Bücher 2007

Und weil’s im vergangenen Jahr so schön war, auch diesmal die Liste der Bücher, die ich 2007 gelesen habe. Extrem wenige, wie ich finde.

Joanne K. Rowling: Harry Potter and the Deathly Hollows
Kluun: Mitten ins Gesicht
Siri Hustvedt: Die unsichtbare Frau
Edgar Hilsenrath: Der Nazi und der Friseur
Philip Roth: Everyman
Kluun: Ohne sie
Benjamin Maack: Die Welt ist ein Parkplatz und endet vor Disneyland

Angefangen, aber nicht beendet:
Thomas Glavinic: Die Arbeit der Nacht (weil erst Weihnachten bekommen)
Marina Lewycka: Caravan (weil doof)

Spice up your life

Die „Times“ über die neue Single von den Spice Girls:

The video is soft porn without the sex – all tricky lighting, ditzy angles, phoney enthusiasm and calculated lies. Victoria is in bondage gear. Those bubbly, boisterous, noisy, tuneful, natural girls have turned themselves into airbrushed, skinny, desperate housewives, overanxious to entice, ribs showing, faces blank from Botox.

AFP, der Spiegel und Stefan Aust

Irgendwann am späten Nachmittag stellte die Spiegel-Gruppe eine Pressemitteilung auf ihre Seite, dass Stefan Austs Vertrag beim Spiegel nicht über den 31. Dezember 2008 hinaus verlängert wird. Gegen 18 Uhr haben dann eigentlich alle größeren Internetseiten eine Meldung drauf.

Das lag daran, dass sie entweder selbst recherchiert (war ja nicht so schwer) oder die DPA-Meldung auf die Seite geschoben haben, die um 17.19 Uhr versandt wurde, auf die Seite geschoben haben. Manche nahmen auch die EPD-Meldung um 17.44 Uhr oder vermurksten beide.

Doch was war eigentlich bei den anderen Nachrichtenagenturen los? Von denen hörte man nämlich lange nichts. Erst nach 19 Uhr tat sich wieder was. Reuters reagierte um 19.04 Uhr, AFP um 19.26 Uhr, ddp um 19.29 Uhr. AP erwachte um 21.08 Uhr aus dem Dornröschenschlaf.

Richtig lustig, und ja, wir kommen jetzt bereits zur Pointe dieses kleinen Eintrages, war aber das, was AFP um 19.26 Uhr inhaltlich so hinlegte:

Laut dem Online-Medienmagazin „DWDL.de“ gab es in den vergangenen Wochen diverse Querelen innerhalb des Spiegel-Verlags.

Hihi.

Und hier übrigens mein Lieblingssatz aus der gestrigen FAS:

Überraschend war, dass ein Erotikvertrieb einen „erstmals“ TÜV-geprüften sogenannten Vibrator auf den Markt bringt, der noch in zehn Meter Wassertiefe funktioniert.

Das Sushi-Problem

Im Stern informiert ein Japaner ausführlich über die Sushi-Kultur in Deutschland (Fazit: Alles scheiße hier in Deutschland). Wasabi in die Soja-Soße? Tut man nicht. Sowieso seien die meisten Soja-Soßen maschinell hergestellt, das gehört sich auch nicht. Schön das Urteil, von Herrn Takada aus Düsseldorf:

„Das größte Problem“ findet der strenge Herr Takada aus Düsseldorf, „ist, dass die deutschen Gäste mangels Erfahrung zu unkritisch sind.“ Und gute Restaurants entwickelten sich nur bei kritischer Kundschaft. „Leider gehört ein großer Teil der deutschen Sushi-Fans in die Kategorie der Multikulti-, Schickimicki-, Fitness- und Fast-Food-Anhänger ohne kulinarisches Interesse.“

Ok, ich gelobe Besserung und frage in die Runde: Gibt es in Düsseldorf ein wirklich gutes (also im Sinne von Herrn Takada) Sushi-Restaurant?

BUCH: Kluun – Ohne sie

Nachdem ich das erste Buch von diesem Holländer ja im Urlaub weggelesen hatte und es mich in eine Krise gestürzt hatte, gestern dann (in der Badewanne, aber das tut ja nichts zur Sache) „Ohne Sie“ zu Ende gelesen. Stijn erzählt, wie das Leben weitergeht, ohne Carmen. Dafür mit jeder Menge Sex, Kokain und Alkohol. Das kommt im Freundeskreis und auch bei seiner kleinen Tochter nicht so richtig an. Und irgendwann, nach reichlich Exzessen, bemerkt Stijn dies auch und beschließt, eine Auszeit mit seiner Tochter zu nehmen. Weg von Amsterdam, weg von seiner Langzeitaffäre Roos, weg von den so genannten Dollys.

