Über Verdrossenheit

Wenn ich den „SPIEGEL“ in den vergangenen Wochen gelesen habe, dann habe ich meistens hinten begonnen. In Tageszeitungen erwische ich mich dabei, möglichst schnell die Politikseiten hinter mir zu lassen, um mich anderen Themen zu widmen. „Christiansen“ schaue ich schon seit Monaten nicht mehr und wenn ich mir den „STERN“ anschaue, dann habe ich das Gefühl, dass es nicht nur mir so gehen kann: Erste Geschichte nach dem Vorgeplänkel ist nicht etwa eine Inlandspolitikgeschichte, sondern mit „Die Rückkehr der Taliban“ eine Geschichte aus dem Ausland.

Klar, könnt ihr sagen, man kann auch ohne leben. Gerade ohne Christiansen und Co. Aber was ich sagen will: Während ich mich in den vergangenen Jahren gerne mit den Positionen der einzelnen Akteure auseinandergesetzt habe, versucht habe, nachzuvollziehen, was sich da auf dem politischen Parkett so tut, welche Themen gesetzt sind und welche Vor- und Nachteile der einzelnen Reformvorschläge haben, ist mir Inlandspolitik mittlerweile so egal geworden. Ein Jahr Große Koalition – und mein politisches Interesse ist verschwunden. Für mich ist diese Regierung immer noch ein Fremdkörper, der nicht zu meiner Haltung, meiner Stimmung, meinen Ansichten passt. Das Treiben in Berlin ist wie eine zu dick geratene Vanillesoße, die wie ein dicker Klumpen auf der roten Grütze liegen bleibt. Es interessiert mich nicht, welcher der vielen CDU/CSU-Ministerpräsidenten mal wieder gegen Frau Merkel schießt und womit. Es interessiert mich nicht, auf welchen Kompromiss sich die Damen und Herren bei den verschiedenen Reformpaketen einigen werden. Oder dass mal wieder einer vor einem höheren Renteneintrittsalter warnt. Diese Große Koalition hat in mir eine sonderbare Haltung geschaffen. Ich beobachte das mit Schrecken. Besonders, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass nur ich dessen überdrüssig bin.

Hören!

Ein Spreeblick-Podcast, den sich wohl die meisten nicht bis zum Schluss anhören werden. Herr Heusinger von der Zeit erklärt die Welt.

Befindlichkeitsscheisse (11)

Natürlich war Tomtom dabei, auf dem Weg zum Kino. Und leider konnte das Spielzeug nicht dabei helfen, eine Kinokarte zu ergattern. Für Borat. Scheint ein guter Film zu sein. Warum? Ankunftszeit: 19.50 Uhr. Relativ zügig Parkplatz gefunden. Trotzdem: Ausverkauft. Next try on Thursday.

Blogs got it first!

Britney Spears lässt sich jetzt wohl doch endlich scheiden. Sagen die hier zumindest!

Über gehypten Scheiss

Ich hab ja auch einen Job und durch den findet man sowas.

Hihi, jetzt gibt es sogar schon einen Index zum Thema „Web 2.0“. Den hat die Stuttgarter Börse aufgelegt und die Deutsche Bank hat sogleich ein Zertifikat herausgebracht, das auf diesen Index lautet. Der Index besteht aus folgenden Unternehmen: Google, Yahoo, Ebay, News Corp., Amazon, Mixi, Dena, Cyberagent und Kakaku.com. Natürlich ist Google mit 20 Prozent das Schwergewicht in dem Web-2.0-Barometer.

Wer mehr erfahren will, sollte sich den Text bei faz.net durchlesen.

Über diese Trends im Internet

Der Journalist Oliver Driesen hat in der aktuellen Ausgabe des „Medium Magazin“ einen Artikel darüber geschrieben, wie dieses neue „Web 2.0“ den Alltag der Journalisten verändert. Am schönsten fand ich den Schluss:

Aber es gab ja bislang auch wenig Anlass, mit dem Plebs zu debattieren, denn wir Journalisten hatten sowieso recht und das Wahrheitsoligopol. Das, wie gesagt, wird „Web 2.0“ hinwegfegen. Leser, Zuschauer – Nutzer – werden uns ganz direkt zeigen, wo wir an ihrem Bedarf vorbeiwirtschaften; ihre eigenen Filme, Hörbeiträge, Artikel und Wortgefechte dürften Gegenöffentlichkeit in noch ungeahntem Ausmaß schaffen. Ja, das wird den „Meinungs-Markt“ unendlich segmentieren und zersplittern. Nein, das dürfte kaum noch kontrollierbar oder auch nur überschaubar sein. Ja, das wird eine Pest und eine Plage sein. Und die Wiederentdeckung eines bürgernahen Journalismus, der sich sein Vertrauenskapital interaktiv verdient.

