Danach

‚Wovon wollen Sie denn träumen‘, fragte mich der gut aussehende Doktor, der gerade die Kanüle in meinem linken Arm platziert hatte. ‚Keine Ahnung‘ antwortete ich und dachte nur, warum er mir jetzt so eine Scheiß-Frage stellen musste. So referierte ich kurz, dass ich heute morgen bereits um sieben wachgeworden bin. Zuvor hatte ich davon geträumt, verschlafen zu haben. All das Hungern und viele Trinken (6 Liter!) war umsonst gewesen. ‚Kommen Sie doch Montag nochmal vorbei‘, hatte mir die Schwester noch gesagt. Scheiß Träume.

Der andere Doktor kam herein und fragte ebenfalls ‚Wovon wollen Sie denn träumen?‘ – Mein Gott, können die sich nicht mal ne andere Frage ausdenken? Ich weiß noch, dass ich den Vorschlag, ich sollte doch von lila Blumen träumen, ziemlich dämlich fand. Doch dann wachte ich schon wieder auf, die Schwester ließ mich die Hose und Schuhe schließen und führte mich in das Aufwachzimmer.

Ging ja schnell.

It’s D-Day, Baby!

Achtung! Es folgt ein politisch korrekter Text im Rahmen der Aktion „Franziskript gegen Darmkrebs.“ Wer das albern, langweilig oder uninteressant findet, sollte morgen wieder kommen.

Was tut man nicht alles für seine Leser! Immer wieder zaubert man Lustiges aus seinem Leben hervor, Trauriges, bereitet es nett auf und versucht sich am Schmunzeln über sich selbst. Der heutige und morgige Tag stehen bei mir ganz im Zeichen meines Darms. Während sich Harald Schmidt alle zwei Jahre eine ordentliche Darmspiegelung gönnt (‚Der Tod sitzt im Darm‘), fang ich halt morgen damit an.

Wer sich über Sinn und Unsinn einer Darmspiegelung informieren möchte, sollte auf einschlägigen Seiten wie beispielsweise darmkrebs.de lesen oder eine geeignete Suchmaschine aufsuchen.

Bevor dieser Akt morgen früh vollzogen wird, muss das Organ vollständig entleert werden. Dafür gibt’s eine nicht besonders leckere Flüssigkeit, die morgens und abends eingenommen werden muss und die zu einem heftigen Murren und Gurgeln in der Magen- und Darmgegend führt. Nach ungefähr einer halben Stunde sorgt diese dafür, dass die Einnehmende dann und wann erschrocken aufspringt und den schnellsten Weg ins Badezimmer wählt.

Wie diese Entleerung dann vollzogen wird, führe ich mal nicht weiter aus, das kann sich jeder selber denken. Und wenn ich dann noch erwähne, dass heute nur noch Flüssignahrung angesagt ist, brauche ich wohl auch nicht auf die Konsistenz des Ausgeschiedenen eingehen.

So, und wie der geneigte Leser bereits ahnt, bin ich also derzeit dabei, immer wieder zwischen Badezimmer und Rest der Wohnung hin und her zu rennen, unterwegs noch schnell ein Schluck aus der Pulle. Fünf Liter sind heute Pflicht, gibt ja auch sonst nix.

Aufmunternde Worte à la ‚Lass es raus, Baby‘ sind in den Kommentaren gern gesehen.

Absolut lesenswert!

‚Und so weiter und so fort, es ist so grotesk schlimm, dass man sich beim Lesen schämt.‘
Genau das hab ich auch gedacht, nur schreiben konnte ich es nicht so gut. Vielen, vielen Dank.

FILM: Lichter

Ort: Grenze zu Polen, diesseits und jenseits. Der Film erzählt viele verschiedene Geschichten von Menschen, dort leben. Zigarettenschmuggler, Übersetzerinnen, Flüchtlinge, die nach Deutschland wollen. Polen, die daran verdienen wollen. Menschen, die helfen wollen. Menschen, die aus der eigenen Not heraus Geld verdienen müssen.

Wunderbare Musik. Wunderbare Charaktere. Guter Film.

Sätze, die die Welt bedeuten (10)

‚Wäre der Grand-Prix-Vorentscheid eine Stadt, dann am ehesten Hannover‘.

(FAZ, S. 9)

Tanzveranstaltungen und so

Wer mich gestern im Zug getroffen hat, sah mich vertieft in meine derzeitige Lektüre. Ein großartiger Erfahrungsbericht mit der einen oder anderen Geschichte über die seltsame Musik, die da samstäglich auf Hochzeiten, Schützenfesten oder anderen Feierlichkeiten dargeboten wird. Und vielleicht finde ich dieses Buch auch nur so gut, weil ich dieses Prozedere selbst das ein oder andere Mal erlebt habe. Eine mittelklassige Coverband spielte in einem Festzelt ihr Repertoire herunter, dazu fließt jede Menge Alkohol. Die, die in einer festen Beziehung sind, knutschten mit ihrem Partner und verdrücken sich rechtzeitig nach Hause. Andere knutschen wild herum und verzogen sich dann und wann nach draußen und die Übrigen waren zu betrunken.

Und immer wenn ich das Buch beiseite gelegt habe, musste ich an ihn denken. Ich weiß nicht, wann ich ihn zum ersten Mal getroffen hatte. Er sah nicht schlecht aus und wie die vielen anderen spielte auch er im örtlichen Fußballverein. Man traf sich meist am Samstagabend in der Disco, wo alle waren. Ein Cola-Korn hier, ein Plausch da. Dazu wildes Hüftenschwingen zu grenzwertigen Hymnen.