Dieses zweite Buch ist nicht ganz so packend wie das erste, vermutlich weil man schon weiß, dass Carmen ja nun gestorben ist. Und die langen Passagen, in denen es abwechselnd um die Exzesse oder um das schlechte Gewissen in Form seiner Freunde geht, hätte man sicherlich auch ein bisschen kürzer fassen können.

Doch was dieses Buch genauso wie das erste schafft, sind die Tränen und die Gedanken, die einen auch danach nicht so recht loslassen wollen. Mir wurde beispielsweise mal wieder (jaja, scheiß Herbstblues) klar, mit wie viel unwichtigem Scheiß man jeden Tag beschäftigt ist, anstatt sich viel mehr mit anderen Dingen zu beschäftigen. Mit sich selbst (also nicht so, wie ihr jetzt denkt), mit Menschen, die einem wichtig sind. Wer weiß, was noch so kommt.

(Und irgendwie schäme ich mich jetzt doch, dass ich mit diesem Carpe-diem-Kack anfange, aber so war das halt, gestern.)

Leider bleibt am Ende doch zumindest so ein bisschen offen, mit welcher Frau (ich formuliere das mal so offen) Stijn oder Kluun oder so nun sein Leben verbringt. Das ist sicherlich gar nicht mal so schlecht, weil man noch so noch ein bisschen länger grübelt.

Buch: Philip Roth – Everyman

Ein paar Tage vor Ende der Reise hatte ich die Wahl: Noch ein Buch von Siri Hustvedt oder was Englisches? Ich hab mich, wie ihr seht, dann für die intellektuelle Herausforderung entschieden und Philip Roth gelesen. Es geht um einen Mann, der gerade beerdigt wird. Um ihn haben sich seine Kinder (die Tochter wohlgesonnen, die Söhne haben ihn nie akzeptiert), Ex-Frauen und Familie versammelt. Im Verlauf des Buches erfahren wir all die Dinge aus seinem Leben,in denen er mit dem Tod konfrontiert worden ist. Aber wir erfahren auch, wie er zum Art-Direktor aufgestiegen ist und im später nur schwer akzeptieren konnte, dass er nun alt geworden ist, dass es um ihn herum einsamer wird, dass es zu Ende geht.

Leider: Das ist kein Buch für den Urlaub. Ich hab mich ein wenig gequält, weil mich das Leid alter Männer derzeit nicht ganz so sehr interessiert. Vielleicht muss ich das Buch in 40 Jahren (na, mal sehen) nochmal lesen.

Buch: Edgar Hilsenrath – Der Nazi und der Friseur

Ist es eigentlich schlimm, dass ich bis zu diesem Buch noch nie etwas von Edgar Hilsenrath gehört habe? Vermutlich. Und wenn man das alles durchliest, inklusive Nachwort, dann war ich schon recht verwundert, noch nie etwas von dem Herrn gehört zu haben.

„Der Nazi und der Friseur“ erzählt die Geschichte von Max Schulz, der den Großteil seiner Jugend mit dem Nachbarsjungen Itzig Finkelstein verbringt, dem Sohn des ansässigen jüdischen Friseurs. In dem Salon geht er auch in die Lehre, bis, ja bis, Hitler an die Macht kommt und das Zusammenleben der beiden ein wenig gestört wird. Max Schulz wendet sich von den Finkelsteins ab, arbeitet von nun an im Salon des Stiefvaters und tritt der SS bei. Während des Krieges mordet er im Erschießungslager Laubwalde. Er entgeht den „Russen“ nur knapp, kehrt nach Berlin zurück und schlägt sich dort mit wenig Verstand aber viel Geschick auf dem Schwarzmarkt durch. Doch als Max Schulz ist ein Leben in Deutschland nicht möglich. Als ehemaliger SS-Mann wird er nämlich gesucht. Da er bereits in seiner Jugend immer für einen Juden gehalten wurde, nimmt er die Identität seines Jugendfreundes an. Max Schulz heißt von nun an Itzig Finkelstein.

