
Als NEON im Juni 2003 zum ersten Mal am Kiosk erschien, hatte ich mich gefreut. Super, JETZT war damals ja ganz nett, warum also nicht auch ein richtiges Magazin starten, nur für junge Menschen zwischen 20 und 35. Der Testlauf glückte, so dass der Verlag Gruner+Jahr die Mannschaft von NEON machen ließ. Seit Januar 2004 erschien NEON monatlich. Anfangs hatte ich mir das Magazin recht regelmäßig gekauft, auch wenn ich bei der ersten Ausgabe bereits enttäuscht war. Schöne Themen, aber manchmal so seltsam umgesetzt, dass ich wirklich enttäuscht war. Dann ließ ich NEON links liegen, blätterte im Kiosk oder Café kurz darin, um es dann meist wieder beiseite zu legen. Manchmal fühlte ich mich zu alt, manchmal zu wenig verklemmt.
Deshalb hatte ich mich schon richtig darauf gefreut: Super Idee, endlich mal meine Meinung zu NEON loswerden. Und da lag das Heft nun vor mir, ganz in schwarz, mit weißer Schrift und buntem Foto. Wiederum war ich enttäuscht. Diesmal lag es aber nicht daran, dass ich gänzlich unzufrieden war, sondern dass mir die ein oder andere Geschichte gut gefiel, ich hängen blieb, mich festlas und in Gedanken Worte wie ‚cool‘, ’super Idee‘, ’schön geschrieben‘ formulierte.
So gibt es eine wunderbare Bedienungsanleitung für den richtigen Gebrauch von Affären, eine geniale Modefotostrecke, bei der die Models jeweils bestimmte Musik zu hören bekommen haben. Schöne Fotos, ja, liebe Allegra-Macher, das wär doch mal was gewesen.
Aber dennoch, liebe Leser, auf diese neu geschaffene Rubrik ist natürlich Verlass, denn auch wenn wir es hier mit einem durchaus gut gelungenen NEON-Exemplar zu tun haben, gibt es immer noch Dinge, die ich weniger gut, schlecht oder einfach nur scheiße finde.
Denn schon seit der ersten Ausgabe von NEON rege ich mich über die „Der Soundtrack meines Lebens“-Seite auf. Wie kann man eine solche Seite, wo man wunderbare Fotos zeigen könnte, so lieblos hinklatschen. Ich will die Plattencover sehen UND die Texte lesen, ist denn das so schwer?
Einmal weiterblättern und schon landen wir bei einer Geschichte, die uns verrät, wie man eine zugefallene Tür wiederaufbekommt. Ganz nett zu lesen, aber völlig nutzlos, weil ich mich ganz bestimmt nicht mehr erinnere, wenn ich das nächste Mal vor meiner Tür stehe.
Eine Geschichte, die mich nervt, ist dieser seltsame Pärchentest. Jaja, ein Test und bei eifrigen Leserinnen von Frauenzeitschriften liegt bei der Lektüre dieser Heftchen immer ein Stift in erreichbarer Nähe. Lohnt sich nicht, sage ich, denn dieser Test ist nicht wirklich ernst gemeint, kann man gerne weglassen, solche Geschichtchen.
Und sonst? Geärgert über das Alkohol-A-bis-Z: Seit wann, bitteschön, trinkt man Bloody Mary mit Eiswürfeln? Gegähnt bei der Kolumne zum Thema „Selber Powerpointen“, bei der hunderttausendsten Vorbesprechung zu der neuen Serie „Desperate Housewives“, ich glaube, mittlerweile hat es ganz Deutschland gemerkt, dass diese Serie im April anläuft und zur Kanzleramts-TV-Serie.
Genervt zudem bei der bereits auf dem Titel angekündigten „Hammer-Aktion: Stars versteigern die Klamotten unserer Lieblingsstars. Seit wann ist beispielsweise Jürgen Trittin mein Lieblingsstar? Nur weil er sich vor einigen Monaten (oder sind es mittlerweile Jahre?) von seinem Schnauzer getrennt hat? Ich weiß nicht. Wenn doch habe ich dann ja doch noch den Beweis dafür gefunden, dass ich aus der NEON-Zielgruppe bereits mit 27 Jahren herausgewachsen bin.