Lesestoff

Im Handelsblatt gab’s heute ein Interview mit dem Herausgeber des „Wall Street-Journals“ Gordon Crovitz über die Krise der amerikanischen Printmedien.

FILM: Snow Cake

Beim Klicken durch die Google-Suchergebnisse zu dem Film fand ich eine Kritik, die den Titel „Lindas Gespür für Schnee“ trug. Das fand ich schön. Weil es auch so treffend war. Denn Schnee spielt im Leben der Autistin Linda eine wichtige Rolle. Sie isst ihn sehr gerne und vergleicht das dabei entstehende Gefühl mit einem Orgasmus: „It sounds like an inferior version of what I feel when I have a mouthful of snow“, sagt sie irgendwann. Sie liegt auch gerne im nassen Weiß und baut gerne Schneefiguren. Ansonsten lebt sie allein mit ihrer Tochter in einer Kleinstadt.

Der Zuschauer lernt Linda kennen, als Alex sie aufsucht: Er hatte ihre Tochter Vivienne mitgenommen, doch als ein LKW in sein Auto rast, stirbt sie. Eigentlich will er nur kurz bei ihr vorbeischauen, doch dann bleibt er doch länger als erwartet.

Ich habe lange überlegt, wie ich die schauspielerische Leistung von Sigourney Weaver als Linda fand. Weil man natürlich als erstes denkt: Die hat doch nur ne Autistin gespielt, um den Oscar zu bekommen. Mag sein, dass das wirklich so ist, doch zumindest hat sie der Linda eine Wärme gegeben, etwas, damit man diese Person am liebsten in den Arm nehmen möchte. Sie macht diese Linda zu einer einzigartigen Frau, die halt ein paar Macken hat, aber wer hat die nicht.

Es macht Spaß, dabei zuzugucken, wie Alex und Linda sich aufeinander einstellen, wie Linda weiter in ihrer Welt lebt und Alex ganz langsam durch sie aber auch durch die schöne Nachbarin Maggie wieder zu sich findet. Gerade aus dem Gefängnis entlassen, war er eigentlich unterwegs auf dem Weg nach Winipeg, um dort von einer Affäre zu erfahren, wer sein Sohn war, der ebenfalls bei einem Autounfall verstorben ist.

„Snow Cake“ ist ein wirklich schöner Film, trotz einiger Längen, die ich aber verzeihe, weil er eine solche Wärme ausstrahlt. Und als sich Linda am Ende bei der Beerdigungsfeier in ihrem Haus zu lauter Musik und entgegen der eigentlichen Regeln bei solchen Veranstaltungen freitanzt, dann muss ich zugeben, dass mich Sigourney Weaver als Linda richtig berührt hat. Dafür muss es keinen Oscar geben, das wäre zu vorhersehbar, aber schön war es schon.

Im Ersten ist gerade das Grauen angelaufen: Am laufenden Band. Mit FLORIAN SILBEREISEN. Unfassbar. Dieses Intro. Dieser Typ. Dieses Publikum (Stadthalle Zwickau). Das können die doch nicht Ernst meinen…!

TV-Filmvorschau (47) – Classic Version

Neue Woche, neue Filme.

Montag, 4.12., 0.15 Uhr: „Whale Rider“ (Das Erste)
Wunderbarer kleiner Film über ein 12-jähriges Mädchen auf Neuseeland, die in die Fußstapfen ihrer Vorfahren treten will. Allerdings ist dies bisher nur Männern vorbehalten. Die Musik, die Bilder, sehr zauberhaft, dieser Film.

Dienstag, 5.12., 0.05 Uhr: „Schläfer“ (ZDF)
Hab ich jetzt schon ein paar Mal hier empfohlen, aber doch nie geguckt: Ein junger Wissenschaftler soll seinen Kollegen ausspionieren, doch weil er sein größter Konkurrent ist, schwärzt er ihn an. Die Chancen stehen schlecht, dass ich ihn diesmal gucke. Zu spät.

OFF TOPIC: Dienstag, 5.12., 20.15 Uhr: „CSI Miami“ (RTL)
Steht hier, weil es die vorerst letzte Folge ist, an den kommenden Dienstagen werden Wiederholungen laufen. Ich nehme dies zum Anlass, um noch einmal auf dieses You-Tube-Video hinzuweisen. Hihi.

Mittwoch, 6.12., 20.15 Uhr: „Deutschland. Ein Sommermärchen“ (Das Erste)
Der wunderbare Film von Sönke Wortmann. Sehr liebevoll gefilmt, sehr emotional. Liest du hier, erfährst du mehr.

Klarstellung

Hätte ich gewusst, dass Thomas Gottschalk ebenfalls auf die Ähnlichkeit zwischen Burda und Schmidt hingewiesen hat, dann wäre dieser Eintrag sicherlich nicht erschienen.

