Über das Aufräumen
Nix für Tagebuchblogs-Hasser!
Hach, aufräumen. Also, nicht im Sinne von dreckige Wäsche an seinen richtigen Platz räumen und endlich mal wieder durchsaugen sondern Aufräumen im Sinne von Regale durchschauen, Überflüssiges entsorgen und Nicht-Überflüssiges gleich mal in eine Kiste packen. So lange ist es ja nicht mehr hin, bis zum Umzug. Begonnen habe ich mit dem Regal, das ich seit meinem Einzug am wenigsten konsultiert habe. Das liegt daran, dass sich darin diverse Uni-Ordner befinden, sogar alte Schulunterlagen habe ich gefunden. Aber auch alte Artikel, Bewerbungsunterlagen, Absagen (Ich bringen es einfach nicht übers Herz, sie wegzuschmeißen, denn wenn ich sie wegschmeiße, kann ich sie, sollte ich irgendwann einmal eine berühmte Journalistin sein, nicht meinen Kindern unter die Nase halten und sagen, hier, schau mal, die blöde Henri-Nannen-Schule hat mich damals abgelehnt!) und Briefe, Geburtstagskarten, Fotos, ach. Wunderbare Briefe und Karten von einem wunderbaren Schreiber, ich glaube, ich habe nie wieder so tolle, kreative und vom Herzen kommende und dennoch witzige Briefe bekommen. Sicher, lag vielleicht auch an dieser Zeit, in der man noch nicht per SMS oder Mail kommuniziert hat. Und während ich in diesen alten Dingen wühle, wünsche ich mir, mal wieder einen Brief zu bekommen. Nein, nicht immer nur Rechnungen, Persönliches, Handgeschriebenes. Dann sitzt man da, wühlt in der Vergangenheit, schmunzelt vor sich hin und denkt an wilde Knutschereien und durchgeschwitzte Betten. Und weiß genau, dass man sich auch bei diesem Umzug nicht von den alten Erinnerungen trennen kann und will. Damit man beim nächsten Umzug wieder auf dem Fußboden sitzen kann. (Oder seinen irgendwann pubertierenden Kindern erzählen kann, was Mutti damals Ende der Neunziger so erlebt.)