Zeitschriften im Test: Glück

(Eigentlich habe ich ja Angst vor den vielen Google-Suchern, die diese Kritik auf meine Seite locken wird. Aber was soll’s, da muss ich jetzt durch.)

Drei Tage warten und schon hatte ich „Glück“ in meinem Briefkasten. Ein überaus schickes Pornoheft für Mädchen. Kostenpunkt 5 Euro plus 2,50 Euro Versand. Das scheint viel für ein DIN-A5-Heft mit 58 Seiten, ist es aber nicht. Denn in welchem deutschen Magazin bekommt man auf wirklich ästhetische Weise ein bisschen was fürs Köpfchen und fürs Höschen geboten? Eben.

Herausgegeben wird „Glück“ von Elke Kuhlen und Nicole Rüdiger, zwei Kölnerinnen, die den Frauenmagazinmarkt total langweilig finden. Zu recht, übrigens. Deshalb kann man in dem Magazin weder Schmink-, Mode- oder Sextipps lesen. Vielmehr gibt’s ein ganz o.k.es Interview mit Charlotte Roche, die ja aufgrund ihrer Lesungen Penis-Expertin ist (zumindest was Verletzungen angeht), Männer, die über ihre Morgenlatte sprechen, eine Anleitung zum Lick-Job (von Cassandra), ein paar Worte zum Tabu-Thema „Ausfluss“ und vieles mehr. Nicht zu vergessen die „Lecker Jungs“, die uns LeserInnen ihre Körper und Schwänze zeigen. Wobei ich mich immer wieder gefragt habe: Finden wir Mädchens eigentlich die erigierten oder die unerigierten Schwänze leckerer? Und finden wir es wirklich geil, wenn besagte Kerle ihre Schwänze fest mit ihren Händen umschlingen? Beide Fragen habe ich nach längerem Überlegen doch mit „Ja“ beantwortet. Schließlich will ich doch in einem Pornoheft keine langweilig herunterhängenden Pullermänner angucken, dir bei mir eher Mitleid erregen als sonst irgendetwas. Und die „wehende Fahne“ (hoho) ohne Hand anlegen ist dann doch auch langweilig. Angemacht haben mich die Kerle dann aber auch nicht.

Ich empfehle jedem das Pornoheft für Mädchen (los Männers, gönnt eurer Freundin mal was, los Mädels, gebt euch einen Ruck). Auch, weil ich es den beiden Herausgeberinnen gönne, wenn sie mehr als 720 Exemplare verkaufen. Dann nämlich wird es eine dritte Ausgabe von „Glück“ geben. Und die wünsche ich mir.

Das „Glück“ kann man hier bestellen.

Ist Joy Fleming eigentlich auch lesbisch?

Und schon wieder ist es die liebe Lucy, die mich zum Lachen bringt. Weil sie nämlich den „Verdi-Song“ verlinkt hat. Großartiggroßartiggroßartig.

Und jetzt alle: Verdi, Verdi, deine Welt sind die Beheage!

Übrigens lädt der STERN schon wieder zu einer kostenlosen Preview ein. Diesmal für Dienstag, den 14.3., 20 Uhr. Anschauen kann man sich „Transamerica“. In Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt, Freiburg, Hamburg, Hannover, Köln, München und Stuttgart.

Tipp des Tages

Wer sich darüber ärgert, dass auf dem herkömmlichen Postweg keine Briefe mehr eintrudeln, der sollte ein Konto bei der Postbank eröffnen. Täglich ein Brief für mindestens eine Woche. Sehr zu empfehlen.

Nach Jack-Johnson- und Klingelton-Spam ereilt mich derzeit Herpes-Spam. Sind wir also jetzt soweit.

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

Endlich habe ich auch das Buch durchgelesen, welches seit Monaten von allen Seiten so hoch gelobt wird. Zu recht, wie ich finde. Denn Daniel Kehlmann erzählt auf so unterhaltsame und lebendige Weise von der Begegnung der beiden Wissenschaftler Alexander von Humboldt und Carl Friedrich Gauß, dass man ganz schnell vergisst, dass es sich hier um Ereignisse aus dem 19. Jahrhundert handelt. Lesen, meine Lieben. Und am Ende des Buches wisst ihr dann alle, was herauskommt, wenn man die Zahlen von 1 bis 100 aufaddiert. Ohne dass ihr euch tagelang darüber den Kopf zerbrecht. (Falls ihr es nicht schon vorher wusstet. Muss meinen Lesern mehr zutrauen. Oder?)

Wenn der Morrissey auf Tour geht, muss ich den diesmal dringend sehen.