Zitat Hans-Jürgen Jakobs in der SZ vom Samstag:

Als er den ZDF-Starmoderator Thomas Gottschalk auf die Bühne holte, lästerte er über seinen „ewig jungen“ Gast und bekam zu hören, der 49-jährige Schmidt ähnle zusehends dem Gastgeber Hubert Burda, 66, was sich auf die weniger werdenden grauen Haare und die freigelegte Stirn bezog.

Ich bitte vielmals um Entschuldigung.

(Konsequenz ist aber nicht, dass ich jetzt Bambi-Verleihungen von Anfang bis Ende schaue. Nur damit das mal klar ist.)

Yippieh!

Jarvis.

Er kommt nach Deutschland!

Und ich geh hin!

HÖREN!!!

Oh, ich könnte mich immer noch ärgern, weil ich vor einigen Wochen nicht ins „Pretty Vacant“ gestürmt bin, zu Wolke aus Köln. Die machen einfach so schöne Musik mit deutschen Texten. Und jetzt haben sie auch noch den Wham-Nerver gecovert und ein richtig schönes Lied gemacht.

Anhören! Freuen! Platte kaufen!

(via)

Hihi.

Herr Schmidt war extra beim Friseur und hat sich anlässlich der gestrigen Bambi-Verleihung die Hubert-Burda-Gedächtnisfrisur schneiden lassen. Bisschen früh, wenn ihr mich fragt.

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Buch: A short history of tractors in Ukrainian

Was tun, wenn der 84-jährige Vater plötzlich noch einmal heiraten will? Und dann auch noch eine 36-Jährige, die es allen Anschein nur auf das Geld und ein gutes Leben auf der Insel abgesehen hat? Eben, man muss versuchen, diese Ehe zu verhindern. Auch wenn das den Schwestern nicht gelingt, und jedes Kapitel mit neuen Grausamkeiten beginnt (Er heiratet!, Sie vertelefoniert Hunderte Euro!, Sie will ein Auto!, Sie will eine neue Küche!, Sie schlägt ihn! usw.). Immer dann, wenn der Leser denkt, och, so viel schlimmer kann es doch jetzt auch nicht mehr werden, bricht das nächste Chaos aus. Die Autorin Marina Lewycka erzählt die Geschichte der Schwestern so amüsant, dass es mir nicht gelang, das Buch beiseite zu packen und endlich zu schlafen. Machte ja auch nix, hatte schließlich frei. Und wer noch auf der Suche nach Weihnachtsgeschenken für Mutti oder so ist: Mit diesem Buch macht ihr nicht viel falsch.

FILM: Wut

Can ist Deutsch-Türke. Er hat schiefe Zähne, eine Gang, dealt mit Drogen, schlägt sich. Und er hat eine Familie, die er über alles liebt. Felix wächst gut behütet auf und wird Opfer von Can und seiner Gang. Als die Jungs ihm seine Turnschuhe abnehmen, mischt sich der Vater, ein angehender, vergeistigter Professor im 68er Stil ein. Problemlösungsstrategien, die er bisher kannte, funktionieren nicht. Jeder Schritt, das Gespräch mit Can, mit dem Vater, der Gang zur Polizei, selbst das Verprügeln – lassen den Konflikt nur weiter eskalieren. Rachegefühle führen zu immer neuer Gewalt. Man ahnt sehr schnell, dass das Geschehen nur in einer Katastrophe enden kann.

„Wut“ lässt den Zuschauer sprachlos zurück, empört über sich selbst, weil er sich dabei erwischt, Genugtuung zu spüren. Wie hätte ich wohl reagiert, ist die Frage, mit der ich mich noch eine Weile rumschlagen werde. Der Film verherrlicht nichts und er zeigt, wozu Menschen in der Lage sind, wenn sie wütend sind, wenn man sie an ihrer Ehre packt. Can rastet aus, ebenso wie der Professor es tut. Doch natürlich soll es hier auch um mangelnde Integration gehen. Und Hilflosigkeit.

Ich will jetzt nicht noch einmal auf die Debatte eingehen, die bei der Erstaustrahlung des Films Ende September 2006 ausgelöst durch die durch den Spiegel-Artikel ausgelöste Verschiebung des Films ins Spätprogramm. Das alles kann man hier ganz gut nachlesen. Meiner Meinung nach ist dieser Film einer für die Primetime. Weil er auf die Probleme hinweist, die keine politische Debatte über die Integration von Ausländern lösen kann. Dafür gibt es öffentlich-rechtliches Fernsehen. Jeder sollte „Wut“ sehen. Weil er nachwirkt. Und aufzeigt. Und Fragen hinterlässt.