All-in-one-Kaffeemaschinenwasserkochertoaster kurz gedacht: praktisch. Herr mach, dass mein Hirn auch wieder kommt.