(via)

Nachtrag zu „Dresden“:

Lieber Nico Hoffmann,
ist ja wirklich super, dass du es immer wieder schaffst, diese Zweiteiler für die Fernsehsender (wir erinnern uns: Die Luftbrücke, Die Sturmflut, Dresden u.a.) zu produzieren. Bringt Kohle, die Schauspieler freuen sich über die Präsenz und Quote bringen diese Dinger ja auch immer. Ganz toll. Trotzdem wäre es schön, wenn du bei deinen nächsten Produktionen mal darauf achten könntest, dass ein bisschen Abwechslung in die Drehbücher kommt.

1. Bitte, bitte, keine Betroffenheits-Große-Augen-Einstellungen mehr! Die haben mich sowohl bei Nadja Uhl als auch bei Felicitas Woll nur noch genervt!
2. Bitte, bitte, keine historischen Ereignisse mehr als Vorlage! Hat denn die Gegenwart gar nichts zu bieten?
3. Bitte, bitte, wenn du dich schon an historischen Stoffen versuchst und die Amis und Briten immer ne wichtige Rolle spielen, dann wäre es ganz große Klasse, wenn man die Englischsprachler nicht nur an dem schmucken Haarschnitt und der Lederjacke erkennen würde, sondern die Typen wenigstens deutsch mit englischem Akzent sprechen könnten. Wirkt authentischer, ehrlich, und macht es dem Zuschauer sogar ein bisschen leichter, dem Plot zu folgen, wenn man seine Augen ausnahmsweise mal nicht auf dem Bildschirm hat.
4. Bitte, bitte, keine Zweiteiler mehr! Oder nur dann, wenn es sinnvoll ist. Denn die Geschichte Mann liebt Frau, Frau irgendwie auch aus Mangel an Alternativen, Frau trifft anderen Mann, verliebt sich, muss aber noch ein paar Hürden nehmen, bis sie mit dem neuem Mann glücklich wird, kann man doch wirklich auch in 90 Minuten erzählen.
5. Bitte, bitte, keine Dreiecksgeschichten mehr! Auch nicht in der Kombination Mann-Frau-Frau oder Mann-Mann-Mann oder Frau-Frau-Frau. Danke.

FILM: Requiem

Schlau war es nicht gerade, an einem Samstagabend in das Kino im Medienhafen zu gehen. Lange Schlangen und jede Menge Deppen, die anscheinend nur ins Kino gehen, weil die Angebetete mal wieder wollte oder weil es sich eben so gehört. Bewusst für einen Film scheinen sich aber nur die wenigsten zu entscheiden. Zumindest ein Großteil derer, die sich mit dem Mann meines Herzens und mir „Requiem“ anschauten. Die setzten alles daran, dass der Abend für alle Mitseher zu einem Desaster wurde. So ganz ist das der Prollgruppe hinter uns allerdings nicht gelungen. Obwohl sie bei jedem Auto, was durch den Film fuhr, lautstark den Markennamen artikulierten und bei besonders ruhigen Momenten wie wild in ihrer Popcorntüte wühlten. Oder laut gröhlten, weil die sich ja soooo lustig geküsst haben. Alles in allem fanden die den Film dann natürlich auch scheiße. Ich aber nicht. Ich war einerseits fasziniert. Andererseits, naja, „verstört“ wäre der falsche Begriff, aber zumindest berührt. Und aufgewühlt.
Der Film erzählt die Geschichte der 21-jährigen Michaela, die an Epilepsie erkrankt ist und bei ihren Eltern in einem sehr religiösen Dorf lebt. Wegen ihrer Krankheit musste sie bereits ein Schuljahr aussetzen. Da erhält sie mit der Zulassung zum Studium endlich die Möglichkeit, ihr eigenes Leben zu beginnen. Raus aus dem Dorf nach Tübingen. Sie blüht auf, lernt sogar einen Typen kennen. Doch lange hält dies nicht an, plötzlich hört sie Stimmen. Die Angst vor der Krankheit, die sie glaubte, besiegt zu haben, kehrt zurück. Die Medikamente helfen nicht, sie flüchtet in ihre Religion.
Mit „Requiem“ hat Hans-Christian Schmid einen Film geschaffen, der auf sehr einfühlsame aber auch erschreckende Art und Weise darstellt, wie das junge Mädchen letztendlich an ihrem Glauben und ihrer Sturheit zu Grunde geht. Aus Unwissenheit, Angst und einem unerschütterlichen Glauben. Ein Film, über den man noch eine Weile nachdenken muss. Über die Rolle, die Glauben in einem Leben spielen kann und über diese Selbstverständlichkeit, mit der diese Michaela bereit ist, sich zu opfern.