Immer wenn ich durch den Ort lief, konnte ich sicher sein, dass ich ihn traf. Er, der nach der Arbeit nichts Besseres zu tun hatte, als mit seinem Auto durch die Straßen zu fahren. Einfach nur fahren, in amerikanischen Serien würde man das wohl aus Cruisen bezeichnen. Später, als er eine Freundin hatte, saß sie oft neben ihm. Sie fuhren ihre Runden und manchmal traf man sie auch laufend. Die beiden schienen füreinander gemacht, für sie war er der erste richtige Freund, für ihn war sie eine der ernsten Geschichten. Sie ging noch zur Schule, er verdiente als Elektriker sein Geld.

Auch als ich aus dem Ort zog, waren die beiden noch zusammen. Auf meinen Stipvisiten sah ihn oft, meist bei seinen täglichen Runden durch die Ortschaft. Immer wenn ich ihn sah, waren seine Oberschenkel dicker geworden, sein Bauchansatz ausgeprägter und sein Gesicht voller. ‚Schade‘, dachte ich damals oft. Und weil der Buschfunk immer noch hervorragend funktionierte, erfuhr ich wiederum ein paar Jahre auch von seinem Ende. Es muss am Ende ihrer Schullaufbahn gewesen sein, als ich davon hörte, dass sie sich von ihm getrennt hat. Klar, wahrscheinlich wollte sie noch einmal was anderes erleben. Wollte studieren gehen. Wegziehen. Oder so.

Einige Tage später war er plötzlich tot. Autounfall. Gegen den Baum.

Sätze, die die Welt bedeuten (9)

‚Having been fucked is no excuse for being fucked up.‘

Dank an Lucy

FILM: The Station Agent

Fin liebt Züge, alte Lokomotiven und Schienen. Alles, was mit der Bahn zu tun hat, übt auf ihn eine Faszination aus. Deshalb liebt er seinen Job in dem kleinen Modelleisenbahnshop. Zugleich leidet Fin an seiner Kleinwüchsigkeit, wegen der er sein Leben lang gehänselt wurde. Als sein bester Freund und Arbeitgeber plötzlich stirbt, erbt er ein Zugwärterhäuschen in New Jersey. Er zieht in die verlassene Gegend, wo er selbst bis zum Supermarkt einen langen Fußmarsch hinter sich bringen muss.

Mit Befremdung nimmt er den Kubaner Joe und die hübsche Olivia wahr, die dort immer wieder seine Nähe suchen. Da er sein Leben lang ob der Hänseleien ein einsames Leben geführt hat, empfindet er das als aufdringlich. Doch die beiden lassen nicht locker und so dauert es nicht lang, bis er Vertrauen fasst.

Endlich mal wieder einer dieser kleinen Filme, die mich wissen lassen, dass es auch jenseits des Mainstreams gute Filme gibt. Es muss nicht immer eine große Handlung sein. Man kann auch so ein gutes Werk abliefern. Mit feinem Humor. Mit Gefühlen, die leise mitschwingen. Die Filme müssen sich nur ganz vorsichtig in das Herz des Zuschauers schleichen und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern. All das geling „The Station Agent“.

Germany 12 Points.

Wie kann man den Beckmann eine „Musik“-Sendung am Samstagabend moderieren lassen? Oder besser: Wie kann man Beckmann überhaupt noch irgendwas moderieren lassen? Oder noch besser: Kann nicht mal einer den Beckmann ganz vom Bildschirm nehmen? Weil ja seine Fußballkommentare leider auch unerträglich sind.

Furchtbar.

Frauen und Bücher

I.
Am Sonntag auch über Bücher geredet. Und Autoren. Vor allem weibliche. Gesagt, dass wir unsere Bücherregale prüfen werden, auf Frauenliteratur. Also nicht Literatur FÜR Frauen, sondern vor allem VON Frauen. Auch wenn das manchmal das selbe ist. Leider. Eigentlich.

II.
Es ist erbärmlich. Nach genauer Prüfung meiner Büchersammlung festgestellt, dass der Großteil meiner Bücher von Männern ist. Mindestens 90 Prozent. Und dass ich von den Büchern von weiblicher Autoren nicht mal alle gelesen habe. ‚Masserberg‘ von der Buschheuer hat mich auf den ersten Seiten gelangweilt – weggelegt. Ein paar Ingrid-Noll-Schinken von meiner Mutter, die sie mir damals mit den Worten ‚Musst du unbedingt lesen‘ in die Hand gedrückt hatte – verstauben ungelesen.

III.
Selbst die Gelesenen sind nicht wirklich zum empfehlen. Jana Hensels Zonenkinder. Dieses blöde ‚Generation Ally‘. Ein Krimi von Minette Walters. Noch einer von Fran Dorf. Uralt. Und peinlich doof.

IV.
Sowieso lese ich eigentlich nie Krimis. Zu konstruiert, zu ich-weiß-auch-nicht. Vielleicht liegt’s an den obligatorischen Leichen, vielleicht an der immer gleichen Struktur. Irgendwas passiert, irgendwas muss aufgeklärt werden. Puh. Ich mag das einfach nicht. Im Fernsehen eigentlich auch nur den Tatort ab und zu. Der Liebe wegen.

V.
In der englischen Ecke entdecke ich dann doch noch eine Frau. Frau Rowling. Bezeichnend? Na, wenigstens auf Englisch.

VI.
Und was ich derzeit lese? Am Wochenende gerade erst das hier beendet. Wieder ein Mann. Und mich gestern dazu entschlossen, für die morgige Zugfahrt was Leichtes zu beginnen. Heinz Strunk soll es sein. Haben Grissemann und Stermann letztens empfohlen. Und er hier.