„Der Nazi und der Friseur“ erzählt ohne Rücksicht auf Befindlichkeiten und Moral die Geschichte des Wendehals Max Schulz, der nie wirklich antisemitisch war. Er ist einfach nur den Massen gefolgt. Ohne darüber groß nachzudenken, bringt er Tausende in Laubwalde um, versteht vielleicht auch, dass dies irgendwie falsch sein könnte, aber rebellieren, das kann er nicht. Er schlägt sich durch, reist bis nach Israel und baut sich dort ein neues Leben auf. Schuldgefühle? Nein. Warum auch. Er weiß, dass er unrecht getan hat, spricht von sich immer als „Ich, der Massenmörder“, doch er ist der Meinung, für seine Taten nicht unbedingt gerade stehen zu müssen.

Edgar Hilsenrath hat mich ein wenig ratlos zurückgelassen. Lange habe ich beispielsweise darüber nachgedacht, was mir das letzte Kapitel nun sagen wollte. Außerdem grübelte ich vor allem darüber, ob ich nun die Originalversion gelesen habe oder die deutsche Version, in der noch ein Kapitel hinzugefügt werden musste. Diese Frage blieb offen, so dass ich bisher eigentlich auch nicht sagen kann, ob mir dieser Schluss gefallen hat.

Kurze Unterbrechung (2)

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Es tut mir leid, aber ich habe eine tolle Zeitung/Zeitschrift/Beilage aufgetan: den Bilker Boten. Der Bilker Bote bezeichnet sich selbst allerdings als Stadtteilmagazin, aber dafür muss ich den Nicht-Düsseldorfern natürlich noch kurz erklären, dass Bilk ein Stadtteil von Düsseldorf ist. Der Bilker Bote ist eine „Empfehlung für alle, die in Düsseldorf gezielt werben wollen“, heißt es im Blatt. Das bedeutet: Ich bin raus.

Bin ich aber doch nicht. Weil es nicht nur für Bilk ein solches Magazin gibt, sondern auch für andere Stadtteile dieser Stadt. Und die Macher (They also have a homepage!) haben anscheinend zuviel vom Alliterationszaubertrank gehabt. Oder wie erklärt ihr euch folgende Namen?

Düssel Depesche, Eller Echo, Flingern Aktuell (Ok, ok, ging wohl nicht immer), Gerresheimer Gazette, Kaiserswerther Kurier und, Achtung festhalten: Oberkasseler Observer!

Buch: Siri Hustvedt – Die unsichtbare Frau

Da ich im vergangenen Jahr so begeistert von diesem Buch war, hatte ich beschlossen, mehr von dieser Frau zu lesen. Und deshalb durfte „Die unsichtbare Frau“ mitfahren.

Iris Vegan ist Studentin in New York. Da sie kein Stipendium bekommt, muss sie sich mit diversen Jobs über Wasser halten. Jobs, durch die sie auf seltsame Männer trifft. Für den einen bespricht sie Kassetten, auf denen sie flüsternd Gegenstände beschreibt. Da er ihr nicht verraten will, was er mit diesen Kassetten macht, beginnt sie zu recherchieren.

Für den anderen übersetzt sie ein Buch. Harmlos, denkt man, doch durch die Arbeit mit dem Buch identifiziert sie sich immer mehr mit der Hauptperson, Klaus, so dass sie irgendwann sogar nachts als Klaus durch die Straßen New Yorks zieht. Und mit dem Professor hat sie wenig später auch noch eine Affäre. Er rettet sie irgendwie. Sozusagen.

Und dann ist da noch Stephen, der Mann, mit dem sie eine Beziehung führt. Jene zerbricht auch deshalb, weil sich sie gegen seinen Willen von einem Fotografen ablichten lässt. Das Bild, das entsteht, stößt Iris ab. Doch die Zahl derer, die sie darauf ansprechen, ist groß.

Vermutlich habe ich das Buch nicht verstanden. Denn so richtig klar ist mir nicht geworden, was mir Siri Hustvedt mit diesem Buch eigentlich sagen wollte. Iris Vegan geht es eigentlich ganz gut, und doch wird sie von heftigen Kopfschmerzen geplagt. Diese fallen in die Zeit, in der sie gerade von Stephen getrennt ist, die Arbeit mit dem Buch beendet hat und für die Prüfungen lernt. Der psychische Druck, ja, die Einsamkeit, klar. Aber ansonsten?

Ich mag Bücher nicht besonders, die mich so ratlos zurücklassen. Aber vielleicht könnt ihr mir ja helfen. Bei der Interpretation.