(Sowieso diesmal eine sehr interessante Ausgabe des Medium-Magazins.)

Über Tomtom

Der Mann meines Herzens hat ein neues Spielzeug. Es ist schwarz, hat eine weibliche Stimme und hört auf den Namen Tomtom. Tinatina wäre logischer, aber bei Spielzeug für Männer kommt es ja nicht auf Logik an. Hauptsache, es ist ein technisches Gerät, hat ein Display und man kann darauf rumdrücken. Neben diesen Eigenschaften hat Tomtom noch ein weiteres Feature: Es zeigt einem den Weg. Seitdem er es hat, begleitet es uns auf jeder Fahrt, die wir gemeinsam und mit dem Auto unternehmen. Leider haben wir bisher nur Fahrten innerhalb Düsseldorfs gemacht. Also, mal holt er mich von der Arbeit ab, dann fahren wir zum Supermarkt.

Man kann nicht sagen, dass Tomtom unnütz ist. Nein. Durch das Spielzeug habe ich einen schnelleren Weg zur Arbeit gefunden, auch wenn ich dorthin eigentlich meist mit der Bahn fahre. Und wahrscheinlich auch nur noch neunmal. Aber so richtig hilfreich ist es auch nicht. Den Weg zum Supermarkt kenne ich leider sehr genau, Tomtom wollte sogar einen Umweg fahren. Als mich der Mann meines Herzens vor kurzem vom Hauptbahnhof abholte, ließ er mich zehn Minuten in der Kälte stehen, weil das Spielzeug einen viel zu langen Weg angeboten hatte, den er natürlich gefahren ist. Und als wir zu einem Restaurant fahren wollten, brauchte Tomtom sehr lange, um einen wegweisenden Satelliten zu finden. Als er ihn gefunden hatte, hatten wir das Ziel bereits erreicht.

Und dann kam er, der Tag, den er fieberhaft erwartet hatte: Zug fahren mit Tomtom. „Dann kann ich endlich mal sehen, wo wir langfahren“, waren seine Worte und das Glitzern in seinen Augen sagte mir, dass an diesem Tag ein sehr sehnlicher Wunsch in Erfüllung gehen sollte. Aber enttäuschen muss ich euch nun schon: Als er am Abend zurückkam und berichtete, dass Tomtom im Zug wohl ebenfalls keine Satelliten findet, hatte er keine Tränen in den Augen. Obwohl ich fest damit gerechnet hatte.

Grosse Vergleiche

Richard Parson, Chef des weltgrößten Medienkonzerns Time Warner im Handelsblatt-Interview :

Frage: Weltweit bröckeln die Auflagen von Zeitschriften und Zeitungen. Wie sehen Sie die Zukunft Ihrer eigenen Blätter?
Antwort: Warum starben die großen Eisenbahngesellschaften? Sie glaubten, sie wären im Eisenbahngeschäft. Tatsächlich waren sie aber im Transportgeschäft. Wir versuchen, diese Fehler nicht zu machen. Wir sind daher nicht im Magazingeschäft, sondern im Verlagsgeschäft.


Nachtrag:
Hier der Link zum gesamten Interview.

Intime Geständnisse

Aufgrund des spärlich gesäten Schlafs am Wochenende war ich leider nicht in der Lage, ein Buch zu lesen den Tatort im Ersten zu schauen („Der Kölner Tatort?“ – „Och nö.“). Stattdessen wich ich zunächst auf eine Viertelstunde „(T)Raumschiff Surprise“ aus („Hab ich noch nicht gesehen“). Das wurde allerdings so unerträglich, dass mir nichts Anderes übrig blieb (Aufzuklärender Tatort-Mord war bereits gesendet), als auf VOX umzuschalten und das Promi-Dinner zu gucken. Erkenntnis: Michaela Schaffrath trägt seltsame Föhnfrisuren, Jana Ina hat hauptsächlich Fotos von sich und ihrem Freund in ihrer Wohnung hängen, diesen RTL-Moderator, der als Journalist bezeichnet wurde, fand ich erst doof, dann sympathisch und dann wieder doof, weil er fest davon überzeugt war zu gewinnen. Und Joey Kelly hat gewonnen. Immer diese Perfektionisten.